Afrika
Gute Karten für deutsche Medizintechnik
Deutschen Medizintechnikanbietern eröffnen sich in Afrika trotz gegenwärtiger Ebola-Krise im Westen des Kontinents erhebliche Potenziale. Davon geht eine aktuelle Studie aus.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Afrika zieht derzeit im Zuge der grassierenden Ebola-Epidemie im Westen die Blicke der Welt auf sich. Auch Unternehmen weltweit sorgen sich um deren wirtschaftliche Auswirkungen.
Dabei bietet der afrikanische Kontinent vor allem auch deutschen Unternehmen der Gesundheitswirtschaft noch großes Potenzial.
Dieser Ansicht ist zumindest der Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft, der in Zusammenarbeit mit der deutschen Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest (gtai) und der Rechtsanwaltssozietät Rödl & Partner, die im Rahmen ihrer aktuellen Studie "Marktchancen in Afrika 2015 - Potenziale für den deutschen Mittelstand" die verschiedenen Länder des Kontinents unter die Lupe genommen und nach einzelnen Branchen differenziert die jeweiligen Marktchancen eruiert haben.
Die Studie berücksichtige zwar nicht die nur schwer einschätzbaren Folgen der Ebola-Krise, diese würden aber die Chancen auf dem Kontinent nicht beeinträchtigen, schätzen die Autoren.
Healthcare als wichtige Branche
Die Studie nennt die Gesundheit explizit als einer der wichtigsten und besonders interessanten Sektoren.
Allerdings korrelieren die Chancen für zum Beispiel deutsche Medizintechnikunternehmen auf dem schwarzen Kontinent nicht unbedingt mit dem über alle Branchen hinweg geschätzten Potenzial des jeweiligen Staates.
So werden zwar Südafrika, Nigeria, Ghana, Marokko, Algerien, Angola, Tunesien, Ägypten, Mosambik und Tansania in dieser Reihenfolge als die Top-10-Länder Afrikas klassifiziert.
Nennenswerte Chancen im Gesundheitsbereich bieten aber nicht alle diese Staaten, wie aus den einzelnen Länderprofilen hervorgeht.
Gute Chancen fänden Medizintechnikanbieter allerdings in Südafrika vor, dessen MedTech-Markt jährliche Steigerungsraten von 4,5 bis 7,7 Prozent prognostiziert werden. Mit über 90 Prozent sei der Importanteil dabei extrem hoch.
Hauptabnehmer medizintechnischer Lösungen sei der Privatsektor, der rund 8,7 Millionen Versicherte versorge und in seinen Einrichtungen auf neueste, modernste Ausstattung setze.
Südafrikas öffentlicher Gesundheitssektor befinde sich zwar generell in einem schlechten Zustand, solle aber im Zuge der Einführung einer nationalen gesetzlichen Krankenversicherung umfassend modernisiert werden.
Auch Nigerias Gesundheitssektor könnte einen Investitionsschub erlangen - und zwar durch das im Dezember vergangenen Jahres von Präsident Goodluck Jonathan unterzeichnete National Health Bill.
Dieses Gesetz werde üppige finanzielle Mittel für Modernisierungsmaßnahmen in staatlichen Kliniken sowie Neubauten freisetzen, schätzen die Studienautoren.
Die Nachfrage nach Medizintechnik ankurbeln könnten aber auch private Projekte, wie das 2012 begonnene, 60 Millionen US-Dollar schwere Fünf-Jahres-Programm "African Health Markets for Equity) der Bill & Melinda Gates Foundation.
Ghana kämpft gegen Defizite
In Ghana verzeichne der Gesundheitssektor zwar steigende staatliche Zuschüsse, die landesweit auch Klinikneubauten finanzierten.
Allerdings sei trotz staatlicher Subventionen die 2003 eingeführte nationale Krankenversicherung mit der Idee gescheitert, Gesundheitsleistungen ohne Eigenbeteiligung der Versicherten zu erbringen. Die Kosten dafür liefen aus dem Ruder.
Chancen für Medizintechnikanbieter gebe es vor allem auch in Tunesien, das sich zu einem regional bedeutenden Gesundheitsmarkt entwickelt habe und zudem vermehrt Gesundheitstouristen anziehe.
Marokko, Algerien, Angola, Ägypten und Tansania kämpfen laut Studie mit vernachlässigten Gesundheitssektoren und investierten vor allem in den Neubau von Krankenhäusern. Zu Tansania fehlen jedwede Angaben zum Gesundheitssektor.