US-Aktien
Es wird Zeit, Gewinne mitzunehmen
Der starke Dollar hat die Kurse amerikanischer Werte an deutschen Börsen kräftig steigen lassen - Anleger sollten über Gewinnmitnahmen nachdenken.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Mit US-Aktien konnten Anlegern in den vergangenen Wochen kräftig verdienen, weil die amerikanische Währung gegen den Euro gestiegen ist. Jetzt könnte es an der Zeit sein, Gewinne einzustreichen. Denn einige Experten sehen das Ende der Dollaraufwertung nahen.
In den USA haben die Börsen im September leicht nachgegeben. Der breite S&P-500-Index verlor knapp ein Prozent. Gegen den Trend stieg die Aktie von Procter & Gamble um 1,5 Prozent, die des Softdrink-Giganten Coca Cola sogar um 1,9 Prozent.
An der Frankfurter Börse allerdings haben diese Werte deutlich stärker zugelegt. In Euro gerechnet verbuchten hiesige Procter & Gamble-Aktionäre in diesem Zeitraum ein Plus von 5,9 Prozent, Coca-Cola-Eigner von sechs Prozent.
Seit Anfang August können sich deutsche Aktionäre beider Werte sogar über einen Kursanstieg von jeweils fast 15 Prozent freuen.
Geht Mario Draghis Strategie auf?
Der Grund dafür: Europas Gemeinschaftswährung ist in dieser Zeit kräftig gegen die US-Währung gefallen. Kostete ein Euro Anfang August noch 1,343 Dollar, waren es Ende vergangenen Monats nur noch 1,26 Dollar.
"Die Wechselkursverluste der europäischen Währung haben US-Aktien an deutschen Börsen teurer gemacht", sagt Dieter Thomaschowski, Inhaber des Analysehauses Thomaschowski Research & Advisory.
Der Kurseinbruch des Euros kam nicht überraschend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat gezielt darauf hingearbeitet, als sie diesen Sommer die Leitzinsen auf nur noch 0,05 Prozent senkte und den Aufkauf von Wertpapieren ankündigte.
"EZB-Chef Mario Draghi will so Produkte aus dem Euroraum an den internationalen Märkten verbilligen, um Wirtschaft und Beschäftigung in der Eurozone anzukurbeln", sagt Moritz Westerheide, Analyst der Bremer Landesbank.
Währungsanalysten der US-Investmentbank Goldman Sachs prognostizieren in einer neuen Studie , dass Draghis Strategie weiter Früchte tragen wird und Ende 2017 ein Euro nur noch einen Dollar kosten wird. Hingegen meint John Hardy, Währungsstratege der Saxo Bank, dass die Abwertung des Euro bald enden könnte.
Grund: Die US-Notenbank will ihr Anleiheaufkaufprogramm auslaufen lassen. "Das entzieht den internationalen Kapitalmärkten Liquidität und könnte dadurch die Nachfrage nach dem Euro, der zweitwichtigsten Währung der Welt, steigern", sagt Hardy.
Weniger Aufträge für US-Industrie
Zudem haben sich die Konjunkturdaten aus den USA eingetrübt. Im zweiten Quartal war Amerikas Wirtschaft noch mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 4,6 Prozent gewachsen.
Doch zuletzt trübte sich das Bild deutlich ein; der Grund, weshalb die Börsenkurse in den USA zuletzt stagnierten. Die Auftragseingänge in der Industrie brachen im August um 18,2 Prozent zum Vormonat ein, die Auslastung der Fabriken lag im September bei nur noch 78,8 Prozent.
Die Ökonomen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) senkten deshalb jetzt ihre Prognose für Amerikas diesjährige Konjunkturentwicklung von zuvor 2,5 auf 2,1 Prozent.
Konjunkturelle Lichtblicke in Europa
Hingegen gab es in der Eurozone zuletzt positive Überraschungen: Das Verbrauchervertrauen in Italien stieg im September gegen die Erwartungen deutlich an.
Joachim Scheide, Ökonom beim Kieler Institut für Weltwirtschaft erwartet, dass die deutsche Wirtschaft bald wieder zulegt. "Der Aufschwung wird 2015 an Fahrt gewinnen und in die Nähe von zwei Prozent Wachstum kommen."
Zuversichtlich ist auch Gabriel Bartholdi, Stratege der Privatbank J. Safra Sarasin: "Die positiven Wirtschaftsüberraschungen in Euroland dürften zunehmen."
Das könnte bald dazu führen, dass der Euro wieder gegen den Dollar aufwertet, während die Kurse an der Wall Street weiterhin stagnieren oder sogar fallen, so Thomaschowski.
"Anleger mit US-Aktien im Depot sollten deshalb über Gewinnmitnahmen nachdenken."