Gesundheitswirtschaft

Digitale Helfer – eher Vision denn Realität

Quer durch die Republik werden die Segnungen der Digitalisierung für die Gesundheitswirtschaft angepriesen. Mit der Realität hat das noch teils wenig zu tun, wie eine Studie zu technischen Assistenzsystemen für Senioren zeigt.

Sven EichstädtVon Sven Eichstädt Veröffentlicht:
Technische Assistenzsysteme können Senioren zum Beispiel in der Küche unterstützen.

Technische Assistenzsysteme können Senioren zum Beispiel in der Küche unterstützen.

© Stephanie Pilick/dpa

LEIPZIG. Das deutsche Gesundheitswesen ist nur schlecht auf den Einsatz technischer Assistenzsysteme für Senioren – Ambient Assisted Living (AAL) vorbereitet, wie eine aktuelle Studie der Deutschen AAL Akademie – Bundesarbeitsgemeinschaft Ambient Assisted Living zeigt.

Deren Sprecher Ingolf Rascher stellte die Ergebnisse der Studie, für die 90 AAL-Experten aus Deutschland sowie 58 aus Dänemark und 47 aus den Niederlanden teilgenommen haben, kürzlich in Leipzig bei der Fachmesse Xpomet vor.

Demnach sind die Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft in der Bundesrepublik noch schlechter auf Prozesse der Digitalisierung vorbereitet als in Dänemark und den Niederlanden.

Generell stellte Rascher fest, dass in den Niederlanden und Dänemark vor allem anwendungsorientierte Stimmen zu hören waren, während in der Bundesrepublik sich die befragten Experten eher kritisch zu Folgen der Digitalisierung äußerten.

So war in Deutschland Zustimmung zur Aussage zu vernehmen, dass in der Digitalisierung Angst vor Neuerungen gesehen wird und deshalb Desinteresse bei den Mitarbeitern und auch in der Geschäftsführung besteht.

Technik ersetzt nicht Menschen

Weiterhin wurde geäußert, dass es wünschenswert sei, wenn die Digitalisierung nicht nur aus wirtschaftlichem Nutzen eingeführt wird, sondern auch ethische Aspekte abgewogen würden.

Die deutschen Teilnehmer der Befragung verwiesen darüber hinaus darauf hin, dass der Datenschutz beachtet werden müsse und eine große Rolle spielen solle.

Sie waren außerdem der Ansicht, dass Digitalisierung zwar körperliche und geistige Arbeit entlasten könne, aber die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Patienten und Ärzten sowie Pflegern und Krankenschwestern nie ersetzt werden könnten.

Hingegen sahen die Experten aus den Niederlanden und Dänemark vorrangig neue Möglichkeiten, die sich aus der Digitalisierung ergeben könnten.

Niederländer und Dänen begreifen die Digitalisierung im Gesundheitswesen vor allem als Chance, um bürokratische Hürden abzubauen und neue sektorübergreifende Formen der Versorgung zu ermöglichen.

Die Hoffnung besteht, dass Versorgungsketten durch digitale Prozesse optimiert werden und es neue Therapiemöglichkeiten bei chronischen Erkrankungen geben wird.

Digitalisierung punktet mit Tempo

Sie machen einen zentralen Vorteil der Digitalisierung darin aus, dass die notwendigen Daten für die jeweilige Zielgruppe sehr schnell zur Verfügung stehen und verschiedene Partner vernetzt werden könnten. Auch könne die Digitalisierung zu mehr Beschäftigung im Gesundheitswesen führen.

Deutsche wie Niederländer erwarten etwa in gleichem Maße, dass durch die Digitalisierung eine größere räumliche und zeitliche Flexibilität entstehen werde. Weiterhin könnten einfache Arbeiten automatisiert, also durch Maschinen ersetzt werden.

In allen drei untersuchten Ländern wird angenommen, dass die Verwaltung im Gesundheitswesen am weitestgehend digitalisierbar sei, die Pflege hingegen am wenigsten.

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