Krankenhausversorgung

GBA-Chef Hecken: 700 Kliniken könnten schließen

Eine Änderung im Grundgesetz fordert GBA-Chef Josef Hecken, um den Ländern die Planungshoheit für die Krankenhäuser zu entziehen. Dann könne die Zahl der Kliniken von 1900 auf 1200 reduziert werden.

Veröffentlicht:
Die Länder geben Kliniken zu wenig Geld für Investitionen, aber sie sind dennoch zuständig für die Krankenhausplanung. GBA-Chef Josef Hecken würde das gerne ändern. (Archivbild)

Die Länder geben Kliniken zu wenig Geld für Investitionen, aber sie sind dennoch zuständig für die Krankenhausplanung. GBA-Chef Josef Hecken würde das gerne ändern. (Archivbild)

© Gregor Fischer / dpa / picture alliance

Berlin. Deutschland hat nach Ansicht des Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA), Josef Hecken, zu viele Krankenhäuser. „Wir haben zurzeit 1900 Krankenhäuser, 1200 wären genug“, sagte Hecken der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ in einem Interview.

Die Kliniken müssten künftig die Arbeit klüger untereinander aufteilen, forderte Hecken. Kleinere Krankenhäuser auf dem Land sollten sich auf einfache Eingriffe beschränken, während anspruchsvolle Operationen nur in darauf spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollten. „Das wäre gut für die Wirtschaftlichkeit und für die medizinische Qualität.“ Um den zu erwartenden weiteren Anstieg der Krankenhauskosten zu bremsen, sei eine umfassende Strukturreform nötig.

Im vergangenen Jahr hätten die Krankenkassen rund 80 Milliarden Euro für Krankenhausleistungen ausgegeben, dazu seien elf Milliarden Euro vom Bund gekommen. Die Ausgaben für Arzneimittel und niedergelassene Ärzte seien jeweils rund halb so hoch. Die Länder, die zuletzt nur rund drei Milliarden Euro zur Finanzierung der Kliniken beigetragen hätten, obwohl sie doch für die Finanzierung der Investitionen zuständig seien, machten sich dagegen „einen schlanken Fuß“.

Hecken: Jede Landesregierung will ihre Kliniken erhalten

Für eine Strukturreform müssten die Länder daher auf ihre im Grundgesetz festgeschriebene Planungshoheit über die Krankenhäuser verzichten, forderte der GBA-Vorsitzende. Denn jede Landesregierung wolle ihre Krankenhäuser erhalten.

Im Sommer 2019 hatte die Bertelsmann-Stiftung mit einer Studie zur Krankenhausdichte in Deutschland für Wirbel gesorgt. Darin wurde vorgeschlagen, die Zahl der Kliniken auf unter 600 zu reduzieren. Die Bündelung von Ärzten und Pflegepersonal sowie Geräten in weniger Krankenhäusern würde zu einer höheren Versorgungsqualität führen, hatten die Autoren argumentiert. Ärztevertreter und Kliniken hatten mit massiver Kritik reagiert.

Auch die Krankenkassen sehen Reformbedarf bei den Kliniken. Es brauche die Sicherung der notwendigen Landkrankenhäuser, mehr Spezialisierung für besonders schwere Fälle und insgesamt deutlich bessere Bedingungen für die Pflege am Krankenbett, sagte Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbandes der Krankenkassen, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. „Für die gute Versorgung der Bevölkerung ist es gerade in Ballungsgebieten sinnvoll, sich auf die wirklich notwendigen Kliniken zu konzentrieren“, fügte er hinzu. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Dr.med. Duddy Teka Sumadiwiria 06.07.202118:28 Uhr

Altes Lied neue gesungen.Die Experten wissen,daß viele Krankenhausbetten nicht mit Lebenserwartung zu tun haben.Schweiz und Spanien haben weniger als 50 Betten pro 10.000 Einwohner mit Lebenserwartung um 84-85 Jahre während wir mit fast das doppelte Anzahl von Krankenhausbetten pro 10.000 Einwohner nur 80-81 Jahre zu leben haben Leider.Also wo ist die Erklärung für dieses Phänomen ?? - ganz einfache Antwort - wir arbeiten zu viel auch in den Krankenhäusern.

Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025