Anlage-Kolumne
Ein bisschen Old School nützt Anlegern beim Energie-Portfolio
Ein Investment in Ölstaaten kann sich für Anleger derzeit mehr lohnen denn je. Denn die Energiewende kommt nicht richtig voran.
Veröffentlicht:Wie weit kann der Ölpreis noch steigen? Öl notierte im August 2008 bei fast 150 US-Dollar pro Barrel, mehr als 50 Prozent Aufschlag zum aktuellen Preis. Es gibt neben dem Ukraine-Krieg viele andere Gründe, die einen weiteren Preisanstieg bei Öl- und Gas begünstigen. Tendenziell übersteigt der Verbrauch von fossilen Energieträgern seit Jahren die Prognosen. Die Schwellenländermittelschicht wächst und der Ausbau der dortigen Infrastruktur lässt die Nachfrage nach Rohstoffen ebenfalls weiter steigen. Auch die Industrieländer werden nach der Pandemie in den alten Modus zurückfallen, denn Konsumverzicht gibt es nur im Idealzustand. Die Realität sieht leider anders aus.
Positiv ist, dass die aktuell steigenden Gas- und Ölpreise den Umstieg auf erneuerbare Energien beschleunigen. Aber bis zum Vollzug der Energiewende werden wir wahrscheinlich noch mehr von den traditionellen Rohstoffen wie Öl und Gas benötigen. Weil man Finanzströme politisch gewollt in klimafreundliche Produktionsmethoden umgelenkt hat, wurde die Exploration fossiler Energieträger gebremst. Das dürfte in der Übergangsperiode zu weiter steigenden Energiekosten führen.
Die europäischen Regierungen reagieren mit Zuschüssen und Steuersenkungen. Also wird eine Subventionspolitik für alte Energieträger eine Nebenerscheinung bleiben. Inflationsdämpfend ist das nicht.
Ein Investment in Ölstaaten könnte sich daher lohnen. Allerdings sollte man wegen der Ukraine-Krise russische und amerikanische Firmen eher meiden und sich in Skandinavien oder im Nahen Osten umschauen. Die reichen Ölstaaten der arabischen Welt sind anders als in früheren Energiekrisen nicht mehr die Buhmänner, und der hohe Ölpreis begünstigt nahezu alle Bereiche der Wirtschaft.
Um die Risiken von Einzeltitelinvestment in Ölstaaten zu begrenzen, können Privatanleger auf Fondsmanager setzen, die breit gestreut dort investieren können. Dennoch ist aufgrund der hohen Energiepreisabhängigkeit eine aktive Beobachtung der Depotpositionen notwendig.Gottfried Urban ist Geschäftsführer der Urban & Kollegen GmbH. Er ist mehrfach für seine Leistungen in der Vermögensverwaltung ausgezeichnet worden.