Mitten in der Corona-Krise
Trump: USA steigen aus der WHO aus
Schon lange kritisiert US-Präsident Trump die WHO. Er hält sie für eine „Marionette“ Chinas und macht sie für die Ausbreitung des Coronavirus mitverantwortlich. Nun verkündet Trump einen drastischen Schritt - mitten in der Corona-Krise.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Washington. US-Präsident Donald Trump hat ein Ende der Zusammenarbeit seines Landes mit der Weltgesundheitsorganisation WHO verkündet. „Wir werden heute unsere Beziehung zur Weltgesundheitsorganisation beenden“, sagte Trump am späten Freitagabend deutscher Zeit bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Weißen Haus.
Die von den USA der WHO bisher zur Verfügung gestellten Finanzmittel würden für andere globale Gesundheitsprojekte zur Verfügung gestellt, „die dies verdienten“, sagte Trump. Der US-Republikaner hatte der Weltgesundheitsorganisation bereits vor einigen Wochen ein Ultimatum gesetzt.
Die EU-Kommission drängte Trump am Wochenende, seine Entscheidung zu überdenken. Im Kampf gegen das Coronavirus helfe nur globale Zusammenarbeit und Solidarität, erklärte Kommissionschefin Ursula von der Leyen. „Alles, was internationale Ergebnisse schwächt, muss vermieden werden.“ Bundesaußenminister Heiko Maas sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, man brauche „weltweite Kooperation statt nationaler Alleingänge“. Nahezu wortgleich mit Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sprach er von einem „falschen Signal zur falschen Zeit“.
116 Millionen US-Dollar fehlen jetzt
Trump machte die Weltgesundheitsorganisation abermals dafür verantwortlich, dass sich das Coronavirus SARS-CoV-2 so sehr ausbreiten konnte. Die WHO habe Chinas Angaben zu lange vertraut. In einem Brief an deren Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte er vergangene Woche noch verlangt, die Organisation müsse sich innerhalb von 30 Tagen ändern. Was er sich konkret darunter vorstellte, verriet er nicht. Jetzt sagte Trump, die UN-Sonderorganisation habe sich notwendigen Reformen verschlossen.
Dagegen sprachen die 194 Mitgliedsländer der WHO der Organisation auf der Jahrestagung in Genf ihr Vertrauen aus. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte sich bei der Weltgesundheitsversammlung (WHA) gegen den Vorstoß von Trump. Sie nannte die WHO „die legitimierte globale Institution, bei der die Fäden zusammenlaufen“.
Der US-Präsident hatte die WHO-Beiträge bereits im April eingefroren und damit international Kritik auf sich gezogen. Die USA waren bislang wichtigster Geldgeber. In diesem Jahr sollten die Beiträge eigentlich knapp 116 Millionen Dollar betragen – 24 Prozent der direkten staatlichen Zuwendungen an die WHO in Höhe von 489 Millionen US-Dollar in diesem Jahr. Chinas Anteil beträgt dieses Jahr 57 Millionen US-Dollar, die Bundesrepublik Deutschland trägt 29 Millionen US-Dollar bei.
Trump steht in der Corona-Krise selbst schwer unter Druck. Der Republikaner hatte die Gefahr lange heruntergespielt. Inzwischen sind in den USA mehr als 100.000 Menschen nach einer Infektion gestorben. (dpa/nös)