Umfrage zeigt
Viele gesperrte Betten auf Intensivstationen
Weil es an Pflegern und Ärzten mangelt, müssen in vielen deutschen Intensivstationen Betten gesperrt werden, die dann den Patienten nicht zur Verfügung stehen. Das berichten die Stationen selbst.
Veröffentlicht:BERLIN. Vielen Intensivstationen in Deutschland fehlen offenbar Pfleger und Ärzte. Der Mangel sei so groß, dass viele Stationen immer wieder Betten sperren, die dann den kritisch kranken Patienten nicht zur Verfügung stehen.
Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) - und verweist auf die Ergebnisse einer Online-Umfrage unter den Weiterbildungsbefugten der Intensivstationen (Dtsch Arztebl 2018; 115(11)). Rund 445 der 1.036 Weiterbildungsbefugten hätten ihre Antwort übermittelt, hieß es.
Mehr als jede fünfte Intensivstation sperrte täglich Betten
Demnach hätten dreiviertel (76 Prozent) der Intensivstationen, die an der Umfrage teilgenommen haben, in den vergangenen Monaten Betten sperren müssen - in 22 Prozent der Fälle sogar täglich, so die DGIIN. Oftmals seien es zwei Betten (47 Prozent) gewesen. Am häufigsten dauerte die Bettensperrung ein bis vier Tage (32 Prozent).
"Als Gründe für die Bettensperrung gaben knapp die Hälfte der Befragten (43,8 Prozent) den Mangel an Pflegepersonal an, rund ein Fünftel (18,8 Prozent) einen kombinierten Mangel an Ärzten und Pflegenden", erläutert Professor Christian Karagiannidis, leitender Oberarzt an der Lungenklinik Köln-Merheim der Kliniken Köln.
Der Personalmangel führe dazu, dass die Notfallversorgung leide, heißt es in der Mitteilung. Laut DGIIN gaben bei der Befragung lediglich 18 Prozent an, dass die Notfallversorgung durch die Bettensperrung nicht beeinträchtigt gewesen sei.
Weniger Pflegekräfte als empfohlen
Oftmals stünden weniger Pflegekräfte zur Verfügung als vorgeschrieben. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) empfiehlt, dass auf Intensivstationen maximal zwei Patienten von einer Pflegekraft betreut werden sollten. Ausnahmen seien Patienten mit schwerem Organversagen, die jeweils von einer Person betreut werden müssten.
"Tatsächlich muss eine Pflegekraft aber tagsüber 2,5 bis 2,6 Patienten versorgen, nachts sogar durchschnittlich 3,1", sagt DGIN-Generalsekretär Professor Uwe Janssens. Er ist Chefarzt an der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital Eschweiler. (ths)