Erste Akademie für Mikrotherapie nimmt Arbeit auf
Bei gastrointestinalen Karzinomen soll minimalinvasive Chirurgie künftig mindestens genauso erfolgreich sein wie herkömmliche Operationen. Diesem Ziel hat sich Deuschlands erste Akademie für Mikrotherapie verschrieben. Jetzt hat sie ihre Arbeit aufgenommen.
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Die Gründer der Deutschen Akademie für Mikrotherapie mit Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (Mitte).
© Anke Hirsch / DAfMT
MAGDEBURG. Deutschlands erste Akademie für Mikrotherapie (DAfMT) hat ihren Sitz in Magdeburg. Die Lehreinrichtung, die vor kurzem eingeweiht worden ist, will interdisziplinäre Strategien entwickeln und vermitteln.
Schwerpunkte sind unter anderem mikrotherapeutische Verfahren bei bösartigen Leiden im Verdauungstrakt und portale Hypertonien.
"Zu den Zielen gehört, selbst schwere, bösartige Tumoren minimal-invasiv mit mindestens gleichen Erfolgsaussichten wie in der großen Chirurgie zu operieren", so der Radiologe Professor Jens Ricke.
Er gehört gemeinsam mit seinen Kollegen an der Uni Magdeburg, Professor Hans Lippert (Chirurgie) sowie Professor Peter Malfertheiner (Gastroenterologe), zu den Gründern der Akademie.
Interdisziplinarität ist in Magdeburg Alltag
Nur im Miteinander unterschiedlichster Spezialgebiete ließen sich heute Therapien optimieren. Dabei vereinen die drei Gründer geballte Kompetenz verschiedener medizinischer Disziplinen, die durch ein deutschlandweites Netzwerk namhafter Professoren anderer Fachbereiche ergänzt wird.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat an der Uni Magdeburg längst Einzug gehalten. Jeden Morgen treffen sich die Chefärzte, um gemeinsam individuelle Therapien für jeden einzelnen Patienten zu entwickeln.
So ersparte das Zusammenspiel von Radiologen, Chirurgen und Gastroenterologen einem Mittvierziger mit einem kleinen Ventriculus-Tumor die komplette Resektion. Es wurde nur ein kleiner Teil des Magens entfernt.
Bildgebung hilt bei der Therapie
"Wir bündeln unsere Kompetenzen auch für schwer kranke und alte Patienten, die vor noch nicht allzu langer Zeit gar nicht mehr behandelt werden konnten", so Lippert.
Ein wesentlicher Schritt sei auf diesem Weg die Überleitung von der Bildgebung zur bildgeführten Therapie gewesen.
PD Dr. Oliver Dudeck, Radiologe und wissenschaftlicher Leiter der DAfMT nennt ein Beispiel: "Mit der Radiologie können Zytostatika bei Chemotherapien direkt in einen Lebertumor gespritzt werden, Betroffenen können so Begleiterscheinungen wie lästiger Haarausfall erspart bleiben." Auch innere Blutungen ließen sich mikroinvasiv zum Stillstand bringen.
Ministerpräsident lobt "großen Gewinn"
Dudeck: "Wir wollen Ärzten sowohl etablierte sowie bildgeführte Techniken auf dem Gebiet der Mikrotherapie nahe bringen und beleuchten dabei die Behandlung unterschiedlichster Erkrankungen im interdisziplinären Kontext."
Die theoretische Wissensvermittlung werde mit modernen Geräten realitätsnah durch ein praktisches Training - meist am Großtiermodell - ergänzt.
Für das kommende Jahr sind bereits über 20 Kurse fest eingeplant, wobei das Programm sowohl interdisziplinäre, radiologisch-, endoskopisch- oder laparoskopisch/chirurgisch gewichtete Fortbildungen umfasst.
Die Gründung der DAfMT sei auch für die Region Magdeburg ein großer Gewinn, sagte Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. bei der Einweihung der Akademie am 14. Oktober. "Die Deutsche Akademie für Mikrotherapie steigert das Ansehen unserer Landeshauptstadt als Wissenschaftsstandort."