Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie

Galenus-Preis 2024: Camzyos® gewinnt in der Kategorie Specialist Care

Mit Mavacamten (Camzyos®) von Bristol Myers Squibb steht erstmals eine Therapie der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM) zur Verfügung, die zielgerichtet an der Pathophysiologie ansetzt. Der „First-in-class“-kardiale Myosin-Inhibitor verhindert die bei HOCM übermäßige Bildung von Aktin-Myosin-Querbrücken. Die Arznei gewinnt den Galenus-Preis in der Kategorie Specialist Care.

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Preisträger und Gastgeber des Galenus-von-Pergamon-Preises 2024 auf der Bühne

Gewinner des Galenus-von-Pergamon-Preises 2024 in der Kategorie Specialist Care: Bristol-Myers Squibb mit Camzyos ®.(V.l.n.r.:) Moderatorin Yve Fehring, Stefan Hofmann, Marketing Director Cardiovascular, Dr. Ingo Abraham, Medical Director Cardiovascular, Professor Erland Erdmann, Vorsitzender der Galenus-Jury und Denis Nößler, Chefredakteur der Ärzte Zeitung.

© Marc-Steffen Unger

Berlin. Die hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (HOCM) ist durch eine chronisch fortschreitende Myokardhypertrophie (meist im Septumbereich) gekennzeichnet, die zu einer Obstruktion im linksventrikulären Ausflusstrakt (LVOT) führt. Es kommt zur diastolischen Dysfunktion mit Störung von Relaxation und Compliance. Ursache ist eine Fehlfunktion der Sarkomere mit übermäßiger Bildung von Aktin-Myosin-Querbrücken.

Mit dem kardialen Myosin-Inhibitor Mavacamten (Camzyos®) gibt es seit Juli 2023 erstmals eine medikamentöse Therapie, die gezielt in den Krankheitsmechanismus eingreift, indem sie die übermäßige Bildung von Myosin-Aktin-Querbrückenverbindungen unterbindet. In diesem Jahr gewann die Arznei den Galenus-von-Pergamon-Preis in der Kategorie Specialist Care.

„Derartiges Wirkprinzip gab es bisher noch nicht“

Das Medikament setzte sich gegen alle anderen Kandidaten durch: „In Studien konnten etwa 80 Prozent der Patienten, die eigentlich eine Op benötigten, medikamentös behandelt werden“, erläuterte Professor Erland Erdmann, Vorsitzender der Galenus-Jury, bei der Preisverleihung in Berlin die Entscheidung der Jury.

Dass ein so großer Teil der Patienten, die eigentlich hätten operiert werden müssen, medikamentös behandelt werden konnten, sei schon allein wichtig, aber es käme noch etwas dazu, ergänzte Erdmann: „Ein derartiges Wirkprinzip gab es bisher noch nicht. Es ist eine echte Innovation.“

Springer Medizin Gala 2024

Die Preisverleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Springer Medizin Charity Awards in Bildern: Impressionen der Springer Medizin Gala 2024.
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Bereit für ein besonderes Event: Am 17. Oktober fand die Springer Medizin Gala 2024 statt.

© David Samuel Vogt

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Wohl gestimmt trafen die Besucher am frühen Donnerstagabend im Axica in Berlin ein - in freudiger Erwartung auf die Preisverleihung.

© David Samuel Vogt

Fürs Fotoalbum konnten sich die Gala-Besucher ablichten lassen.
Fürs Fotoalbum konnten sich die Gala-Besucher ablichten lassen.

© David Samuel Vogt

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Führten gemeinsam durch den Gala-Abend: Die Moderatorin Yve Fehring und Denis Nößler, Chefredakteur der Ärzte Zeitung.

© Marc-Steffen Unger

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Zwei Preise für außergewöhnliche Leistungen: Mit der Galenus-von-Pergamon-Medaille werden herausragende Arzneimittel-Innovationen und pharmazeutische Grundlagenforschung in Deutschland ausgezeichnet. Und mit dem Springer Charity Award wird ehrenamtliches Engagement geehrt.

© Marc-Steffen Unger

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Netzwerken ist in der Forschung wichtig - die Galenus-Gala bietet dafür den richtigen Raum.

© Marc-Steffen Unger

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Die Eröffnungsrede hielt Fabian Kaufmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des Springer Medizin Verlags.

© Marc-Steffen Unger

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Konnte dieses Jahr leider nicht vor Ort sein: Die Schirmherrin des Galenus-von Pergamon-Preises, Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, schickte eine Videobotschaft.

© David Samuel Vogt

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Den Galenus-Preis für Grundlagenforschung erhielt Dr. Marcus Conrad (2.v.r) vom Helmholtz-Zentrum München. Professorin Marianne Dieterich (2.v.l) überreichte die Medaille im Namen der Jury.

© Marc-Steffen Unger

Blick ins Axica in Berlin - zur Gala gehört natürlich ein Dinner.
Blick ins Axica in Berlin - zur Gala gehört natürlich ein Dinner.

© David Samuel Vogt

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20 Jahre stand Professor Erland Erdmann (2.v.l.) an der Spitze der Galenus-Jury. Mit 80 Jahren verabschiedete er sich nun aus seinem Amt. Natürlich nicht ohne Laudatio - diese hielt Fabian Kaufmann.

© Marc-Steffen Unger

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Professorin Monika Kellerer, Jurypräsidentin für den Charity Award und Ärztliche Direktorin am Marienhospital Stuttgart, bei der Laudatio für die Preisträger.

© Marc-Steffen Unger

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Für die Gewinner des Charity Awards geht die Auszeichnung auch mit einem für die Vereine und Initiativen wichtigen Preisgeld einher. Insgesamt werden 60.000 Euro und zusätzlich ein Medienpaket ausgelobt.

© Marc-Steffen Unger

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Freuten sich über den zweiten Preis der Springer Charity Awards: Deborah Scholz-Hehn und Moritz Jägemann von der „Aktion Junge Suchtmedizin“.

© Marc-Steffen Unger

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Erklärte warum es so wichtig ist, dass Suchtmedizin auch Teil der Medizinerausbildung ist: Deborah Scholz-Hehn von der Aktion Junge Suchtmedizin.

© Marc-Steffen Unger

Auf zum Gruppenbild: Die Gewinner der Galenus-Medaillen, die Charity-Award-Preis...
Auf zum Gruppenbild: Die Gewinner der Galenus-Medaillen, die Charity-Award-Preisträger sowie Jury-Mitgliedern und Sponsoren.
Die After-Show-Party bietet Raum für Gespräche.
Die After-Show-Party bietet Raum für Gespräche.

© David Samuel Vogt

Mavacamten wird angewendet bei Erwachsenen zur Therapie der symptomatischen (NYHA-Klasse II – III) HOCM. In der Zulassungsstudie EXPLORER-HCM mit 251 Betroffenen erreichten in der mit dem Myosin-Inhibitor behandelten Gruppe mehr als doppelt so viele Patientinnen und Patienten den kombinierten primären Endpunkt (verbesserte Sauerstoffaufnahme-Kapazität, Reduktion der NYHA-Klasse). Der LVOT-Gradient in Ruhe und Belastung sowie die kardialen Biomarker NT-proBNP und hs-cTnI wurden erheblich reduziert.

Außerdem profitierten die Behandelten von einer im Vergleich zu Placebo signifikanten Verbesserung der mit dem KCCQ-23 CSS (Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire 23-item Clinical Summary Score) erfassten krankheitsspezifischen Lebensqualität.

In Studie: Bei 82 Prozent keine SRT mehr notwendig

In der VALOR-HCM-Studie mit 112 Erwachsenen mit HOCM wurde gezeigt: Eine septale Reduktionstherapie (SRT) kann durch die Therapie mit Mavacamten oft vermieden werden. Die randomisierte placebokontrollierte Phase-III-Studie schloss Erwachsene mit HOCM ein, bei denen trotz maximal verträglicher medikamentöser Therapie weiterhin schwerwiegende Symptome bestanden, und die ein NYHA-Stadium III oder IV oder eine NYHA-Klasse II mit Belastungssynkope oder Präsynkope aufwiesen.

Nach 16 Behandlungswochen war bei 82 Prozent der mit Mavacamten Behandelten keine SRT mehr notwendig. In der Placebogruppe war dies bei 23 Prozent der Fall.

Darüber hinaus verbesserten sich unter dem Myosin-Inhibitor auch relevante Echoparameter sowie die klinische Symptomatik, die Lebensqualität und die kardialen Biomarker. Nach 16 Wochen hatten sich 63 Prozent der mit Mavacamten Behandelten um mindestens eine NYHA-Klasse verbessert, 27 Prozent sogar um zwei oder mehr NYHA-Klassen.

16-wöchige Doppelblindphase

Nach Abschluss der 16-wöchigen Doppelblindphase folgte eine weitere 16-wöchige aktive Behandlungsphase, in der alle Patientinnen und Patienten Mavacamten erhielten. Der Anteil derjenigen, bei denen eine Notwendigkeit für eine SRT vorlag (primärer Studienendpunkt), wurde durch Mavacamten von Woche 16 bis Woche 32 weiter reduziert.

Interimsdaten aus der laufenden Verlängerungsstudie MAVA-LTE bestätigen: Die unter Mavacamten-Therapie erzielten Verbesserungen des LVOT-Gradienten, des NT-proBNP-Spiegels und der NYHA-Klasse sind anhaltend. Ausgewertet wurden die Daten von 231 Patientinnen und Patienten, welche EXPLORER-HCM abgeschlossen haben und seitdem die Mavacamten-Therapie fortführen (mediane Beobachtungszeit 62 Wochen).

Als erster Myosin-Inhibitor wurde Mavacamten im Herbst 2023 in die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zum Management von Kardiomyopathien aufgenommen. Der Gemeinsame Bundesausschuss bestätigte in seinem Beschluss vom 1. Februar 2024 für Mavacamten einen beträchtlichen Zusatznutzen. Dieser basiert insbesondere auf den Vorteilen von Mavacamten hinsichtlich Morbidität, Symptomatik sowie der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. (kw/eb)

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