Rede zur Lage der Nation

Biden vs. Krebs, Diabetes und Opioide

Mehr als COVID-19 und Russland: In seiner jährlichen State of the Union-Rede hat US-Präsident Joe Biden Medizin und Gesundheitspolitik viel Raum gegeben. Mit einem nationalen Programm will er unter anderem Krebs, Diabetes und psychische Krankheiten effektiv bekämpfen.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Viele Aufgaben: US-Präsident Joe Biden formulierte in seiner Rede zur Lage der Nation auch seine gesundheitspolitische Agenda.

Viele Aufgaben: US-Präsident Joe Biden formulierte in seiner Rede zur Lage der Nation auch seine gesundheitspolitische Agenda.

© Jim Lo Scalzo/Pool epa via AP/dpa

Washington. In seiner diesjährigen Rede zur Lage der Nation (englisch: State of the Union) hat US-Präsident Joe Biden auch viele gesundheitspolitische Themen skizziert. Am Mittwoch sprach er vor beiden Kammern des US-Kongresses unter anderem über die Opioid-Problematik, Diabetes und COVID-19, nachdem er zuerst den Krieg gegen die Ukraine und die Lage der amerikanischen Wirtschaft thematisiert hatte.

Die Inflation brachte Biden zu seinem ersten Medizinthema: den Arzneimittelkosten. Der US-Präsident versprach die Kosten verschreibungspflichtiger Präparate zu senken. Als Beispiel führte er Insulin an: Biden verwies auf den 13-Jährigen Joshua Davis im Publikum – dieser und sein Vater hätten Diabetes, wie jeder zehnte Amerikaner. Ein Fläschchen Insulin koste in der Herstellung ungefähr zehn Dollar, aber Menschen „wie Josh und sein Vater zahlen bis zum 30-fachen dafür“, entrüstete sich der Regierungschef.

Bidens Vorschlag: Die Insulin-Kosten für die 200.000 jungen Typ-1-Diabetiker auf 35 Dollar pro Monat zu begrenzen. „Und damit wird es den Arzneimittelunternehmen noch sehr, sehr gut gehen, betrachtet man ihre Gewinnspanne“, so der Präsident unter dem Beifall beider Kammern.

„Mit COVID-19 leben? Niemals!“

Lobende Worte fand er für das Corona-Management: Die USA seien in einem neuen Kapitel im Kampf gegen COVID-19 angekommen, da es seit Juli 2020 nicht mehr so wenige schwere Verläufe gegeben habe. Die Menschen könnten langsam wieder ihr Vor-Pandemie-Leben aufnehmen und sicher zur Arbeit gehen – oftmals sei nicht einmal ein Mundschutz nötig. Dennoch lehnte er den Vorschlag ab, zu eruieren, wie die Nation mit dem Coronavirus leben könne: „Wir werden das Virus weiterhin bekämpfen, wie wir es bei anderen Erkrankungen tun“. Um sich vor möglichen Mutationen zu wappnen, warb Biden für das Impfen.

Pfizers antivirales Corona-Präparat Paxlovid® lobte er, wie auch den Hersteller: Der mache Überstunden, um die Versorgung sicherzustellen. „Ich habe mehr Tabletten bestellt, als irgend sonst jemand in der Welt“, so der Präsident. Zudem würden in der Apotheke positiv Corona-Getestete direkt dort kostenfrei Paxlovid® erhalten (Test-to-treat-Ansatz).

Nationaler Kampf in vier Punkten

Biden schlug Demokraten und Republikanern außerdem ein „unity agenda“ (Einheitsprogramm) mit vier Punkten vor, von denen drei gesundheitspolitische Aspekte betreffen. Als erstes gemeinsames Ziel rief das Staatsoberhaupt dazu auf, die Opioid-Epidemie zu bekämpfen. Er wolle mehr Geld zur Prävention, Behandlung und Schadensminimierung zur Verfügung stellen. Zudem solle die Verschreibung von Opioid-Präparaten eingeschränkt werden und die Einfuhr illegaler Drogen konsequenter unterbunden werden.

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Weiteres Ziel seines Einheitsprogramms sei die Stärkung der psychischen Gesundheit. Schon vor der Corona-Pandemie hätten viele Jugendliche unter Gewalt und (Cyber-)Mobbing gelitten, doch die anwesende Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen habe verdeutlicht, dass „wir die Unternehmen hinter den Sozialen Medien für das Experiment zur Rechenschaft ziehen, das sie wegen des Profits an unseren Kindern verüben“.

Es sei an der Zeit, die Privatsphäre stärker zu schützen, auf Kinder zielende Werbung zu verbieten und Techunternehmen zu untersagen, überhaupt Daten von Kindern zu sammeln. In diesem Kontext sprach sich Biden dafür aus, den Zugang zu psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten zu vereinfachen, indem man die Versicherungsleistungen anpasse.

Zuletzt ging es um den Kampf gegen Krebs, der Biden persönlich am Herzen liegt: Er und seine Frau verloren ihren Sohn Beau 2015, der an einem Hirntumor starb. Innerhalb der nächsten 25 Jahre soll sich die Zahl an Krebstoten in den USA halbieren, so sein bereits bekannter Cancer Moonshot-Plan. „Ich glaube, wir können noch mehr schaffen“, so das Staatsoberhaupt in der Rede zur Lage der Nation.

Deshalb soll der Kongress die Advanced Research Projects Agency for Health finanziell unterstützen: Mit dieser neuen Abteilung am National Institute for Health will Biden die Prävention von Krankheiten – wie Krebs, Diabetes oder Alzheimer – vorantreiben und die Entwicklung von Medikamenten fördern – der US-Präsident hat dafür 6,5 Milliarden Dollar im Haushaltsbudget der nächsten drei Jahre vorgesehen.

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