AOK-Heilmittelbericht
TSVG lässt Heilmittelumsätze steigen
Heilmittelerbringer profitieren tatsächlich vom Terminservice- und Versorgungsgesetz: Obwohl sie im Pandemie-Jahr 2020 weniger Leistungen erbracht haben, sind ihre Umsätze gestiegen. So das Ergebnis des aktuellen AOK-Heilmittelberichts.
Veröffentlicht:Berlin. Trotz temporärer Behandlungsrückgänge wurden im Pandemie-Jahr 2020 rund 9,3 Milliarden Euro für Heilmitteltherapien abgerechnet. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Umsatz je GKV-Versicherten ist von 120,70 Euro in 2019 auf 126,90 Euro in 2020 gestiegen, heißt es im aktuellen Heilmittelbericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Ein Plus von rund fünf Prozent. Von 2018 auf 2020 hat sich der durchschnittliche Umsatz je GKV-Versicherten sogar um 27,5 Prozent erhöht.
Gleichzeitig ist aber die Zahl der Behandlungen zurückgegangen: Zählte das WIdO 2019 noch 4,4 Behandlungen pro GKV-Versicherten, waren es im Corona-Jahr 2020 nur noch 4,1 Behandlungen.
„Es gab also insgesamt mehr Geld für weniger Behandlungen“, sagt der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer, Helmut Schröder. „Hinzu kamen noch Mittel aus dem Rettungsschirm für Heilmittelerbringer in Höhe von 814,5 Millionen Euro, die 2020 zum Ausgleich zunächst erwarteter, aber dann doch nicht eingetretener Umsatzeinbrüche infolge der Pandemie an die Heilmittel-Praxen gezahlt wurden und die nicht in die Berechnung eingeflossen sind.“
Bundeseinheitliche Preise sollen Versorgung verbessern
Möglich macht dieses Umsatzplus das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG). Denn mit dem Gesetz sollte auch die Heilmittelversorgung verbessert werden – und zwar indem die Vergütung angepasst wird. Seit Juli 2019 wird daher ein bundesweit einheitlich geltender Preis für die jeweilige Leistung eingesetzt.
Er ergibt sich laut WIdO durch den höchsten Preis, der zuvor in einer Region des Bundesgebiets für die jeweilige Leistungsposition vereinbart worden ist. Diese Höchstpreise sollen Schritt für Schritt durch bundeseinheitliche Versorgungsverträge abgelöst werden, die der GKV-Spitzenverband wiederum mit den Spitzenorganisationen der Heilmittelerbringer abschließt. Auch die Auswirkungen dieser Verträge seien in den Analysen zum Berichtsjahr 2020 noch nicht sichtbar, so das WIdO.
Laut Heilmittelbericht profitieren insbesondere die Podologen von der Neuregelung: Ihre Umsätze je 1000 GKV-Versicherten sind von 2018 auf 2020 um durchschnittlich 34,3 Prozent gestiegen. Diese Umsatzsteigerung ging aber auch mit einem Anstieg der Behandlungsmenge um 7,8 Prozent einher.
In der Ergotherapie betrug die Umsatzsteigerung im gleichen Zeitraum 31,7 Prozent, in der Stimm- Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie 29,4 Prozent, in der Physiotherapie (nach wie vor der vom Verordnungsumfang größte Heilmittelbereich) 26,1 Prozent. (reh)