Mitten in der Corona-Krise

Trump: USA steigen aus der WHO aus

Schon lange kritisiert US-Präsident Trump die WHO. Er hält sie für eine „Marionette“ Chinas und macht sie für die Ausbreitung des Coronavirus mitverantwortlich. Nun verkündet Trump einen drastischen Schritt - mitten in der Corona-Krise.

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Donald Trump am Freitag im Rosengarten des Weißen Hauses

Donald Trump am Freitag im Rosengarten des Weißen Hauses

© Alex Brandon/AP/dpa

Washington. US-Präsident Donald Trump hat ein Ende der Zusammenarbeit seines Landes mit der Weltgesundheitsorganisation WHO verkündet. „Wir werden heute unsere Beziehung zur Weltgesundheitsorganisation beenden“, sagte Trump am späten Freitagabend deutscher Zeit bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Weißen Haus.

Die von den USA der WHO bisher zur Verfügung gestellten Finanzmittel würden für andere globale Gesundheitsprojekte zur Verfügung gestellt, „die dies verdienten“, sagte Trump. Der US-Republikaner hatte der Weltgesundheitsorganisation bereits vor einigen Wochen ein Ultimatum gesetzt.

Die EU-Kommission drängte Trump am Wochenende, seine Entscheidung zu überdenken. Im Kampf gegen das Coronavirus helfe nur globale Zusammenarbeit und Solidarität, erklärte Kommissionschefin Ursula von der Leyen. „Alles, was internationale Ergebnisse schwächt, muss vermieden werden.“ Bundesaußenminister Heiko Maas sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, man brauche „weltweite Kooperation statt nationaler Alleingänge“. Nahezu wortgleich mit Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sprach er von einem „falschen Signal zur falschen Zeit“.

116 Millionen US-Dollar fehlen jetzt

Trump machte die Weltgesundheitsorganisation abermals dafür verantwortlich, dass sich das Coronavirus SARS-CoV-2 so sehr ausbreiten konnte. Die WHO habe Chinas Angaben zu lange vertraut. In einem Brief an deren Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte er vergangene Woche noch verlangt, die Organisation müsse sich innerhalb von 30 Tagen ändern. Was er sich konkret darunter vorstellte, verriet er nicht. Jetzt sagte Trump, die UN-Sonderorganisation habe sich notwendigen Reformen verschlossen.

Dagegen sprachen die 194 Mitgliedsländer der WHO der Organisation auf der Jahrestagung in Genf ihr Vertrauen aus. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte sich bei der Weltgesundheitsversammlung (WHA) gegen den Vorstoß von Trump. Sie nannte die WHO „die legitimierte globale Institution, bei der die Fäden zusammenlaufen“.

Der US-Präsident hatte die WHO-Beiträge bereits im April eingefroren und damit international Kritik auf sich gezogen. Die USA waren bislang wichtigster Geldgeber. In diesem Jahr sollten die Beiträge eigentlich knapp 116 Millionen Dollar betragen – 24 Prozent der direkten staatlichen Zuwendungen an die WHO in Höhe von 489 Millionen US-Dollar in diesem Jahr. Chinas Anteil beträgt dieses Jahr 57 Millionen US-Dollar, die Bundesrepublik Deutschland trägt 29 Millionen US-Dollar bei.

Trump steht in der Corona-Krise selbst schwer unter Druck. Der Republikaner hatte die Gefahr lange heruntergespielt. Inzwischen sind in den USA mehr als 100.000 Menschen nach einer Infektion gestorben. (dpa/nös)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 01.06.202020:36 Uhr

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schrie der Dieb auf seiner Flucht, um von seinen Missetaten abzulenken!

Zum Ausgleich sei auf eklatant krankheitsfördende und grob fahrlässige Fehleinschätzung des US-Präsidenten Donald Trump hingewiesen:

"Das US-amerikanische Anti-Seucheninstitut CDC gilt als das beste der Welt. Die USA waren laut "Global Health Security Index" so gut wie kein anderes Land auf eine Pandemie vorbereitet. Sie haben für Katastrophen ihre Protokolle, auch für eine Pandemie.

Aber keinen Notfallplan gegen einen Präsidenten, der eine Gefahr so lange wie möglich ignoriert und verharmlost, weil er es für politisch opportun hält.

"Genau das tat Donald Trump, der damit den wertvollen zeitlichen Vorsprung verplemperte. Mindestens zwei Wochen, da sind sich alle Experten einig, mit denen ntv.de gesprochen hat, hatte er den EU-Staaten für eine konzertierte Krisenreaktion voraus. Das kostet Menschenleben."

Trump behauptete zunächst, er habe das Virus "unter Kontrolle". Er sagte, es würde einfach weggehen. Er kündigte ein Wunder an. In konservativen Kreisen wurde über Panikmache und den "China-Virus" gespottet. Der erste Infizierte im Land wurde am selben Tag wie in Südkorea bestätigt, am 21. Januar. Die Asiaten isolierten und testeten konsequent. Eindringliche Warnungen erreichten das Weiße Haus.

Die USA verhängten zunächst bloß ein Einreiseverbot aus China und überließ Gegenmaßnahmen den Bundesstaaten. Wegen eines bürokratischen Flaschenhalses mangelte es lange flächendeckend an Tests, Schutzmaterialien, Logistik und Expertise in Kliniken und ambulanten Praxis-Einrichtungen in den USA.
(Fortsetzung folgt)

Dr. Thomas Georg Schätzler 01.06.202020:21 Uhr

Bilanz bereits zu einem frühen Zeitpunkt der sich pandemisch ausbreitenden SARS-CoV-2-Infektionen und der COVID-19-Pandemie: Da zählte Südkorea 206 Infizierte und 19 Tote pro Million Einwohner. In den USA waren es 2062 Infizierte und 106 Tote. Wesentlich mehr Menschen starben danach noch in den USA: Weit über 1 Million Infizierte und über 100.000 Tote.

Erst am 18. März zeigte sich Trump erstmals ernsthaft entschlossen und nannte sich einen "Kriegszeitpräsidenten". Doch schon einige Tage später irrlichterte er über die Einschränkungen des öffentlichen Lebens, "die Heilung darf nicht schlimmer sein als das Problem selbst" und wollte die Wirtschaft schon zu Ostern wieder hochfahren. Zuletzt fabulierte er davon, dies mit "totaler Autorität" entscheiden zu dürfen. Er sieht sein großes Wiederwahlargument für den November gefährdet: Den Zustand der Wirtschaft. Die ohnehin hohen Opferzahlen dürften noch von der Dunkelziffer übertroffen werden; so wie etwa im Epizentrum New York City. Dort korrigierten die Behörden zuletzt die Zahlen deutlich nach oben, weil die Menschen unter anderem aus finanzieller Not ohne vorherigen Test zuhause an Covid-19 sterben. Die öffentliche Gesundheitsversorgung ist mangelhaft, Dutzende Millionen US-Amerikaner sind lückenhaft oder gar nicht krankenversichert. Auf all das bereitete Trump das Land nicht vor."

https://www.google.com/amp/s/amp.n-tv.de/politik/So-toedlich-ist-Populismus-in-der-Corona-Krise-article21723854.html

Aktuelle Zahlen:
USA 1.790.191 Erkrankte, 104.383 Verstorbene und 444.758 Genesene.
Weltweit 6.166.978 Erkrankte, 372.099 Verstorbene und 2.642.156 Genesene.
https://www.merkur.de/welt/corona-zahlen-deutschland-usa-italien-tote-infizierte-weltweit-sterberate-aktuell-geheilte-covid-19-zr-13600954.amp.html
Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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