Inflation bekämpfen

US-Präsident Biden deckelt Medikamentenpreise für sozial Schwächere

In den USA sollen Ältere, Menschen mit geringem Einkommen beziehungsweise Behinderungen weniger für Arzneimittel zahlen. Mit dem Inflation Reduction Act sollen so Diabetiker maximal 35 Dollar pro Monat für Insulin aufwenden.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Aufgemerkt: Mit dem Inflation Reduction Act legen sich die US-Demokraten wie Präsident Joseph Biden (Links) und der Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, mit der Pharmaindustrie an.

Aufgemerkt: Mit dem Inflation Reduction Act legen sich die US-Demokraten wie Präsident Joseph Biden (Links) und der Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, mit der Pharmaindustrie an.

© Susan Walsh/AP/dpa

Washington, USA. Nicht nur Deutschland ringt mit den Folgen der hohen Inflation: In den USA hat Präsident Joe Biden (Demokrat) ein Gesetz unterzeichnet, um die Menschen besser vor deren Auswirkungen zu schützen. Das Inflation Reduction Act hat auch Wirkungen auf das Gesundheitssystem: Pharma-Unternehmen könnten durch Preisnachlässe auf Medikamente empfindlich getroffen werden. Dadurch will Biden US-Bürger entlasten und Unternehmen mehr belasten.

Mitarbeiter des Gesundheitsfürsorgeprogramms Medicaid können nun Preise für verschreibungspflichtige Präparate mit den Herstellern verhandeln. Künftig gibt es für Menschen, die von dem Programm profitieren, auch eine Obergrenze, wie viel sie insgesamt pro Jahr für Medikamente zahlen müssen: 2000 US-Dollar. 1,4 Millionen Patienten werden von den neuen Regelungen profitieren, prognostiziert die US-Regierung. 3,3 Millionen Diabetiker mit Medicaid-Unterstützung sollen maximal 35 Dollar im Monat für Insulin aufwenden müssen, so ein Detail im Gesetz.

Durch das Medicaid-Programm profitieren sozial Schwächere, Ältere und Menschen mit Behinderungen von staatlicher Förderung.

Emotionale Begründungen bei Unterzeichnung

Für manchen der Initiatoren scheint der Inflation Reduction Act eine Herzensangelegenheit zu sein: Biden verwies darauf, dass man schon 1972, als er erstmals in den Senat kam, davon sprach, Medikamentenpreise festzusetzen. „Die großen Pharma-Unternehmen haben 100 Millionen Dollar ausgegeben, um dieses Gesetz zu verhindern“, sagte der US-Präsident bei der Unterzeichnung. „Doch wir haben gesiegt“.

Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, verwies gar auf seinen toten Vater und erklärte: „Jahrelang haben die Nein-Sager uns vorgehalten, wir könnten niemals die großen Pharma-Hersteller angehen und die Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente senken – aber genau das haben wir jetzt getan“. 1600 Pharma-Lobbyisten gebe es: Das sei eine Vielzahl der Kongressabgeordneten, so eine Pressemitteilung des Weißen Hauses.

Was steht noch im Inflation Reduction Act?

Mit dem Gesetz setzt die Regierung auch steuerliche Anreize für Solaranlagen und Wärmepumpen: Mit Maßnahmen zur Wärmeisolierung sollen die Bürger weniger Ausgaben haben und gleichzeitig der Klimakrise entgegenwirken. Bis zu 7500 Dollar Nachlass auf die Steuern erhalten zudem Käufer eines E-Autos, wenn dieses in den USA gefertigt wurde. 2030 will die Regierung so eine Gigatonne an Treibhausgasen einsparen.

Weiterhin wollen die Demokraten Steuerschlupflöcher schließen. So sollen Unternehmen mindestens 15 Prozent Steuern auf Gewinne zahlen. Familien mit einem Jahreseinkommen bis zu 400.000 Dollar sollen dagegen „keinen Penny mehr zahlen“, steht es in der bereits erwähnten Mitteilung.

Das Gesetz gilt als großen Erfolg für Biden: Ursprünglich war es noch deutlich ambitionierter, scheiterte aber an innerparteilichen Widerständen – manch einer dachte, dass das Gesetzespaket überhaupt nicht verabschiedet würde. Nach einem Patt im paritätisch besetzten Senat spielte Vizepräsidentin Kamala Harris das Zünglein an der Waage: Bei Gleichheit der Stimmenanzahl im Senat entscheidet eine anwesende Vizepräsidentin mit ihrer Stimme. Bereits im März hatte Biden das Gesetz vor dem Kongress skizziert und Entlastungen für Kranke und Ärmere angekündigt.

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Gastbeitrag

Österreich bleibt für deutsche Medizinstudierende attraktiv

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Expertenkonsensus zum B12-Mangel

© MP Studio / stock.adobe.com

Aktuelle Empfehlungen:

Expertenkonsensus zum B12-Mangel

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Abb. 1: Design der CASPAR-Studie

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2]

Diabetische Polyneuropathie

Capsaicin-Pflaster: Wirkung kann bei Mehrfachanwendung zunehmen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Grünenthal GmbH, Aachen
Abb. 1: Empfohlene Messfrequenz von geschätzter glomerulärer Filtrationsrate (eGFR) und Urin-Albumin-Kreatinin-Verhältnis (UACR) sowie Therapieindikation

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9, 11, 12]

Kardiorenaler Schutz bei Typ-2-Diabetes mit chronischer Nierenerkrankung

Frühe Diagnostik und leitliniengerechte Risikosenkung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Bayer Vital GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!