Arzneimittelpolitik
IKK: Rabattverträge nicht ursächlich für Lieferengpässe
Der IKK-Verband wirft Herstellern und Politik vor, Lieferengpässe zu instrumentalisieren, um die Vertragsautonomie der Kassen im Arzneimitteleinkauf zu beschneiden.
Veröffentlicht:Berlin. Die Innungskrankenkassen fordern mehr Sachlichkeit in der Diskussion um Arzneimittelengpässe. Lieferprobleme hätten mannigfaltige Ursachen, so Hans-Jürgen Müller, Vorstandsvorsitzender des IKK-Dachverbands. „Der isolierte Verweis auf Rabattverträge“, heißt es in einer Stellungnahme am Dienstag, sei „irreführend“.
Müller nimmt damit unter anderem Bezug auf die vielfach von Herstellerverbänden erhobene Forderung, Rabattpartnerschaften nicht exklusiv, sondern mit mehreren Anbietern einzugehen, um die Marktversorgung besser abzusichern. Mit gleicher Zielsetzung plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Modifikationen am Rabattvertrags-System. Danach sollen für wichtige Kinderarzneimittel in Zukunft gar keine Rabattverträge mehr abgeschlossen werden dürfen sowie für Zytostatika und Antibiotika mindestens ein zweiter, in der EU verankerter Anbieter als Lieferant zum Zuge kommen.
Hersteller sollen besser über Nachschub informieren
Der IKK-Chef verweist dagegen auf die Tatsache, dass Engpässe derzeit auch versorgungskritische und nicht austauschbare Wirkstoffe der Krankenhausversorgung beträfen – und sogar freiverkäufliche Medikamente. In beiden Fällen spielten Rabattverträge der Kassen jedoch gar nicht mit hinein. Müller: „Die aktuelle Situation der Lieferengpässe wird auf einer ganz anderen Ebene instrumentalisiert, um die andauernden Eingriffe in die bestehenden Selbstverwaltungsstrukturen fortzusetzen.“
Versorgung mit Medikamenten
Lieferengpässe: Festbeträge für 180 Kinder-Arzneimittel werden ausgesetzt
Von Berlin fordert Hans Peter Wollseifer, alternierend gleichfalls Vorstandsvorsitzender des IKK e.V., für mehr Transparenz im pharmazeutischen Markt zu sorgen. Etwa indem den Herstellern umfassendere Informationspflichten auferlegt und „ein Frühwarnsystem für Lieferengpässe“ eingerichtet würde. „Darüber hinaus müssen neue Bevorratungsrichtlinien eingeführt und Strafzahlungen bei Nicht-Lieferfähigkeit konsequent umgesetzt werden“, so Wollseifer weiter. Auch eine „Rückverlagerung der Arzneimittelherstellung nach Europa sowie eine Diversifizierung von Produktionsstätten“ fände die Zustimmung der Innungskrankenkassen. Wie das konkret aussehen soll, wird in der Stellungnahme allerdings nicht näher ausgeführt. (cw)