Der Standpunkt zur Umfrage in Mecklenburg-Vorpommern
Wider den Vorurteilen
Die Studie der Uni Rostock hört mit gängigen Vorurteilen auf und zeigt: Ärzte in Mecklenburg-Vorpommern fühlen sich dort wohl. Jetzt gilt es, die Ergebnisse als eine Steilvorlage zu begreifen, findet Dirk Schnack.
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Mecklenburg-Vorpommern verbinden viele Menschen im Süden und Westen der Republik wohl mit Ostsee, Natur und Urlaub. Negativ festgesetzt haben sich aber auch Begriffe wie Rostock-Lichtenhagen, die Abwanderung junger Menschen oder die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Ganz sicher aber galt Mecklenburg-Vorpommern bislang nicht als ein Land, in dem sich die Hausärzte wohl fühlen. Denn seit Jahren werden in der Küstenregion Ärzte dringend gesucht.
Die Gründe, so schien es, lagen auf der Hand: vielen erschien es zu unattraktiv, in einer ländlichen Region zu arbeiten, in der die Infrastruktur Lücken aufweist, in der immer weniger junge Menschen wohnen und in der die Patienten wegen der hohen Morbidität eine Herausforderung darstellen.
Nicht ganz unschuldig an diesem Bild sind Darstellungen von den dort praktizierenden Ärzten selbst, die - im individuellen Fall zu Recht - öffentlich auf Missstände hinweisen und Defizite wie etwa die Regressbedrohung anprangern.
Die Studie aus Rostock zur Berufszufriedenheit zeigt aber, dass solche Aussagen nicht verallgemeinert werden dürfen. Es ist ein Irrglaube, dass das Leben als Hausarzt im Nordosten unattraktiv sein muss. Bürokratie und Arbeitsbelastung wirken sich in allen Regionen negativ aus, auch an der Ostsee. Aber offenbar ziehen viele der dort niedergelassenen Ärzte positive Energie aus anderen Standortfaktoren wie etwa Freizeitmöglichkeiten auf dem Land.
Die Studie ist eine Steilvorlage für die Standesvertreter. Sie ermöglicht ihnen, mit weit verbreiteten Vorurteilen aufzuräumen und endlich die Werbung in eigener Sache zu intensivieren. Dies wurde lange vernachlässigt. Im Fokus standen meist Auseinandersetzungen um das Honorar. Dass die Hausärzte im Nordosten aber längst besser bezahlt werden als in vielen anderen Regionen, wurde gar nicht wahrgenommen.
Für Ärzte, die sich mit dem Gedanken an eine Niederlassung tragen, gilt deshalb: ein genauer Blick auf die tatsächlichen Standortbedingungen an der Ostsee könnte sich lohnen.
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