DAK-Studie

Viele Grundschüler überlastet, gestresst und müde

Einer Studie zufolge können Grundschüler sich heute schlechter konzentrieren als früher. Die DAK investiert 17 Millionen Euro in ein Präventionsprogramm.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Grundschüler könne sich offenbar schlechter konzentrieren als früher.

Grundschüler könne sich offenbar schlechter konzentrieren als früher.

© Getty Images/Hemera

BERLIN. Grundschüler können sich nach Einschätzung ihrer Lehrer heute deutlich schlechter konzentrieren, sind häufiger verhaltensauffällig und haben häufiger motorische Defizite als noch vor zehn Jahren. Das hat die Studie "Gesundheitsfalle Schule" der DAK Gesundheit ergeben, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Für die Studie wurden 500 Lehrer der Klassenstufen 1 bis 6 telefonisch um ihre Einschätzung gebeten. 49 Prozent der Lehrer gaben an, dass die Anzahl der Schüler mit gesundheitlichen Problemen innerhalb der letzten zehn Jahre zugenommen habe, 29 Prozent haben den Eindruck, dass die Anzahl sogar stark zugenommen hat.

Mediale Reizüberflutung

Auffällig war, dass bei allen Fragen Lehrer über 50 die Situation insgesamt schlechter einschätzten als ihre jüngeren Kollegen. So sagten 25 Prozent der über 50-Jährigen, die Zahl der gesundheitsbelasteten Schüler habe stark zugenommen, während die bis 39-jährigen Lehrer lediglich von fünf Prozent sprachen.

Den Hauptgrund für Stress bei Kindern sehen 91 Prozent in der medialen Reizüberflutung. Aber auch der Erwartungsdruck der Eltern, zu wenig selbstbestimmte Zeit mit zu vielen außerschulischen Aktivitäten und hohe Leistungsanforderungen in der Schule werden als Ursachen genannt.

Die DAK nutzte die Präsentation der Studie, um eine Kooperation mit der Initiative "fit4future" der Cleven-Stiftung vorzustellen. "Unsere Studie zeigt, dass Gesundheitsförderung in der Schule dringend nötig ist", sagte DAK-Chef Herbert Rebscher.

Deshalb bekommen die teilnehmenden Grundschulen jede Menge Material an die Hand, mit dem Schüler und Lehrer zu Bewegung angeregt werden können. Zum Beispiel eine Spieltonne mit Sport- und Spielgeräten oder nach Themen strukturierte Bewegungskarten, deren Übungen nachgeturnt werden sollen.

Das Programm beinhaltet auch einen Präventions-Leitfaden mit verschiedenen Aspekten von Gesundheit in der Schule sowie Ernährungskarten zum bewussten Umgang mit Essen und Trinken. Auch eine Box mit Spielen, die das Gehirn anregen sollen, ist Teil von "fit4future".

Präventionsgesetz hilfreich

Das auf drei Jahre angelegte Projektprogramm der Cleven-Stiftung zu Bewegung, Ernährung und "Brain-Fitness" läuft bereits seit 2005. Mitgemacht haben bisher 700 Grund- und Förderschulen in 14 Bundesländern mit über 200.000 Kindern.

Bis Ende 2015 finanzierte die Cleven-Stiftung das Programm selbstständig. "Nun wurden durch das Präventionsgesetz für uns neue Möglichkeiten geschaffen", erklärt Robert Lübenoff, der "fit4future" entwickelt hat. In den nächsten drei Jahren will die Stiftung so 2000 weitere Schulen und zusätzlich 600.000 Kinder erreichen.

Die DAK-Gesundheit nimmt in den kommenden fünf Jahren 17 Millionen Euro zur Förderung des Programms in die Hand. Das Geld stammt aus der im Präventionsgesetz festgeschriebenen Gesundheitsförderung, für die die Kassen ab 2016 pro Versichertem statt wie bisher 3,09 Euro nun knapp sieben Euro pro Jahr aufwenden müssen.

 Schirmherr des Programms ist Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Ski-Rennfahrer Felix Neureuther ist Botschafter der Aktion und sagte, er wünsche den Kindern von heute, dass Sport einen ebenso wichtigen Teil ihres Lebens ausmache wie in seiner Kindheit.

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 28.04.201610:46 Uhr

seriöser Handlungsbedarf für die Gesundheit IN DER SCHULE besteht zweifellos

Beim heutigen Trend zur Ganztagsschule kann man sich nicht auf "Inklusion und Kompetenz" beschränken und alle Probleme in den außerschulischen Bereich abschieben.
Adipositasentwicklung nach OECD-Statistik (BMI>30) :
Deutschland 1998 11,5%, 2003 12,9%, 2009 14,7%, 2013 15,7%
Wir werden galloppierend schlechter!
Die anderen Länder will ich mir ersparen,
natürlich liegt USA weit drüber aber auch sehr viele Länder darunter, mit Japan an der Spitze mit nur 2-3% konstant seit Jahrzehnten.
Deshalb gehört Ernährungslehre und ein obligater Kochkurs in die Schule,
ebenso wie die TÄGLICHE (sportliche) Bewegung, früher richtig "Leibeserziehung" genannt,
eine uralte Forderung um die man sich chronisch drückt.
Hierzu sollte ein gesellschaftlicher Konsens gefunden werden,
wichtiger als Eurorettung, wichtiger als Klimarettung, wichtiger als Krieg gegen alle möglichen fremden Länder, die uns nicht bedrohen und dafür mit Immigranten beglücken, die den "Schulstress" in ungeahnte Höhen katapultieren werden.

Dr. Andreas Wolff 27.04.201615:07 Uhr

Meinungsumfrage - nicht Studie

Das Befragen von 500 Lehrern nach Ihrer (subjektiven) Einschätzung ist sicher keine verwertbare Datengrundlage. Einer Krankenkasse sollte es doch anhand Ihrer eigenen Daten möglich sein zu sagen, ob die Kinder wirklich häufiger krank sind. Sowohl die "Studie" als auch das "fit4future" machen den Eindruck eines blinden Aktionismus mit dem sinnlos Geld verpulvert wird...

Dr. Wolfgang P. Bayerl 27.04.201613:38 Uhr

Die DAK hat richtig erkannt, dass die Kinder in der Schule unterfordert sind, das macht "stress".

Allerdings sollte sie selbst vernünftige Orthographie kennen.
"fit4future" ist das nicht. USA ist wirklich kein Vorbild.

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