„Bundeskrankenhausminister“
Virchowbund wirft Lauterbach „ambulante Blindheit“ vor
Vorfahrt für den stationären Sektor, Haus- und Facharztpraxen aufs Abstellgleis gepackt: Virchowbund-Chef Heinrich geht mit der Gesundheitspolitik von Minister Lauterbach scharf ins Gericht.
Veröffentlicht:Berlin. Der Virchowbund hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) „Blindheit“ auf dem ambulanten Auge vorgeworfen. Es gebe dafür etliche „Belege“, sagte Virchowbund-Chef Dr. Dirk Heinrich am Mittwoch.
So würden den Krankenhäusern sechs Milliarden Euro bereitgestellt, um gestiegene Energiekosten aufzufangen. Den Praxen versage der Minister dagegen einen Ausgleich für Inflation und Energiepreisexplosion, monierte Heinrich.
Zudem habe Lauterbach „die Substitution der Hausarztmedizin“ eingeleitet, in dem er etwa das Impfen in Apotheken verlagere und Gesundheitskioske als „paramedizinische Anlaufstellen“ etablieren wolle. Mit seinen Digitalisierungsplänen gehe Lauterbach „den nächsten Schritt“, indem er eine Primärversorgung in Kiosken und Apotheken einzuführen versuche. Ärzte sollten in diesem Szenario nur noch via Telemedizin zugeschaltet sein.
Zwei Gesetze angekündigt
So will Lauterbach der Digitalisierung in Praxen einen kräftigen Schub geben
„Paramedizinische Anlaufstellen“
Scharf ins Gericht geht Heinrich auch mit Äußerungen des Gesundheitsministers beim Krankenhausgipfel Anfang der Woche. Lauterbach habe dort erklärt, dass sich die Krankenhäuser viel stärker für die ambulante Versorgung öffnen müssten und die Ambulantisierung der Augenheilkunde durch niedergelassene Ärzte in der Vergangenheit „unerträglich“ für ihn sei.
„Unerträglich“ sei vielmehr, wie der „Bundeskrankenhausminister“ Lauterbach den ambulanten Bereich mit seinen rund 100.000 Praxen offenbar als Auslaufmodell einstufe und diesen Bereich seit seinem Amtsantritt ignoriere, so Heinrich. Stattdessen denke Lauterbach die gesamte künftige Versorgung vom stationären Sektor aus und lasse damit dem „teuersten und ineffizientesten Sektor den Vortritt“.
Inzwischen sei weder von der Überwindung der Sektorengrenzen noch von verstärkter Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten in Klinik und Praxis mehr die Rede. Profiteure dieser Entwicklung seien Investoren und Träger von Klinikkonzernen, Leidtragende die Patienten, denen „Wartelisten- und Zweiklassenmedizin droht“. (hom)