Mutmaßlicher Pflegebetrug

Vorwürfe sollen nur Spitze des Eisbergs sein

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MÜNCHEN. Die aktuellen Betrugsvorwürfe in der ambulanten Pflege sind nach Ansicht von Experten nur die Spitze eines Eisberges. Das wurde am Montag in München deutlich. Im Bereich der ambulanten Intensivpflege werde "extrem viel Geld bewegt", sagte Christoph Jaschke, Geschäftsführer eines Heimbeatmungsdienstes aus München, dort vor der Presse.

Zugleich handele es bei der ambulanten Intensivpflege um einen völlig unregulierten Bereich, in dem es nicht einmal Abrechnungsziffern gebe.

Auf der Grundlage von Einzelverträgen bezahlten die Kassen pro Patient zwischen 20.000 und 30.000 Euro pro Monat, ohne die Qualität der erbrachten Leistungen zu überprüfen, stellte Jaschke dar.

 Erstaunlich sei, dass trotz vieler Hinweise auf Missstände in diesem Bereich so lange nichts passiert sei.

 Er habe in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt, dass die Verantwortung wechselseitig anderen zugeschoben wurde.

 "Wir haben auch vorher schon auf Missstände hingewiesen. Es hat aber niemand reagiert." Nach Ansicht der SPD-Landtagsabgeordneten Kathrin Sonnenholzner zeigen die Abrechnungsbetrügereien, dass zwar Handlungsbedarf besteht, es gebe aber keinen Grund zu Aktionismus.

Als erste leicht umzusetzende Maßnahme könnten die ambulanten Pflegedienste dazu verpflichtet werden, für leitende Pflegekräfte und deren Stellvertretung ein polizeiliches Führungszeugnis vorzulegen, meinte Sonnenholzner. Notwendig sei auch eine bessere Dokumentation. (sto)

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Kommentare
Dr. Michael Hill 02.05.201620:41 Uhr

Es gebe keinen Grund zu Aktionismus

Ja wenn das so ist, besorge ich gerne ein polizieliches Führungszeugnis wenn es um Beträge von 20-30 TSD Euro monatlich geht in einem Bereich ohne Abrechnungsziffern und Überprüfung. Ambulante Intensivpflege ist in Deutschland im Abrechnungsbereich gleich "black-jack oder Roulette" mit steter Gewinngarantie. Dieses Modell könnte nach Las Vegas exportiert werden und würde auch dort hohen Zuspruch finden!
"Wir haben auch vorher schon auf Missstände hingewiesen. Es hat aber niemand reagiert." Ja warum wohl nicht? Es ist wohl zur Zeit kein Kassenarzt greifbar, der für diese Betrugsmasche verantwortlich zu machen ist.
Das der Ärztemangel so weitreichende Folgen einer "Nichtverantwortlichkeit" in einer Betrugsaffaire nach sich ziehen kann, damit hat auch wohl niemand gerechnet.
Also muß folglich ein neues Gesetz geschaffen werden, das die Unterlassung einer Bescheinigung einer Notwendigkeit einer Intensiv-Versorgung einem ärztlichen Nichtsbescheiniger angelastet werden kann.
Nur so kann das Problem gelöst werden!
Denn reagiert werden kann man anscheinend nur, wenn man populistisch wirkende Schuldiger, hier Ärzte, als Verursacher zu benennen in der Lage ist.
Pflegeeinrichtungen sind "out of topic" und damit medienwirksam uninteressant.

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