Hausärztinnen-Forum
„Wir müssen in Dörfer, in die kein Polizist allein fahren würde“
Der Braunschweiger Hausärzteverband gründet ein Forum für niedergelassene Ärztinnen und solche, die es werden wollen. Welche Herausforderungen haben weibliche Mediziner im Alltag?
Veröffentlicht:Braunschweig. Hausärztinnen wollen sich stärker vernetzen und ihre Repräsentanz in der Öffentlichkeit stärken. Das sagte Dr. Ila Aden, Sprecherin des neu gegründeten Forums Hausärztinnen im Landesverband Braunschweig des Deutschen Hausärzteverbandes. 33 Hausärztinnen hatten sich zur Gründungsveranstaltung in Braunschweig getroffen.
Vorbild für jüngere Ärztinnen
„Wir wollen auch ein Forum sein für Ärztinnen, die dabei sind, sich niederzulassen, für niedergelassene Hausärztinnen, für Studentinnen, die sich überlegen, Hausärztin zu werden. Die Älteren unter uns können Vorbilder werden für die jüngeren. Wir alle brauchen weibliche Vorbilder über Generationen hinweg“, so Aden zur „Ärzte Zeitung“.
Frauen wollen in der Berufspolitik deutlicher wahrgenommen werden. Leider sei es bisher immer noch so, dass Frauen in der Öffentlichkeit eher als treue Versorgerinnen dargestellt werden, denn als berufspolitische Größe, berichteten laut Aden die Teilnehmerinnen. Dabei seien viele Ärztinnen bereit, sich in der Berufspolitik zu engagieren „bereit für neue Wege und neue Organisationsstrukturen.“ In der Berufspolitik werde den Frauen zukünftig die Rolle zukommen, „die ihrer qualitativen und quantitativen Bedeutung entsprechen“, so Aden.
„Problematische Hausbesuche“ sind ein Thema
Marion Charlotte Renneberg, Hausärztin und Vizepräsidentin der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) erklärte in ihrem Beitrag zum Thema Gewalt in der Arztpraxis, es gelte, für das Thema zu sensibilisieren. „Wir wollen deeskalieren aber auch ein Bewusstsein dafür schaffen, wo der Heil- und Hilfsauftrag der Ärztin endet“, ergänzt Aden.
Das Problem tauche auch bei Hausbesuchen auf, die die Ärztinnen allein fahren müssen, erklärt Dr. Kristina Spöhrer, Sprecherin des Niedersächsischen Forums . „Da gibt es noch keine zufriedenstellende flächendeckende Lösung“, sagt Spöhrer. „Wir müssen, wenn ein Notfall gemeldet wird, in Hochhäuser und Dörfer, wo kein Polizist allein hinfahren würde. Wir wollen auf diesen Touren nicht länger alleine fahren, sondern mit medizinisch versierten Fahrern, die uns im Falle von Eskalationen beistehen.“
Spöhrer hofft, „dass sich die Hausärztinnen in Niedersachsen nun landesweit noch besser vernetzen und somit für eine deutlichere Sichtbarkeit in den Regionen sorgen.“ Eine enge Zusammenarbeit und gemeinsame Sitzungen sind deshalb auch mit dem Hausärztinnen-Forum Hamburg geplant. (cben)