Iran

Aufbruchstimmung bei deutschen MedTech-Anbietern

Nach der im Juli mit dem Iran erzielten Einigung im Atomstreit ist ein Ende der Sanktionen nun endlich in Sicht. Der Markt verspricht deutschen Medizintechnikunternehmen wieder ein großes Potenzial.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Die Flaggen sind schon gehisst: Teheran wartet auf ausländische Geschäftspartner.

Die Flaggen sind schon gehisst: Teheran wartet auf ausländische Geschäftspartner.

© Borna_Mir / Fotolia.com

BERLIN/TEHERAN. Die aktuellen Entwicklungen in Iran und die sich dort ergebenden Geschäftschancen ziehen immer mehr das Augenmerk deutscher Medizintechnikanbieter auf sich, wie der Deutsche Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien (Spectaris) beobachtet.

Im Januar 2016 werde die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Brigitte Zypries mit einer Delegation aus dem Bereich Gesundheitswirtschaft in den Iran reisen.

Unternehmen, die teilnehmen möchten, könnten ihre Interessenbekundung an dieser Delegationsreise über den Verband einreichen.

Großer Nachholbedarf

Hintergrund der Iran-Euphorie in der deutschen Wirtschaft ist die in Wien im Juli nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Regime in Teheran erzielte Einigung im Atomstreit.

Der gemeinsam beschlossene "Joint Comprehensive Plan of Action" (JCPOA) soll sicherstellen, dass das iranische Atomprogramm ausschließlich zivile Ziele verfolgt und nicht zur Herstellung der Atombombe genutzt werden kann.

Dafür haben die Vertragsparteien sich zum stufenweisen Abbau der nationalen und internationalen Sanktionen verpflichtet.

"Mit der schrittweisen Aufhebung der Wirtschaftssanktionen wird die deutsche Industrie ihren Beitrag dazu leisten, den Iran wieder in die internationale Gemeinschaft zu integrieren", unterstrich im Juli Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

Der Nachholbedarf bei der Modernisierung der Industrie-Infrastruktur des Landes sei groß. Unter anderem biete die Gesundheitswirtschaft der deutschen Industrie viel Potenzial, bekräftigte Grillo.

Auch Spectaris ist der Überzeugung, dass der iranische Markt große Absatzmöglichkeiten für die deutsche Hightech-Industrie bereit hält.

Um diese zu nutzen, sei es aber gerade im Falle Irans wichtig, sich intensiv mit den Besonderheiten dieses Marktes auseinanderzusetzen. Entscheidendes Kriterium für die erfolgreiche Marktbearbeitung sei auch für deutsche Unternehmen die Wahl des richtigen Händlers.

Lob spricht der Industrieverband dem Wirtschaftsministerium aus, das sehr früh die Bedeutung des iranischen Markts erkannt habe.

Aus diesem Grund habe Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel gleich nach Unterzeichnung des gemeinsamen Übereinkommens den Iran besucht und sich für die Normalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen mit dem persischen Land ausgesprochen.

"Made in Germany" hoch im Kurs

Nach Einschätzung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ist mit einer umfassenden Sanktionsaufhebung allerdings nicht vor dem ersten Quartal 2016 zu rechnen.

Produkte "Made in Germany" genießen bei den Iranern - wie überhaupt in der Region des Mittleren und Nahen Ostens - ein sehr gutes Ansehen. Deutschland galt stets als der wichtigste Lieferant im Bereich der Medizintechnik.

Hoffnung auf konkrete Geschäftsanbahnungen setzen Unternehmen nicht nur auf Delegationsreisen verschiedener Verbände, sondern auch auf die vom 15. bis 18. Mai 2016 in Teheran stattfindende 19. Iran Health International Exhibition, die größte Veranstaltung für die Gesundheitswirtschaft im Iran.

Der Messedienstleister IEC organisiert auf der internationalen Fachmesse für medizinische -, Dental- und Laborausrüstung, pharmazeutische Produkte und Gesundheitsservices einen privaten Gemeinschaftsstand Deutschland.

Von den gegen Iran seitens der EU und den USA verhängten Sanktionen waren Lieferungen medizintechnischer Produkte stets ausgeschlossen.

Ausländische Unternehmen hatten Persien jedoch den Rücken gekehrt, da sie aufgrund der Sanktionen Behinderungen im Zahlungsverkehr mit Iran ausgesetzt waren.

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