Individuelle Beitragssätze
Welche Kasse zugelegt und welche verloren hat
Seit Januar erheben Krankenkassen wieder individuelle Beitragssätze. Hat das dazu geführt, dass viele Versicherte im ersten Quartal 2015 gewechselt sind? Die "Ärzte Zeitung" hat bei den zehn größten Kassen nachgefragt.
Veröffentlicht:KÖLN. Viele Krankenkassen, die mit ihrem Zusatzbeitrag unter dem Durchschnitt von 0,9 Prozent bleiben, können sich über einen leichten Zuwachs an Mitgliedern freuen.
Das zeigen die Entwicklungen in den ersten drei Monaten 2015 - dem ersten Quartal, in dem die Kassen wieder frei über den Beitragssatz bestimmen konnten. Um aus den Zahlen generelle Trends ablesen zu können, ist es aber wohl noch zu früh.
Von den zehn größten Krankenkassen haben in den ersten drei Monaten 2015 sechs neue Mitglieder gewonnen, während vier Rückgänge zu verzeichnen hatten.
Von ihnen erzielte nach einer Umfrage der "Ärzte Zeitung" die AOK Plus den deutlichsten Zuwachs mit plus 1,62 Prozent auf 2,3 Millionen Mitglieder.
Die Kasse liegt mit einem Zusatzbeitrag von 0,3 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt.
TK legt leicht zu
Der Kassenprimus Techniker Krankenkasse (TK) schnitt mit einem Plus von 1,31 Prozent auf 6,8 Millionen Mitglieder ebenfalls gut ab. Auch die AOK Baden-Württemberg (plus 0,40 Prozent auf 3,0 Millionen), die IKK classic (plus 0,18 Prozent auf 2,6 Millionen), die AOK Nordwest (plus 0,15 Prozent auf 2,0 Millionen) und die AOK Niedersachsen (plus 0,34 Prozent auf 1,8 Millionen) konnten ihren Bestand ausbauen.
Der positive Trend ist dabei offensichtlich nicht nur auf den Beitragssatz zurückzuführen. Während die TK, die IKK classic und die AOK Niedersachsen mit einem Zusatzbeitrag von 0,8 Prozent unter dem Durchschnitt von 0,9 Prozent liegen, erheben die AOK Baden-Württemberg und die AOK Nordwest eben jene 0,9 Prozent.
Die vier Großkassen, bei denen im ersten Quartal des Jahres die Zahl der Mitglieder zurückgegangen ist, arbeiten mit einem Zusatzbeitrag von 0,9 Prozent.
Die Barmer verzeichnete ein Minus von 0,34 Prozent auf 6,7 Millionen, die DAK-Gesundheit von 0,5 Prozent (4,9 Millionen), die AOK Bayern von 0,6 Prozent (3,3 Millionen) und die AOK Rheinland/Hamburg von 0,48 Prozent (2,0 Millionen).
Kassen wollen Zahlen nicht überinterpretiert wissen
Manche Kassen warnen davor, die Mitgliederbewegungen zu überinterpretieren. So verweist der Sprecher der Barmer GEK, Athanasios Drougias, darauf, dass bei der Kasse die negative Entwicklung bei den Mitgliedern und Versicherten vor allem auf eine vergleichsweise hohe Zahl von Sterbefällen zurückgeht.
Seit dem 1. Januar habe die Barmer GEK immerhin rund 70.000 Neuaufnahmen bei den zahlenden Mitgliedern verzeichnet.
Drougias‘ Schlussfolgerung: "Die oftmals prognostizierten intensiven Wechselbewegungen aufgrund unterschiedlicher Beitragssätze sind weitgehend ausgeblieben."
André Schall von der AOK Rheinland/Hamburg sieht eine völlig normale Entwicklung zum Jahreswechsel.
Der negative Trend werde sich im Verlauf des Jahres ausgleichen, erwartet er. "Wir rechnen für 2015 fest mit einer positiven Entwicklung bei Mitgliedern und Versicherten."