Krankenhausplanung in NRW

ÄKWL nimmt Weiterbildung und regionale Versorgung in den Fokus

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe steht hinter der neuen Krankenhausplanung in NRW. Bei Themen wie den Auswirkungen auf die Weiterbildung hat sie aber noch Gesprächsbedarf.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Wir stellen uns die Frage, ob die Weiterbildung weiterhin in dem Umfang stattfinden kann wie bislang: Dr. Hans-Albert gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe.

Wir stellen uns die Frage, ob die Weiterbildung weiterhin in dem Umfang stattfinden kann wie bislang: Dr. Hans-Albert gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Münster. Bei der Bewertung der neuen Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen hat für die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) eine Frage eine zentrale Bedeutung: Wie wirkt sich die künftige Planung auf die ärztliche Weiterbildung und die Versorgung vor Ort aus? Das betonte ÄKWL-Präsident Dr. Hans-Albert Gehle vor Journalisten beim Sommergespräch der Kammer in Münster.

„Mit dem neuen Krankenhausplan kommt es zu Veränderungen, die tief in die Strukturen eingreifen“, sagte er. Dass Änderungen im stationären Sektor notwendig sind, steht für ihn außer Frage. Bei der konkreten Ausgestaltung habe die Kammer aber an der einen oder anderen Stelle noch Gesprächsbedarf.

Gehle begrüßte, dass das Landesgesundheitsministerium ausdrücklich darum bittet, per Eingaben auf Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen – und die entsprechenden Anmerkungen offenbar auch ernst nimmt.

Bei der künftigen Ausgestaltung der Weiterbildung ist noch vieles unklar

„Wir brauchen eine ausgewogene Versorgung in der Fläche“, nannte Gehle ein zentrales Kriterium. Deshalb prüfe die ÄKWL, ob die Krankenhäuser tatsächlich bei einzelnen Krankheitsbildern auch in Zukunft noch in angemessener Zeit erreicht werden können.

„Wir stellen uns die Frage, ob die Weiterbildung weiterhin in dem Umfang stattfinden kann wie bislang“, sagte der ÄKWL-Präsident. Seine Befürchtung: Durch die Konzentration der Leistungen auf weniger Krankenhäuser könne die Weiterbildung zersplittert werden. „Eine gestückelte Weiterbildung ist nicht mehr das, was die Kolleginnen und Kollegen wollen“, erläuterte Gehle. „Sie wollen eine Weiterbildung aus einer Hand, die über mehrere Jahre gestaltet ist.“

Nach der neuen Planung werden die Leistungen bei weniger Trägern konzentriert. „Die Assistenzärztinnen und Assistenzärzte müssen dann dahin gehen, wo die Leistungen sind.“ Bedeute das, dass sie dann bei ihren bisherigen Arbeitgebern kündigen? Noch sei unklar, wie das vertraglich geregelt werden soll.

Die Probleme könnten sicherlich gelöst werden, aber dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen. „Der Gesetzgeber muss Möglichkeiten schaffen, dass das einfach zu gestalten ist“, so Gehle.

„Wir haben Angst, dass uns der Bund in die Planung reingrätscht“

ÄKWL-Vizepräsident Dr. Klaus Reinhardt wies darauf hin, dass die Leistungsgruppen der Krankenhausplanung nicht den medizinischen entsprechen, an denen sich die Weiterbildung orientiert. „Wir gucken als Kammer genau darauf, ob die Zusammenhänge stimmen.“

Grundsätzlich halten Gehle und Reinhardt die Ausrichtung der künftigen Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen für richtig. Deshalb beobachten sie die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Klinikreform auf Bundesebene mit Skepsis. „Wir haben Angst, dass uns der Bund in die Planung reingrätscht“, sagte Gehle.

Auf der Bundesebene gebe es das Vorurteil, dass das NRW-Konzept oberflächlich sei und der Bund konkreter werde, sagte der Ärztliche Geschäftsführer der ÄKWL Dr. Markus Wenning. „Das ist eindeutig falsch.“ Die ÄKWL habe den Krankenhausplan NRW und den Kabinettsentwurf zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz in einer Synopse gegenüberstellt. „Dabei kann man sehen, dass in Berlin manches nicht verstanden worden ist“, betonte Wenning.

ÄKWL-Vize und Bundesärztekammerpräsident Reinhardt hat den Eindruck, dass im Bundesgesundheitsministerium inzwischen der eine oder andere feststellt, dass die Reform in NRW viel ernster gemeint sei, als man gedacht habe. „Sie sehen langsam, dass hier nicht unerhebliche Änderungen stattfinden werden“, sagte er.

Bei der Vorbereitung auf die Umstellung durch die NRW-Krankenhausreform sei in den Kliniken nicht alles gut gelaufen, bemängelte ÄKWL-Präsident Gehle. So hätten sich die Ökonomen in den Häusern zu sehr darauf fokussiert, welche Leistungen sie gern in ihren Häusern haben wollen und dabei den ärztlichen Sachverstand und die Versorgung in der Region außer Acht gelassen. „Es hätte bei den Kolleginnen und Kollegen mehr Verständnis gegeben, wenn sie durch die Geschäftsführungen mitgenommen worden wären“, sagte Gehle.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nach Bundesrats-Votum

Unterschiedliche Reaktionen auf beschlossene Klinikreform

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Kommentare
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!