Warum Prothesenwechsel? Register soll Transparenz bringen
Die Ärzte haben die Industrie zum Jagen getragen. Orthopäden, die Hersteller von Endoprothesen und Krankenkassen haben gemeinsam das Endoprothesenregister Deutschland gegründet. Jetzt fiel der Startschuss.
Veröffentlicht:BERLIN. Mit dem Endoprothesenregister Deutschland geht das größte Endoprothesenregister in Europa, möglicherweise weltweit an den Start.
Ziel ist es, fehlerhafte Produkte und Operationsverfahren aufzuspüren und so die Zahl der Revisionen zu drücken. Rund 390.000 Mal haben Operateure in Deutschland im Jahr 2009 Hüft- und Kniegelenke ausgetauscht.
Rund 35.000 Mal mussten die Implantate ausgewechselt werden. "Ein nicht unerheblicher Teil der Wechseloperationen wird schon einige Jahre nach dem ersten Eingriff fällig", sagte Professor Joachim Hassenpflug, Direktor der Klinik für Orthopädie der Uniklinik Schleswig-Holstein und neuerdings auch Geschäftsführer des Endoprothesenregisters in der Unternehmensform einer gemeinnützigen GmbH.
Das Register ist eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Die Fachgesellschaft hat das jetzige Projekt angestoßen.
Drei Besonderheiten strich Hassenpflug heraus: Das Register nutze nur Routine-Abrechnungsdaten, die ohnehin an die Kassen übermittelt würden.
Das Register greife ferner auf die weltweit einmalige Produktdatenbank zurück, die die Industrie zur Verfügung stelle. Drittens sei durch die Einbindung der Orthopädischen Fachgesellschaft die Rückkopplung an die Leistungserbringer gewährleistet.
Die Patienten müssen ihr Einverständnis zur Übermittlung ihrer Daten an das Register geben. Die Kassen leiten die Daten pseudonymisiert an eine Registerstelle weiter. Die ist beim Institut für Qualität und Patientensicherheit BQS angesiedelt.
Effekte erwarten die Beteiligten frühestens Ende 2013. Seine volle Leistung soll das Register in fünf bis sieben Jahren entfalten.
Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass ein funktionierendes Endoprothesenregister die Rate der vermeidbaren Wechseloperationen deutlich senkt. In Schweden sei dieser Wert seit der Einführung des Registers vor 30 Jahren um die Hälfte gesunken.
Auf solche Effekte und die damit verbundenen Einsparungen setzen auch die AOK und die Ersatzkassen, die bislang bei dem Register mit an Bord sind und gemeinsam mit dem BVMed für die Anschubfinanzierung gesorgt haben.
Die Kliniken sind nicht verpflichtet, beim Endoprothesenregister mitzumachen. Er sei optimistisch, dass die Krankenhäuser schon aus Reputationsgründen in das Projekt einstiegen, sagte der Generalsekretär der DGOOC Professor Fritz Uwe Niethard.