Geschäftszahlen 2024

BioNTech rutscht in die roten Zahlen

Mit seinem Corona-Impfstoff machte BioNtech Milliardengewinne, nun ist das Pharmaunternehmen in der Verlustzone gelandet. Grund sind hohe Investitionen in teure klinische Studien.

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Der Mainzer Stammsitz von BioNTech soll ausgebaut werden. Personalabbau gibt es dagegen in Marburg und Idar-Oberstein.

Der Mainzer Stammsitz von BioNTech soll ausgebaut werden. Personalabbau gibt es dagegen in Marburg und Idar-Oberstein.

© Andreas Arnold / dpa / picture alliance

Mainz. Einst Milliardengewinne, nun Millionenverlust: Das für seinen Corona-Impfstoff bekannte Unternehmen BioNTech ist auf dem Weg zur Entwicklung von Krebsmedikamenten deutlich in die Verlustzone gerutscht und will nun Stellen abbauen. Die Mainzer teilten mit, Grund für die roten Zahlen seien die hohen Investitionen vor allem in teure klinische Studien.

Unter dem Strich stand 2024 ein Nettoverlust von rund 700 Millionen Euro. Damit setzt sich die Entwicklung fort, die mit dem Abflauen des Geschäfts mit dem Covid-19-Vakzin begonnen hatte. 2022 hatte der Gewinn noch etwa 9,4 Milliarden Euro betragen, 2023 waren es dann nur noch etwa 930 Millionen - und nun also ein millionenschwerer Jahresverlust.

Nach unten ging es auch mit den Umsätzen: Nach 3,8 Milliarden Euro 2023 waren es 2024 rund 2,75 Milliarden. Für das laufende Jahr wird mit noch etwas weniger Erlösen gerechnet - mit 1,7 bis 2,2 Milliarden Euro bei weiter hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro.

Stellenabbau in Marburg und Idar-Oberstein

Wie soll der Stellenabbau aussehen? Über drei Jahre bis Ende 2027 sollen es 950 bis 1.350 Vollzeitäquivalente weniger werden in Europa und Nordamerika. Der Abbau solle sozialverträglich gestaltet werden. Ende 2024 kam BioNTech nach eigenen Angaben global auf etwa 7.200 Beschäftigte, rund 70 Prozent seien erst in den vergangenen drei Jahren ins Unternehmen gekommen.

Wegen der geringeren Nachfrage nach Covid-Impfstoff wird der Standort Marburg betroffen sein, von aktuell 670 Vollzeitäquivalenten sollen 250 bis 350 wegfallen. Einst sei die mRNA-Produktion für die Vakzin-Herstellung massiv ausgebaut worden. „Den Bedarf gibt es in diesem Umfang nicht mehr“, sagte Unternehmenschef und -mitbegründer Ugur Sahin der Deutschen Presse-Agentur in Mainz.

Stammsitz Mainz wird gestärkt

Ein Abbau ist auch in Idar-Oberstein vorgesehen. Dort sind es derzeit 450 Vollzeitstellen, es sollen bis zu 150 weniger werden. Parallel zum Stellenabbau soll an anderen Stellen Personal aufgebaut werden – insgesamt wird hier mit 800 bis 1200 Stellen gerechnet. Gestärkt wird der Stammsitz Mainz, wo alleine etwa 350 Vollzeitäquivalente noch im laufenden Jahr entstehen sollen.

„Mainz ist weiterhin die Zentrale, insbesondere wenn es um die Entwicklung von mRNA geht“, sagte Sahin. „Viele Forschungs- und Entwicklungsbereiche, als auch das Projektmanagement haben ihren Schwerpunkt in Mainz.“ Insgesamt sollten Standorte weiterentwickelt werden, hin zur Herstellung von mRNA für die Onkologie und für Impfstoffe gegen Infektionserkrankungen. Das laufe seit anderthalb Jahren und solle intensiviert werden, gerade in Marburg.

2026 soll die erste Marktzulassung kommen

BioNTech arbeitet unter anderem an der Entwicklung von Krebstherapien auf mRNA-Basis. Grob gesagt soll mittels mRNA dem Immunsystem der Patientin oder des Patienten geholfen werden, Krebszellen anhand bestimmter Merkmale zu erkennen und sie zu zerstören.

2026 will BioNTech eine erste Marktzulassung bekommen. Vergleichsweise weit sind die Mainzer bei der Entwicklung von Präparaten gegen Blasenkrebs sowie zur Behandlung von Darmkrebs. Bei letzterem werden für Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres wichtige neue Studiendaten erwartet. „Wir schauen aber vor allem auf 2030“, betonte Sahin. Dann sollen mehrere Produkte am Markt sein, wie viele hänge vom weiteren Verlauf von Studien ab.

Ein Wirkstoffkandidat macht besonders Hoffnung

Große Hoffnung setzt BioNTech bei der Behandlung von Krebs in späten Stadien in einen Wirkstoffkandidaten namens BNT327. Er soll unter anderem Effekten von Tumoren entgegenwirken, die das körpereigene Immunsystem unterdrücken. Im Blick sind etwa Lungenkrebs und Brustkrebs, Studien laufen unter anderem auch zu Dickdarm- sowie Nierenzellkrebs und zu gynäkologischen Tumoren.

Die weltweiten Rechte an dem Wirkstoffkandidaten hatte sich BioNTech mit der Übernahme des chinesischen Unternehmens Biotheus gesichert. Insgesamt laufen laut Biontech sechs Studien in der letzten Phase 3, davon fünf mit BNT327. „Wenn die weiteren Studien erfolgreich sind, werden sie die Grundlage für erste Zulassungen sein“, sagte Sahin. BNT327 könne bei einigen Krebsarten alleine zum Einsatz kommen, der Fokus liege aber auf Kombinationen mit anderen Medikamenten – Chemotherapien oder andere eigene Therapien.

Sahin: „Eine Garantie gibt es nicht“

Da auch Konkurrenten in der Entwicklung von Wirkstoffkandidaten seien, sei es wichtig, weitere Studien unverzüglich zu starten, betonte Sahin. Krebsstudien ließen sich kaum beschleunigen, benötigten in der Regel drei bis fünf Jahre. Insofern brauche es schon im Vorfeld gute Vorarbeit, etwa zu Daten der Verträglichkeit und zur optimalen Dosierung.

Mit Blick auf BNT327 sagte Sahin: „Auch wenn wir die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg als hoch einschätzen, eine Garantie gibt es nicht.“ Deswegen sei ein Portfolio mit unterschiedlichen Arzneimittel-Kandidaten wichtig. (dpa)

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