Bewährungsstrafen

Weitergabe von Selbsttötungsmitteln: Senioren in Holland verurteilt

Senioren in den Niederlanden wollten anderen „ein humanes Lebensende in eigener Regie“ ermöglichen. Darf dazu die Vermittlung von Suizid-Mitteln gehören? Ein Gericht verhängt Bewährungsstrafen.

Veröffentlicht:
Aktenordner mit Aufschrift "Sterbehilfe"

Zwei jetzt in den Niederlanden verurteilte Senioren haben nach Überzeugung des Gerichts den Verkauf von „mindestens eintausend Dosen oder noch mehr samt aller damit verbundenen Risiken“ an lebensmüde Menschen ermöglicht.

© nmann77 / stock.adobe.com

Arnheim. Wegen der illegalen Weitergabe von Selbsttötungsmitteln sind in den Niederlanden eine Frau und ein Mann im Rentenalter zu Bewährungsstrafen von einem Jahr beziehungsweise vier Monaten verurteilt worden. Die beiden Senioren hätten den Verkauf von „mindestens eintausend Dosen oder noch mehr samt aller damit verbundenen Risiken“ an lebensmüde Menschen ermöglicht, befand das Gericht in Arnheim laut Angaben der Nachrichtenagentur ANP am Donnerstag.

Mehrere Empfänger des als „Mittel X“ bezeichneten Präparats hätten sich auch tatsächlich umgebracht. Darunter seien „verletzliche, relativ junge Menschen, deren Todeswunsch nicht völlig beständig gewesen zu sein schien“, erklärte der Richter.

Lesen sie auch

Die Staatsanwaltschaft hatte für die Frau und den Mann Haftstrafen von jeweils zweieinhalb Jahren gefordert, wovon ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt werden sollte. Vier weitere Angeklagte wurden freigesprochen.

„Kooperative letzter Wille“ – eine Organisation von über 70-Jährigen

Alle sechs gehören einer Organisation von über 70-Jährigen mit dem Namen „Kooperative letzter Wille“ an, die sich nach eigener Darstellung seit Jahren „im Rahmen des Gesetzes für ein humanes Lebensende in eigener Regie“ einsetzt.

Das Gericht stufte die Vereinigung zwar als „kriminelle Organisation“ ein, erklärte jedoch zugleich, bei deren Mitgliedern habe „das Ideal der Autonomie“ im Vordergrund gestanden. Sie seien keine „Händler des Todes“. Die Verlesung des Urteils wurde mehrfach von Unterstützern der Angeklagten vor dem Gerichtsgebäude mit Sirenen und Sprechchören gestört. Sterbehilfe ist in den Niederlanden nur unter bestimmten medizinisch-ethischen Voraussetzungen und ärztlicher Aufsicht legal. 4,5 Prozent aller Todesfälle in den Niederlanden waren im Vorjahr auf legale Tötung auf Verlangen zurückzuführen.

Der Lieferant des tödlichen „Mittel X“ – ein 31-jähriger Mann aus Eindhoven – war im Juli 2023 zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden, davon 18 Monate auf Bewährung. Laut ANP hatte die jetzt verurteilte Frau im Rahmen ihrer Tätigkeit für die „Kooperative letzter Wille“ organisiert, dass Menschen mit Suizidabsicht mit dem Lieferanten in Kontakt kamen, der ihnen das Präparat dann gegen Bezahlung zuschickte. (dpa)

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Weltgesundheitsorganisation

WHO zieht Bilanz: Deutlich weniger Corona-Tote

Medizinische Hilfe für die Ukraine

Mit Tele-Robotern, Apps und Chatbots gegen Kriegstraumata

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Behandlungstipps

Psoriasis und Komorbiditäten: Welche Therapie wirkt am besten?

Lesetipps
Dr. Carsten Gieseking

© Daniel Reinhardt

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Eine Spritze für eine RSV-Impfung liegt auf dem Tisch.

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Update

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener