Weltklimabericht

Was die Erderwärmung mit unserer Gesundheit macht

Der Weltklimabericht versucht, die komplexen Folgen der Klimaveränderungen für die menschliche Gesundheit nachzuzeichnen. Feststeht: Die größten Verlierer leben in den schon heute ärmsten Ländern.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Schmelzendes Eis: Der Klimawandel macht nicht nur den Tieren zu schaffen.

Schmelzendes Eis: Der Klimawandel macht nicht nur den Tieren zu schaffen.

© McPHOTO / blickwinkel / dpa

YOKOHAMA. Der Klimawandel wird die Gesundheit von Millionen Menschen unmittelbar beeinflussen und vor allem Bevölkerungsgruppen treffen, die schon heute gesundheitliche Nachteile durch extreme Wetterlagen und Klimaveränderungen erleiden.

Darauf weisen die Autoren des 5. Weltklimaberichts hin. Dieser widmet sich in einem eigenen Kapitel den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels.

Bis zur Jahrhundertmitte wird der Klimawandel "mit sehr großer Sicherheit" besonders bereits bestehende Notlagen durch extreme Wetterbedingungen verschärfen, heißt es im Bericht.

Betroffen sein würden vor allem die Regionen, in denen schon heute Menschen an Mangelernährung leiden: "Die größte Last des Klimawandels werden arme Länder zu tragen haben."

Betroffen hiervon seien insbesondere Kinder. Vor diesem Hintergrund betonen die Wissenschaftler, der Ausbau des öffentlichen Gesundheitswesens und ein besseres Katastrophenmanagement seien wirksame Schritte, um die gesundheitsbezogenen Folgen des Klimawandels zu lindern.

Es gibt Grenzen der Anpassung ans Klima

Bei Klimaveränderungen größeren Ausmaßes nach 2050 - der Report geht für einzelne Regionen von Temperatursteigerungen von bis zu sieben Grad Celsius aus - gelte allerdings: "Es gibt Grenzen der gesundheitsbezogenen Anpassung für Menschen."

Teile der Welt könnten dann während mehrerer Monate im Jahr von Höchsttemperaturen betroffen sein, die "physiologische Grenzen überschreiten" und körperliche Arbeit draußen unmöglich machen - mit dramatischen Folgen etwa für die Landwirtschaft.

Die Forscher räumen ein, dass einzelne Regionen, die beispielsweise bisher von extremer Kälte betroffen oder von Überschwemmung bedroht sind, in gewissem Ausmaß von Klimaveränderungen profitieren könnten. Ungeachtet dessen werde der überwiegende Teil der Menschen negativ vom Klimawandel betroffen sein, heißt es im Bericht.

Im Bericht unterschieden werden direkte und indirekte gesundheitliche Folgen des Klimawandels:

Hitze: Die Wissenschaftler nennen es "wahrscheinlich", dass die bisher schon beobachtete Erwärmung die Zahl der Hitzetoten erhöht hat.

Für Europa gehen Studien mit einer "Wahrscheinlichkeit von mehr als 95 Prozent" davon aus, "dass der von Menschen verursachte Klimawandel das Risiko extremer Hitze im Sommer zwischen 1999 und 2008 mindestens vervierfacht hat".

Obwohl es ungewiss bleibt, inwieweit sich Menschen an steigende Temperaturen anpassen können, zeigen sich die Wissenschaftler überzeugt: Der Schaden, der durch mehr Hitzetote entsteht, wird den Entlastungseffekt für Menschen in bisher sehr kalten Regionen überwiegen.

In Australien beispielsweise soll bis zum Jahr 2070 die Zahl der Tage mit "gefährlicher Hitze" von bisher vier bis sechs auf 33 bis 45 Tage im Jahr steigen.

Stürme und Fluten: Der Weltklimabericht geht davon aus, dass mehr Menschen vor allem in Asien, Afrika und Südamerika von Überflutungen betroffen sein werden. Als "sehr wahrscheinlich" gilt, dass die Zahl der Opfer zunehmen wird.

Im Nordwesten Europas, genannt werden unter anderem die Niederlande, Deutschland und Frankreich, wird demnach die Zahl der Stürme zunehmen. Auch verstärkte Deiche und Dämme änderten nichts an den Folgen des steigenden Meeresspiegels: "In manchen Orten wird wahrscheinlich der 'geordnete Rückzug' die nötige Antwort sein".

Übertragbare Krankheiten: Da der Einfluss von Temperatur auf die Entwicklung von Malaria augenscheinlich nicht linear verläuft, könnte auch eine moderate Erwärmung die Verbreitung von Malaria wieder erleichtern.

Dadurch könnten Erfolge im Zurückdrängen der Krankheit wieder zunichte gemacht werden. Charakteristisch sei, dass das Auftreten von Malaria stark von sozioökonomischen Faktoren beeinflusst wird. Davon zeugten lokale Ausbrüche von Malaria in Griechenland, das von Rezession und Kürzungen im Sozial- und Gesundheitssektor betroffen ist.

Klima-sensitiv verhält sich auch die Übertragung beim Dengue-Fieber, das zuletzt weltweit 390 Millionen Menschen jährlich betroffen hat. In dem Maße, wie sich die Regenzeiten beispielsweise in Ländern der Karibik verändern, müssen Präventionsstrategien angepasst werden, um die Übertragung des Erregers zu verhindern.

Je nach unterstelltem Klima-Szenario ist die Zahl der von Malaria bedrohten Menschen extrem unterschiedlich: Im besten Fall - bei weitgehend konstantem Klima - sind im Jahr 2050 rund 1,74 Milliarden Menschen betroffen.

Nach anderen - pessimistischen - Vorhersagen könnten bis zu 5,2 Milliarden Menschen in Risikogebieten leben - bei einer Gesamtbevölkerung von schätzungsweise dann 8,5 Milliarden Menschen.

Ernährung: Der Weltklimabericht hält fest, dass es "wachsende Hinweise" gibt, wonach extreme Wetterlagen - zusammen mit steigenden Energiekosten und Finanzspekulation - die Nahrungsmittelpreise schon in der Vergangenheit erhöht haben. Dies werde auch Auswirkungen auf die Zahl unterernährter Menschen haben, heißt es.

Studien zufolge könnte durch Klimaveränderungen im Jahr 2050 der Ertrag der meisten Feldfrüchte in Entwicklungsländern sinken, sodass die Verfügbarkeit von Kalorien pro Kopf unter das Niveau des Jahres 2000 sinken könnte.

Die Anstrengungen, derer es bedarf, um diese Klimafolgen zu kompensieren, wären gewaltig: Unter anderem müssten die Erträge der Feldfrüchte um 60 Prozent steigen. Insgesamt gehen die Wissenschaftler mit "großer Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass der Klimawandel "substanzielle negative Folgen" für die verfügbare Nahrung und die Unterernährung bei Kindern in Entwicklungsländern haben wird.

Auch für Südeuropa erwartet der Weltklimabericht einen Rückgang der landwirtschaftlichen Erträge - bis hin zur Möglichkeit, dass Europa Nahrungsmittel zusätzlich importieren muss.

Der am Montag im japanischen Yokohama vorgelegte rund 2000 Seiten starke Bericht ist von mehr als 300 Autoren verfasst worden. Es handelt sich dabei um den zweiten von insgesamt drei Teilen des fünften Weltklimaberichts.

Der dritte Teil wird am 13. April in Berlin vorgestellt und wird sich mit den Möglichkeiten beschäftigen, die Erderwärmung zu bremsen.

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 04.04.201416:27 Uhr

Warme Gedanken

Was wird wohl ein Welt-Klima-Bericht, verfaßt von 300 verschiedenen Geistern auf 2000 Seiten, wert sein, wenn es um die gemeinsame Vermeldung globaler Wetterkatastrophen geht?
Kann so etwas überhaupt seriöse Voraussagen beinhalten, wenn bis heute nicht einmal regionale Wetterberichte eine Gültigkeit über eine Woche hinaus haben?
Für mich macht sich jeder Prognostiker verdächtig, der von "Welt"-Hunger- Bevölkerung- Gesundheit- und sogar Klima spricht!
Schließlich geht es jedesmal um erhebliche Unterschiede auf jedem Fleck der Erde, die nicht nur von der gemeinsamen Atmosphäre bestimmt werden. Das betrifft sowohl die Bevölkerungsdichte, die Bodenfruchtbarkeit und natürlich auch das überregionale Klimageschehen, das vor allem von geographischen Gegebenheiten bestimmt wird.
Für mich kann es gar keinen besorgniserregenden "globalen Klimawandel" geben, sondern -wie seit abermillionen von Jahren- lediglich "Klimazonen-Verschiebungen", die wohl vor allem von der abweichenden Umlaufbahn unseres Planeten um die Sonne abhängen dürften.
So sollte man auch den mehrdeutigen Anglizismus "climate change" in´s gute Deutsch übersetzen.
Wie können die Klima-Experten überhaupt "globale" Temperatur-Anstiege vorhersagen, solange es auf der Nord- und Südhalbkugel im Halbjahres-Wechsel Kalt- und Warmzeiten gibt. Die prognostizierten "globalen" 2-7 Grad Celsius "Erderwärmung" bis zum Jahr 2050 sind doch -wie so oft in den Naturwissenschaften- nach m.E. eine unzulässige, rein statistische Mittelwertbestimmung aus einer großen (dynamischen) Variabilät heraus!
Alleine schon wegen der -außerhalb der Tropen- regelmäßig im Jahreszyklus zu messenden plus-und minus Temperaturschwankungen, die damit auch stets klimatisch ausgleichend wirken.
Die Klimaunken sollten den Generator unseres wunderbaren Lebensraumes -die Wirkung der Sonnenenergie - nicht unterschätzen. Der hält bekanntlich den alles Wetter bestimmenden Wasserkreislauf in Gang.
Wo es irgendwo auf der Erde mal vorübergehend ein paar Grad wärmer ist, kommt es auch zu verstärkter Evaporation über den grünen und blauen Flächen unseres Globus. Das führt dann auch wieder zu mehr Niederschlägen und erzeugt bald darauf eine angenehme Verdunstungs-Kälte. Und die konstante Menge des Wassers kann sich im irdischen Bereich weder vermehren, noch in´s Weltall verschwinden.
Und das alles jahreszeitlich perpetuierend, solange wir die Desertifikation der Erdoberfläche vermeiden und die Pflanzenwelt als CO2- Akku, O2-Spender und Ernährungsbasis schützen.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

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