Tipps für Anleger
Bei Ethik-Fonds genau hinschauen
Geldanlage mit gutem Gewissen? Ethik-Fonds glänzen teils mit hohen Erträgen. Allerdings entsprechen die Investmentkriterien nicht in allen Fällen den Vorstellungen der Anleger.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Gute Rendite mit gutem Gewissen – das ist das Ziel all jener Anleger, die auf sogenannte Ethik-Fonds setzen.
Diese investieren das Kapital ihrer Kunden in Aktien von Unternehmen, die besonders nachhaltig wirtschaften und die Umwelt schonen – und damit auch überdurchschnittliche Renditen erzielen.
57 Prozent Rendite hat der Ökoworld Ökovision Classic in den vergangenen fünf Jahren eingefahren, 75,5 Prozent der Kepler Ethik-Aktienfonds, 83 Prozent der LGT Sustainable Equity Fund.
Der Euro Stoxx 50 hingegen, der Index der 50 größten europäischen Konzerne, kam in dieser Zeit nur auf ein Plus von 31 Prozent.
Die gute Performance lockt immer mehr Kapital in diese Ethik-Fonds. "Seit 2014 ist das globale Anlagevermögen nachhaltiger Fonds um 25 Prozent auf 2,289 Milliarden US-Dollar gestiegen", sagt Flavia Micilotta, Direktorin des Europäischen Forums für nachhaltige Investments, Eurosif.
Der Betrag von umgerechnet 1,848 Milliarden Euro könnte künftig weiter steigen, meint Rainer Laborenz, Geschäftsführer des Offenburger Vermögensverwalters Azemos.
"Je mehr Privat- und Profianleger ihr Geld nach ethischen Regeln arbeiten lassen, desto stärker werden die Spielregeln auf den Finanzmärkten durch ethische Faktoren beeinflusst."
Insbesondere Unternehmen, die sich zum Schutz der Umwelt und des Klimas engagieren, könnten profitieren, sagt Ralph Rickassel, Stratege bei der Düsseldorfer Vermögensverwaltung PMP.
Schwierige Identifikation
"Extreme Wetterbedingungen, wie Hurrikane und Überschwemmungen, Fukushima, sowie die Feinstaubbelastung belasten die Volkswirtschaften." Regierungen würden deshalb den Klima- und Umweltschutz immer stärker fördern, was den Branchenunternehmen zugutekommen würde.
Allerdings gibt es ein Problem: "Die Identifizierung ethisch verantwortlich agierender Unternehmen ist schwierig", sagt Laborenz. Deutlich zeigt dies das Beispiel Volkswagen.
Am 11. September 2015 kürt die auf ethische Investments spezialisierte Ratingagentur RobecoSam in ihrem jährlichen Ranking den Wolfsburger Konzern zum "nachhaltigsten Autohersteller der Welt", weil dessen Fahrzeuge mit geringem Kraftstoffverbrauch und besonders niedrigen Schadstoffemissionen glänzen würden.
Acht Tage später, am 19. September, veröffentlicht die US-Umweltbehörde EPA, dass VW Dieselmotoren manipuliert hat.
Lediglich auf dem Prüfstand, nicht aber im realen Betrieb, filtern die Aggregate Schadstoffe größtenteils aus den Abgasen heraus. Die Volkswagen-Aktie, gerade von vielen Nachhaltigkeits-Fonds ins Depot aufgenommen, fliegt wieder heraus. Die Verkäufe verstärken noch den damaligen Kurseinbruch des Papiers.
Hinzu kommt ein Definitionsproblem: Was ist ein ethisch-korrekt agierendes Unternehmen? Die Stiftung Warentest hat in ihrer jüngsten Studie über nachhaltige Fonds den Ökoworld Ökovision Classic und den Swiss Canto Green Investment Equity an die Spitze gesetzt.
Die meisten Ethik-Fonds schließen nur Aktien von Atomwerksbetreibern und Waffenproduzenten aus und achten darauf, dass die Unternehmen die Menschen- und Arbeitsrechte einhalten. Die Bestplatzierten im Stiftungsranking schließen auch Aktien von Gesellschaften aus, die Tierversuche betreiben sowie in der Agrar-Gentechnik aktiv sind.
Emissionsprospekte studieren
Doch ist es tatsächlich unethisch, wenn ein "Pharma-Unternehmen mit auf das Notwendigste reduzierten Tierversuchen lebensrettende Medizin für Menschen entwickelt oder Agrarunternehmen in Ländern der Dritten Welt Lebensmittel gentechnisch vermehren und Menschen satt machen?", fragt Laborenz.
Die Antworten müssen Anleger selbst finden. Welcher Fonds zu den Vorstellungen passt, können sie anhand der Emissionsprospekte entscheiden.
Die lassen sich auf Internetportalen wie Boerse.de oder Onvista.de von jedem Fonds einsehen.