Aktuelle BKK-Umfrage

Trotz höherer Beiträge: Versicherte rechnen nicht mit besserer Gesundheitsversorgung

85 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Gesundheit und Pflege in den Koalitionsverhandlungen keine Priorität genießen. 82 Prozent wollen Sektoren übergreifende Versorgung.

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„Bei den GKV-Finanzen sitzen wir auf einem Pulverfass“, sagt Anne Kathrin Klemm, Vorständin des BKK-Dachverbands.

„Bei den GKV-Finanzen sitzen wir auf einem Pulverfass“, sagt Anne Kathrin Klemm, Vorständin des BKK-Dachverbands.

© Markus Altmann

Berlin. Die steigenden Beiträge zur Krankenversicherung bereiten den Menschen in Deutschland Sorge. Auch der Blick auf die Situation in der Pflege schafft Frust. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag des BKK-Dachverbands gaben neun von zehn Befragten an, dass sie trotz höherer Kassenbeiträge nicht mit einem Äquivalent an Qualität in der Versorgung rechnen. Beinahe ebenso viele (85 Prozent) gehen davon aus, dass die Themen Gesundheit und Pflege in den laufenden Koalitionsverhandlungen stiefmütterlich behandelt werden. forsa befragte dafür Mitte März 1.000 Menschen im Land.

59 Prozent wünschen sich demnach eine qualitätsabhängige Vergütung für Ärztinnen und Ärzte, 82 Prozent sogar eine Verpflichtung der Sektoren, die Behandlung und Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten gemeinsam und abgestimmt zu erbringen. 77 Prozent fordern, die gesundheitliche Prävention in allen Politikfeldern zu verankern.

Klemm: „Auf dem Pulverfass“

42 Prozent der Befragten sprechen sich in der Umfrage dafür aus, dass Leistungen, die nicht in einem direkten Zusammenhang mit der medizinischen Versorgung stehen, künftig aus Steuermitteln finanziert werden sollen. Dies betrifft unter anderem die medizinische Versorgung von Migrantinnen und Migranten. Knapp doppelt so viele (81 Prozent) sind in diesem Zusammenhang für ein Klagerecht der Krankenkassen vor dem Bundesverfassungsgericht. Diese Möglichkeit haben die Krankenkassen und ihre Verbände momentan nicht. Nur den Versicherten selbst stünde diese Möglichkeit offen.

„Bei den GKV-Finanzen sitzen wir auf einem Pulverfass, und die Lunte ist extrem kurz“, kommentierte die Vorständin des BKK-Dachverbands Anne-Kathrin Klemm die Situation. Den künftigen Koalitionären aus Union und SPD müsse klar sein, dass der Koalitionsvertrag eine „Explosion verhindern und endlich Entlastung für die Versicherten und die Wirtschaft“ bringen müsse, sagte Klemm. Die neue Bundesregierung müsse diese Themen im Koalitionsvertrag adressieren. Ansonsten drohe eine „populistische Schlammschlacht“.

Entlohnung pflegender Angehöriger

Unbehagen empfinden die Befragten auch mit Blick auf die Pflege. 54 Prozent zeigten sich besorgt, im Falle von Pflegebedürftigkeit nicht angemessen versorgt zu werden.

Sogar zehn Prozent mehr noch fürchten sich davor, die Eigenanteile in Pflegeheimen nicht bezahlen zu können. 92 Prozent sprechen sich für eine Entlohnung pflegender Angehöriger aus. (af)

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