Cornelia Jäger
"Anfangs hatte ich Bedenken, ‚nur Hausarzt‘ zu werden"
Cornelia Jäger hat sich entschieden, Hausärztin zu werden. Manchmal, so offenbart sie, hatte sie während ihrer Weiterbildung Zweifel - und manchmal sogar Nachteile. Für die "Ärzte Zeitung" blickt sie auf ihre sechseinhalb Jahre in der Facharztausbildung zurück.
Veröffentlicht:Cornelia Jäger ist 33 Jahre alt, Fachärztin für Allgemeinmedizin und arbeitet derzeit in der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg.
Sie will regelmäßig für die "Ärzte Zeitung" aus ihrem Berufsleben berichten.
HEIDELBERG. "Die Urkunde kommt dann per Post". Wenig feierlich verkündet mir der Vorsitzende, dass ich das "Fachgespräch" zur Fachärztin für Allgemeinmedizin bestanden habe.
Ein wichtiger Meilenstein in meinem Berufsleben ist geschafft. Mir fällt ein großer Stein vom Herzen. Erleichtert will ich nun auf die bisherige Wegstrecke zurückblicken.
Zur Allgemeinmedizin habe ich bereits während des Studiums an der Goethe-Universität Frankfurt gefunden. Damals begann ich mich, inspiriert durch Praktika in Togo und Ruanda, für Public Health-Themen zu interessieren.
Nicht nur einzelne Menschen zu behandeln, sondern auch die Strukturen, die zu Krankheit führen, zu verändern, schien mir extrem sinnvoll.
Eine Doktorarbeit mit Public-Health-Bezug fand ich im Frankfurter Institut für Allgemeinmedizin, wo ich erstmals mit der wissenschaftlichen, universitären Allgemeinmedizin in Berührung kam. Die Zeit meiner Promotion war für mich sehr prägend und hat meine Berufswahl sicher maßgeblich beeinflusst.
"Outing" als Wahl-Hausärztin brachte manchmal Nachteile
Nach dem Studium führten mich private Gründe und die Verbundweiterbildungplus (VBWplus) nach Heidelberg. Die Aussicht auf eine fundierte Weiterbildung in verschiedenen Fachbereichen überwog meine anfänglichen Bedenken, "nur Hausarzt" zu werden.
Über die VBWplus wurden mir nicht nur Rotationen in die Innere Medizin, die Versorgungsforschung, die Psychiatrie, Chirurgie und in eine Hausarztpraxis vermittelt, sondern ich fand dort auch immer einen Ansprechpartner - etwa wenn ich Zweifel hatte, ob diese Facharztausbildung wirklich der richtige Weg für mich war.
Denn mein "Outing" als Wahl-Hausärztin brachte manchmal auch Nachteile mit sich. "Das lohnt sich doch für Sie gar nicht, Sie gehen ja bald wieder", bekam ich öfter zu hören, wenn es zum Beispiel um Fortbildungswünsche ging.
Auch das Gefühl, nach jeder Rotation wieder neu und Anfänger zu sein, während ehemalige Kommilitonen in anderen Fachgebieten kontinuierlich mehr Verantwortung übernahmen, war manchmal schwierig.
Gut ausgebildete Generalistin
Junge Ärzte in Fokus
Mit einer neuen Themen-Seite will die "Ärzte Zeitung" vermehrt junge Ärzte in Studium und Weiterbildung in den Blick nehmen.
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Die Fortbildungen und der Austausch mit allgemeinmedizinischen Kollegen in der VBWplus gaben der von mir anfangs als bruchstückhaft erlebten Weiterbildung Kontinuität und Berechtigung.
Erst in meinem letzten Weiterbildungsabschnitt in einer Praxis merkte ich, wie gut mich dieser Ausbildungsweg auf die Arbeit als Hausärztin vorbereitet hatte und dass auch ich Spezialistin in meinem Gebiet geworden war.
Meine begleitende wissenschaftliche Tätigkeit in der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Uniklinikums Heidelberg, in deren Rahmen ich unter anderem ein Forschungsprojekt zum Thema Polypharmakotherapie betreute, Studenten unterrichtete, Fortbildungen ausarbeitete und Flüchtlinge medizinisch betreute, hat mir zudem das breite Spektrum an interessanten Tätigkeiten gezeigt, die einem Allgemeinmediziner offenstehen.
Ich blicke sehr zufrieden auf meine Weiterbildungszeit zurück und als gut ausgebildete Generalistin auch sorgenfrei in die Zukunft.