Fehlervermeidung

Checklisten im Op können helfen

Patientensicherheit im Fokus: Checklisten können einem Experten zufolge helfen, Fehler zu vermeiden. Wichtig ist jedoch, dass sie lokale Begebenheiten berücksichtigen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Checklisten können zur Fehlervermeidung im Op helfen.

Checklisten können zur Fehlervermeidung im Op helfen.

© Kzenon - Fotolia

ESSEN. Im Krankenhaus können Op-Checklisten zur Fehlervermeidung beitragen. Entscheidend für den Erfolg ist, dass sie an die konkreten Bedürfnisse vor Ort angepasst werden. Die Arbeit mit einer Standardliste ist dagegen weniger geeignet.

"Letztendlich kann die Implementierung nur gelingen, wenn wir uns die lokalen Begebenheiten ansehen", sagte Dr. Christian Thomeczek in Essen bei einem Kongress des Versicherungsmaklers Ecclesia und der Gesellschaft für Risiko-Beratung zum Thema Patientensicherheit.

Thomeczek leitet kommissarisch die Geschäftsstelle des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) und ist Leiter der Stabsstelle Patientensicherheit.

Das ÄZQ ist gemeinsam mit dem Institut für Patientensicherheit an dem Projekt "High 5s" der Weltgesundheitsorganisation WHO beteiligt. Bei "High 5s" geht es darum, schwerwiegende Probleme für die Patientensicherheit durch standardisierte Handlungsempfehlungen zu reduzieren.

Acht Länder beteiligt

Der Name stammt daher, dass ursprünglich fünf Ländern fünf Problembereiche in fünf Jahren gemeinsam angehen wollten. Inzwischen läuft das Projekt seit 2006, es beteiligen sich acht Länder und die Arbeit fokussiert sich auf zwei Themen: die Vermeidung von Eingriffsverwechslungen durch eine Op-Checkliste und die Sicherstellung der richtigen Medikation bei Übergängen im Behandlungsprozess.

In Deutschland wird das Projekt bis Ende 2015 mit insgesamt 1,8 Millionen Euro vom Bundesgesundheitsministerium gefördert, sagte Thomeczek. An der Implementierung und Evaluierung der Op-Checkliste haben sich 16 Kliniken beteiligt - je acht Grund-, Regel-, Schwerpunkt- und Maximalversorger.

Dort haben die Teams für jeden Patienten Checklisten ausgefüllt. "Wir haben bei über 150.000 Patienten Op-Checklisten ausgewertet", berichtete er.

Häuser erhalten Implementierungsinstrumente

Die in den acht Ländern erhobenen Daten seien international gut vergleichbar gewesen und hätten dabei geholfen, Problembereiche zu identifizieren. Die Checkliste umfasst als wesentliche Bereiche die präoperativen Verfahren, die Markierung des Eingriffsorts und das "Team-Time-Out", also das kurze Innehalten aller Beteiligten vor dem Eingriff.

Für das Projekt wurde die in den USA entwickelte "High 5s"-Op-Checkliste übersetzt und in den nationalen Kontext integriert, erläuterte der Arzt.

Die Häuser erhielten Implementierungsinstrumente wie desinfektionsmittelfeste Filz-Marker, Schilder zur Erinnerung an das Team-Time-Out sowie Poster und DVD. "Das sind einfache Dinge, die den Projektverantwortlichen helfen, die Entwicklungen anzustoßen."

Neun Häuser hatten bereits mit Op-Checklisten gearbeitet. Sie zeigen, wie unterschiedlich die Herangehensweise ist. "Das Identifikationsarmband ist bei Weitem noch nicht Standard in deutschen Krankenhäusern", sagte er. Auch werde nicht überall der Infektionsstandard abgefragt.

Genereller Widerstand gegen Veränderungen

Wesentliche Barrieren für die Implementierung der Projekt-Checklisten seien der generelle Widerstand gegen Veränderungen, die mangelnde Einbindung der Mitarbeiter und unzureichende Ressourcen, so Thomeczek. Überwunden werden könnten diese durch eine verbesserte Kommunikation, die Einbeziehung der Beteiligten und regelmäßige Schulungen.

Als hilfreich habe es sich erwiesen, dass die Krankenhäuser ihre Ergebnisse aus der Evaluation widergespiegelt bekommen haben und sich mit den übrigen Teilnehmern vergleichen konnten, sagte er. "Krankenhäuser schätzen die externe Unterstützung und den Austausch mit anderen Krankenhäusern."

Thomeczek verwies darauf, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) bis Ende des Jahres eine Richtlinie zu Op-Checklisten beschließen will.

Er begrüßte, dass der GBA dabei bewusst von Checklisten ausgehe und nicht auf eine einzige für alle geltende Vorgabe. "Wir haben geschafft zu zeigen: Es kann nicht die eine WHO-Checkliste sein, sondern es geht um ein lokal adaptiertes Instrument."

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