Rhein-Sieg
Asklepios-Kinderklinik droht mit Schließung
Die Kinderklinik Sankt Augustin steht nach dem angekündigten Wechsel zweier Chefärzte an ein Kinderherzzentrum möglicherweise vor dem Aus. Die Klinik spricht von Planungsfehlern.
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Wird der bunte Schriftzug bald abgehängt? Die Kinderklinik Sankt Augustin hat Fördermittel zu ihrer Schließung beantragt.
© Kinderklinik Sankt Augustin GmbH
KÖLN. Die Kinderklinik Sankt Augustin zieht demonstrativ die Notbremse. Das zur privaten Asklepios-Gruppe gehörende Krankenhaus hat beim Strukturfonds des Landes Fördermittel zur Schließung der Klinik oder einzelner Abteilungen beantragt. Außerdem bietet Asklepios das Haus dem Rhein-Sieg Kreis oder dem Land für einen Euro zum Kauf an.
Die Kinderklinik sieht sich durch den Aufbau eines Herz- und Eltern-Kind-Zentrums an der nahe gelegenen Universitätsklinik Bonn in der Existenz bedroht (wir berichteten). Seit zwei Chefärzte des an der Kinderklinik angesiedelten Deutschen Kinderherzzentrums für den Herbst den Wechsel nach Bonn angekündigt haben, schlagen die Sankt Augustiner Alarm. Im Gefolge der beiden Mediziner wollen weitere Ärzte sowie Pflegekräfte die Kinderklinik verlassen, Asklepios spricht von rund 70 Kündigungen.
Wichtigster Zweig bricht weg
Die Klinikgruppe hält die Konkurrenz durch den mit Landesmitteln geförderten Neubau in Bonn für unfair. Der Kinderklinik breche dadurch der wichtigste Zweig weg, sagt Geschäftsführer Uwe Jansen. Das Haus erzielt 45 Prozent der Erlöse mit dem Kinderherzzentrum. „Das Land hat mit dem Neubau der Universitätsklinik Fakten zu unseren Lasten geschaffen und gleichzeitig öffentlich erklärt, dass zwei Kinderherzzentren in räumlicher Nähe von Sankt Augustin und Bonn nicht sinnvoll sind“, kritisiert Jansen.
Die Klinik sieht nach seinen Angaben in einer medizinischen Neuausrichtung keine Chance, den Erlöseinbruch zu kompensieren. Dem Kinderkrankenhaus sei die Existenzgrundlage entzogen, betont der Geschäftsführer. Er wirft dem Land vor, „Strukturpolitik durch die Hintertür“ gemacht zu haben, um die Krankenhauslandschaft in der Region zu bereinigen.
„Aus eigener Kraft wird die Klinik somit nicht mehr überleben können“, sagt er. Deshalb hat sich Asklepios entschieden, Mittel aus dem Strukturfonds für die Schließung des ganzen Hauses oder alternativ der Kinderherzchirurgie und der Kinderkardiologie zu beantragen. Auch der Verkauf sei eine Option. Asklepios sei bereit, die Kinderklinik an den Rhein-Sieg Kreis oder das Land zu verkaufen – für den symbolischen Preis von einem Euro.
Fehlplanung kritisiert
Gleichzeitig hat das Unternehmen beim Land Nordrhein-Westfalen Akteneinsicht im Zusammenhang mit dem Bonner Neubau und den Konsequenzen für das Deutsche Kinderherzzentrum beantragt. Dabei geht es sowohl um die Förderung der Uniklinik und die Nicht-Bewilligung von Fördermitteln für die Kinderklinik als auch um die Personal-Abwerbung durch die Uniklinik. Jansen: „Wir möchten auf diesem Weg Klarheit und Transparenz erlangen, wie es zu einem solchen krankenhausplanerischen Fehler kommen konnte, zwei Kinderherzzentren in unmittelbarer Nachbarschaft vorzusehen.“
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