Pflexit-Monitor
Viele Pflegekräfte hadern mit der Berufswahl
Echokammer oder objektives Stimmungsbild? Umfragen zur Unzufriedenheit unter Pflegekräften liegen im Trend.
Veröffentlicht:BERLIN. Vor Kurzem erst bestätigte der "Care Klima-Index" den Ruf nach Handlungsbedarf in der Pflege (wir berichteten). Nun legt der Medizinproduktehersteller Paul Hartmann mit einer eigenen Branchenumfrage ("Pflexit-Monitor") nach.
Die jetzt anlässlich des Deutschen Pflegetages (vom 15. bis 17. März in Berlin) mitgeteilten Zahlen resultieren aus einer Online-Erhebung, an der 300 Pflegekräfte teilgenommen haben. Sie zeichnen einmal mehr ein düsteres Stimmungsbild.
Danach gab die Hälfte (54 Prozent) der Befragten an, über einen Ausstieg aus ihrem Beruf nachzudenken. Lediglich 35 Prozent erklärten, dass sie sich bei einer erneuten Berufswahl wieder für die Pflege entscheiden würden.
43 Prozent würden lieber einen anderen Job wählen. Als Hauptgründe für ihre berufliche Unzufriedenheit nannten die befragten Pflegekräfte den "permanenten Personalmangel" (72 Prozent) sowie die "generell hohe Arbeitsbelastung" (57 Prozent).
"Die öffentliche Wahrnehmung für den Pflegebereich ist derzeit sehr hoch. Zu Recht, denn die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass der Pflegeberuf in vielerlei Hinsicht aufgewertet werden muss", kommentiert Dr. Chima Abuba, Geschäftsführer Hartmann Deutschland. Es sei an der Zeit, "den Pflegeberuf in Bezug auf Verantwortung, Gehalt und Ausbildung aufzuwerten".
Aufwertung durch Delegation?
Was die Verantwortung betrifft, dürfte dafür auch in der Bevölkerung breite Zustimmung zu erzielen sein. In einer zusätzlichen repräsentativen Online-Umfrage sprachen sich mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der rund 2000 Teilnehmer dafür aus, Pflegekräften ausgewählte ärztliche Kompetenzen zu übertragen, beispielsweise Infusionen zu legen.
51 Prozent befürworteten, dass Pfleger nach entsprechender Zusatzausbildung auch Rezepte ausstellen dürfen.
Heilkundliche Aufgaben an Pfleger zu delegieren, ist gesetzlich bereits versuchsweise – und das schon seit Jahren – möglich. Die ersten derartigen Modellprojekte seien jedoch "aufgrund eines sehr komplexen Prozesses erst 2020 geplant", berichtet der gesundheitspolitische Sprecher der Hartmann AG, Raimund Koch.