Extreme Hitze und Überschwemmungen

UN-Klimakonferenz richtet Fokus auf Gesundheitskosten des Klimawandels

Extremwetter lässt Morbidität und Mortalität in den betroffenen Regionen steigen. Die Erfolge in der Gesundheitsversorgung ständen auf dem Spiel, warnen Experten im Vorfeld einer UN-Konferenz in Dubai.

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Mit jedem Hochwasser droht die Gefahr von Infektionen. Das Foto entstand in der ostlibyschen Hafenstadt Derna, die Mitte September infolge starker Regenfälle und daraufhin brechender Dämme überflutet wurde.

Mit jedem Hochwasser droht die Gefahr von Infektionen. Das Foto entstand in der ostlibyschen Hafenstadt Derna, die Mitte September infolge starker Regenfälle und daraufhin brechender Dämme überflutet wurde.

© STR/EPA/picture alliance

Berlin. Temperaturanstieg, Luftverschmutzung und steigende Wasserpegel wirken sich auf die Morbidität und Mortalität der betroffenen Bevölkerungen aus. Das bleibt nicht ohne Folgen. „Der Klimawandel wird Jahrzehnte von Fortschritten in der Gesundheitspolitik zunichtemachen“, sagte der für den globalen Süden zuständige Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, der Jordanier Mazen Malkawi, beim World Health Summit in dieser Woche in Berlin.

Die Überschwemmungen im vergangenen Jahr in Pakistan und in diesem in Libyen hätten Zehntausende Gesundheitseinrichtungen zerstört, die den Menschen nun fehlten. Es gebe mehr Cholerafälle. Es komme zu Wanderbewegungen, die wiederum Versorgungsdruck in anderen Regionen ausübten.

Auf der Suche nach der Spur des Geldes

Die Auswirkungen des Klimawandels stehen im Mittelpunkt der bevorstehenden Weltklimakonferenz, die vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai zusammenkommt. Erstmals soll dabei eine globale Standortbestimmung zum Fortschritt der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens vorgenommen werden, wie sie die Staaten 2018 beim Klimagipfel im polnischen Katowice vereinbart haben. Dazu gehört auch, zu überprüfen, ob das eingesetzte Geld hinreichend effektiv eingesetzt wird.

Die bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die körperliche und mentale Gesundheit der Menschen, aber auch auf ihre ärztliche und pflegerische Versorgung werden bei der bevorstehenden Weltklimakonferenz in Dubai eine herausragende Rolle spielen.

Die WHO argumentiert unter anderem damit, dass die ökonomischen Vorteile aufgrund verbesserter Gesundheitsversorgung die Kosten der Länder, um die in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen, klar überträfen. Der menschengemachte Klimawandel kostet nach Angaben der Bundesregierung allein die deutsche Wirtschaft in den nächsten 30 Jahren zwischen 280 und 900 Milliarden Euro. Das sei in etwa so, als finde jedes Jahr eine Katastrophe des Ausmaßes der Ahrflut statt.

Emissionen? Gesundheitssektor ist Teil des Problems

Die Gesundheitsministerin des westafrikanischen Landes Liberia, Dr. Wilhelmina S. Jallah, berichtete beim World Health Summit von zunehmend häufigeren Stürmen und Hochwassern in ihrem Land. Gleichwohl dürfe auch bei der Hilfe die Ziele des Klimaschutzes nicht aus den Augen verloren werden.

Die bislang üblichen dieselbetriebenen Stromgeneratoren sollten zunehmend von Geräten ersetzt werden, die Energie aus regenerativen Quellen erzeugten. In diese Richtung argumentierte auch der Vizepräsident der Rockefeller Foundation Dr. Naveen Rao. Der Gesundheitssektor müsse sauberer werden, der Status quo sei nicht akzeptabel, sagte der US-Amerikaner.

Mit Spenden könne ein Wandel schneller freihändig herbeigeführt werden als über den Markt. Erforderlich sei ein stärkerer Einsatz digitaler Werkzeuge für Ärzte und Pflegekräfte vor Ort. Von Bedeutung seien zudem Screenings von Wasser und Abwasser, um Erreger zu identifizieren und Krankheitswellen vorherzusehen.

In New Delhi ist jede Lunge geschädigt

„Die ökologische Transition ist die bedeutendste soziale Aufgabe des Jahrhunderts“, betonte Belgiens Gesundheitsministerin, Zakia Katthabi. Sie forderte, den Blick auf die Gesundheitsfinanzierung zu ändern. Geld in gesundheitsförderliche Projekte zu stecken, sei keine Ausgabe, sondern ein Investment.

Wie wichtig dieser Perspektivenwechsel sein kann, machte Professor Arvind Kumar von der Lung Care Foundation deutlich. „In New Delhi herrscht solcher Smog, dass es dort keine Nichtraucher gibt“, so Kumar. Städte mit verschmutzter Luft machten sogar Neugeborene zu Nichtrauchern. Dies belegte der Chirurg mit Fotos der Lungen von Kindern, die zerstört waren wie die von erwachsenen Menschen mit langjähriger Nikotinsucht.Karriere. Kumar verwies auf die ökonomische Last der Luftverschmutzung. Viele mögliche Arbeitsstunden von Menschen gingen dadurch verloren.

In diese Richtung argumentierte auch der deutsche Arzt und Entertainer, Dr. Eckart von Hirschhausen. „Es ist nicht fair, die Lösung dieser Probleme in die Zukunft und auf die nächsten Generationen zu verschieben.“ Dabei könne die Menschheit auch alles verlieren, so Hirschhausen. (af)

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