Delegation
Wandel der Berufe vollzieht sich langsam
Das tradierte Arztbild verhindert noch immer eine bessere Aufgabenverteilung zwischen den Berufen, glauben Experten. In Rheinland-Pfalz haben drei Krankenhäuser neue Rollenverteilungen im Rahmen eines Modellvorhabens erprobt.
Veröffentlicht:BERLIN. Mehr Modellversuche, in denen die Übertragung ärztlicher Tätigkeit auf nicht-ärztliche Gesundheitsberufe erprobt wird, hat Dr. Rainer Hess gefordert.
Trotz der vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) im Jahr 2011 beschlossenen Richtlinie zur Heilkundeübertragung im Rahmen von Modellvorhaben mangelt es noch immer an solchen Vorhaben und deren Evaluation, betonte der ehemalige GBA Vorsitzende während des Deutschen Pflegetages in Berlin.
"Hemmschuh ist unser tradiertes Arztbild", glaubt Hess. Dabei gehe es insbesondere im Bereich der Pflege darum, den Beruf attraktiver zu gestalten und Pflegekräften wie in vielen anderen europäischen Ländern bereits vorhanden mehr Verantwortung zu übertragen.
Nach dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz wird es eine vollständige Verlagerung ärztlicher Tätigkeiten wie Diagnosestellung, Therapiewahl oder Verschreibung auf nicht-ärztliche Heilberufe nicht geben.
Delegation nicht nur bei Unterversorgung
Allerdings will der Gesetzgeber Modellvorhaben, in denen Substitution erprobt wird, vereinfachen und berufsrechtliche Regelungen hierzu anpassen.
Die Delegation ärztlicher Leistungen wird dagegen leichter als bislang und flächendeckend möglich sein, nicht länger nur in unterversorgten Gebieten, heißt es im GKV-VSG.
Bundesweit bislang einzigartig wurde ein Modellvorhaben zur Neuorganisation der Pflege in Rheinland-Pfalz evaluiert.
Das dortige Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie initiierte bereits frühzeitig im Rahmen der Kampagne "Menschen pflegen" Vorhaben an drei Krankenhäusern, um Arbeitsabläufe und Aufgabenverteilungen zwischen den Berufsgruppen zu optimieren und insbesondere die Verantwortung für Pflegefachpersonen zu stärken.
Qualität unverändert
Die Ergebnisse der Evaluation klingen vielversprechend: Die Qualität der Versorgung blieb weitgehend unverändert. Die Patienten zeigten sich gleichbleibend zufrieden, schilderte Projektleiterin Professor Renate Stemmer von der Katholischen Hochschule Mainz.
Vor allem jene Innovationen wirkten sich positiv aus, die die Wartezeiten von Patienten und Berufsgruppen aufeinander reduzierten. Zudem verbesserte sich das Selbstverständnis der Pflegenden durch die neuen Rollen und die gestiegene Verantwortung.
Ärzte zeigten sich zunehmend zum Dialog mit den Pflegefachkräften bereit, anstehende Entscheidungen konnten sie leichter als zuvor gemeinsam besprechen, berichtete Stemmer. Noch vor Beginn des Projekts schien es nach Ansicht der Projektinitiatoren, als hätten sich sowohl Ärzte als auch Pflegende in ihren konventionellen Rollen eingerichtet.
Das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart setzt auf eine dualen Arbeitsteilung, so Pflegedirektorin Ursula Matzke. Das eröffne Einsparpotenziale.
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