Insolvenz des Trägers
Großes MVZ in Westfalen-Lippe ist ins Straucheln geraten
In Warendorf hat das MVZ JO.MED, Tochtergesellschaft des Josephs-Hospitals, Insolvenz angemeldet. Der Betrieb der elf Praxen läuft aber weiter, die Patientenversorgung ist gesichert.
Veröffentlicht:Warendorf. Im westfälischen Warendorf hat ein großes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) Insolvenz angemeldet. Die gute Nachricht für die Mitarbeitenden sowie die Patientinnen und Patienten: Das MVZ hat Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt.
Das im Jahr 2011 gegründete MVZ JO.MED umfasst 16 Kassenarztsitze und ist an elf Standorten aktiv, sowohl im hausärztlichen als auch im fachärztlichen Bereich. Trägerin des MVZ, das rund 100 Mitarbeitende hat, ist die Stiftung Josephs-Hospital.
Da das Josephs-Hospital im Dezember 2024 Insolvenz angemeldet hat, kommt von der Stiftung keine finanzielle Unterstützung für das MVZ mehr, teilte der Betreiber JO.MED MVZ GmbH mit. Zudem seien mit der starken Expansion des Zentrums in den Jahren nicht nur ein höherer Umsatz, sondern auch steigende Kosten verbunden gewesen, die zu „moderaten Verlusten“ geführt hätten.
Die Versorgung wird aufrechterhalten
Geschäftsführer Dr. Dietmar Herberhold betont, dass der Betrieb der Praxen durch den Insolvenzantrag nicht beeinträchtigt wird und uneingeschränkt weiterlaufen soll. „Wir können und werden an allen Standorten die medizinische Versorgung ohne Ausnahmen aufrechterhalten“, verspricht er.
Über die Insolvenz in Eigenverwaltung will das MVZ laut der Mitteilung eine nachhaltige Restrukturierung vorantreiben und eine stabile Zukunftsperspektive für alle Beteiligten sichern.
„Für uns ist der entscheidende Punkt, dass die Versorgung der Patientinnen und Patienten gesichert ist“, sagt Dr. Hendrik Oen der Ärzte Zeitung, Leiter der Bezirksstelle Münster der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Das Wegbrechen von elf Praxen hätte große Probleme geschaffen, betont der Hausarzt aus Münster.
Die MVZ-Gründung gehört in ärztliche Hände
Der Fall JO.MED zeigt für ihn, dass die Größe von MVZ zum Problem werden kann. „Je größer ein Konstrukt wird, desto schwieriger wird es, eine Ausfallsicherheit zu schaffen“, sagt er.
Grundsätzlich hält Oen es für problematisch, dass die Gründung von MVZ nicht nur Ärzten vorbehalten ist. Schließlich sei das in anderen Berufen auch so, auch Großkanzleien lägen ausschließlich in den Händen von Rechtsanwälten. „Unsere Forderung an die Politik ist, dass ausschließlich Ärzte, die in einem MVZ arbeiten, die Verantwortung und die Haftung haben und auch nur sie Gewinne entnehmen dürfen.“ Die MVZ-Gründung durch Kliniken sieht Oen skeptisch.
Nach einem Bericht des Radiosenders WDR haben bereits zwei Klinikträger ein Auge auf JO.MED geworfen: die Sankt-Franziskus-Stiftung aus Münster und die Alexianer-Gruppe.
Nach Angaben der KVWL gab es Ende 2024 in Westfalen-Lippe 413 zugelassene MVZ, im Jahr zuvor waren es 387. Laut den Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung befanden sich Ende 2023 insgesamt 140 MVZ in Westfalen-Lippe in der Trägerschaft von Krankenhäusern. (iss)