TK Safe vorgestellt
TK-Versicherte erhalten E-Akte
Die Techniker Krankenkasse hat mit TK-Safe ihre bundesweite elektronische Gesundheitsakte vorgestellt. Patientenschützer und die Verbraucherzentralen pochen auf hohe einheitliche Standards.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Techniker Krankenkasse hat am Dienstag TK-Safe vorgestellt, einen nach eigenen Angaben digitalen Datentresor für ihre Gesundheitsdaten. Versicherte sollen darauf künftig überall und jederzeit mit ihrem Smartphone über die TK-App zugreifen können.
Der neue Service soll es TK-Versicherten ermöglichen, ihre Gesundheits- und Krankheitsdaten strukturiert und übersichtlich an einem Ort zu speichern und selbst zu managen, hieß es bei der Vorstellung in Berlin. Alle relevanten Daten, die der TK über den Versicherten vorlägen, könnten von diesen auch in ihre Akte laden, etwa
- die Impfhistorie,
- eine Auflistung ihrer verschreibungspflichtigen Medikamente
- Übersichten über ihre Arzt- und Zahnarztbesuche inklusive Diagnosen
Zudem ließen sich manuell eigene Daten ergänzen. Zum Beispiel könnten freiverkäufliche Medikamente per Barcodescanner hinzugefügt werden. Auch Arztbriefe oder Röntgenbilder könnten hochgeladen werden.
Entwickelt wurde TK-Safe mit der IBM Deutschland GmbH. Nach dem erfolgreichen Testbetrieb und der offiziellen Vorstellung am Dienstag können sich nach Angaben der Kasse nun TK-Versicherte bundesweit vorab für den erweiterten Anwendertest registrieren.
Umfrage verdeutlicht Interesse an Gesundheitsakte
Die TK verweist zugleich auf eine Umfrage, die FORSA in ihrem Auftrag im Januar gemacht hat. Danach halten drei von vier Befragten einen Datentresor für Gesundheitsinformationen für eine gute Idee.
43 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 70 Jahren zeigten sich zudem überzeugt, dass sie sich in Sachen Gesundheit gut oder sehr gut auskennen. Gut drei Viertel informieren sich digital über Gesundheit.
Allerdings: Von denen, für die das Internet keine relevante Quelle ist, fällt es drei Vierteln (76 Prozent) schwer, seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden.
Weitere Ergebnisse:
- 69 Prozent fehlt es an Vertrauen in Online-Informationen
- 42 Prozent haben Angst vor Panikmache
- 33 Prozent haben Datenschutz-Bedenken.
"Derzeit haben wir völlig überholte, analoge Strukturen, die es Patienten unnötig schwer machen, an ihre eigenen Daten heranzukommen", sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK in einer Pressemitteilung.
Umso mehr freue es ihn, dass das Thema Digitalisierung jetzt auch im Bundesgesundheitsministerium ganz oben auf der Agenda stehe. Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, bis 2021 eine elektronische Patientenakte einzuführen.
Thüringern, Sachsen und Sachsen-Anhaltiner gefällt E-Akte besonders
Die E-Akte stößt in den neuen Bundesländern auf besonders große Zustimmung. 85 Prozent der Befragten in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen gaben an, die Idee gut oder sehr gut zu finden. Hingegen teilten nur 65 Prozent der Interviewten aus Nordrhein-Westfalen diese Meinung (siehe Landkarte).
Patientenschützer bleiben skeptisch
Patientenschützer und die Verbraucherzentralen pochen indessen auf hohe einheitliche Standards bei neuen digitalen Anwendungen mit Gesundheitsdaten.
Das Nutzen einer elektronischen Patientenakte müsse kostenfrei und freiwillig sein, sagte etwa der Gesundheitsexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Kai Vogel, der Deutschen Presse-Agentur.
"Jeder Patient muss die Hoheit über seine Daten behalten." "Insellösungen und Parallelwelten" bei solchen Angeboten, bezeichnete sie als nicht zielführend.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz betonte, nur der Staat könne höchste Sicherheitsstandards garantieren. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) solle daher ein Bundesamt für die Digitalisierung im Gesundheitswesen schaffen, so Vorstand Eugen Brysch. Ein Wildwuchs unterschiedlicher Anbieter werde diesem Anspruch nicht gerecht.
Nach jahrelangem Gezerre um zusätzliche Funktionen der elektronischen Gesundheitskarte will die Bundesregierung bei der Digitalisierung vorankommen. (run)
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