Verband warnt vor Ausbluten der Geburtshilfe
Die Versicherungsprämien in der Geburtshilfe steigen immer weiter - manche Ärzte müssen Prämien von fast 50.000 Euro bezahlen. Jetzt ruft der Berufsverband der Frauenärzte nach der Politik.
Veröffentlicht:HANNOVER (cben). Kliniken oder Kommunen sollen die Versicherungsprämien der Geburtshilfe in Belegbetten übernehmen. Das hat Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, gefordert.
"Der Ärztemangel ist auch eine politische Angelegenheit. Wo Geburtshilfe fehlt, werden ganze Landstriche entvölkert."
Albring favorisiert das norwegische Modell: "Dort wird das Geburtsrisiko als öffentliches Risiko angesehen und nicht als eines der Ärzte. Entsprechend steht der Staat auch für das finanzielle Risiko mit ein."
Wegen der hohen Haftpflicht-Versicherungsprämien lohnen sich in Deutschland für einen Gynäkologen die Belegbetten in einer Geburtsklinik nicht mehr, sagte Albring der "Ärzte Zeitung".
Zwischen 2008 und 2010 seien die Prämien um 204 Prozent gestiegen, so Verbandsjustiziarin Claudia Halstrick.
Lange Wege zu Geburtskliniken
"Mancher Arzt, der neu anfängt, muss an die 45.000 Euro im Jahr an die Versicherung zahlen", sagt Albring.
Selbst alt gediente Gynäkologen müssten gut 25.000 Euro jährlich auf den Tisch legen, "vorausgesetzt sie sind stets schadenfrei geblieben", so Albring. Die Folge: Etwa die Hälfte der 297 vom Verband befragten Belegärzte hätten als Geburtshelfer aufgehört.
Grund für den Anstieg der Versicherungsprämien sei der medizinische Fortschritt, der geschädigten Kindern ein längeres Leben ermöglicht und so den Versicherungen höhere Kosten verursachten.
Vor allem entscheiden die Gerichte im Zweifel auf immer höhere Schmerzensgelder, Pflege- und Unterhaltskosten, so Juristin Halstrick. "Aber wir erleben auch, dass die Kassen gezielt alte Akten aufarbeiten und auch Elternpaare anschreiben", sagt Halstrick.
Der Verband befürchtet, dass werdende Mütter öfter lange Wege in die Geburtskliniken auf sich nehmen müssen.
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