Neue Studie
Jüngere werden häufiger Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz
Jeder zehnte Beschäftigte zwischen 18 und 29 Jahren wurde laut einer Studie schon einmal am Arbeitsplatz schikaniert. Bei Älteren kommt Mobbing weniger häufig vor. Forscher empfehlen Schulungen für Vorgesetzte.
Veröffentlicht:
6,5 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland waren schon einmal von Mobbing betroffen.
© twinsterphoto / stock.adobe.com
Berlin. 6,5 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland sind von Mobbing durch Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzte betroffen. Dies zeigt der Mobbingreport des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, der am Montag veröffentlicht wurde.
Besonders auffällig an den Ergebnissen ist der Alterseffekt: Jüngere Menschen und Auszubildende sind häufiger von Mobbing betroffen als ältere Beschäftigte. So sind 11,4 Prozent der Beschäftigten im Alter von 18 bis 29 Jahren Mobbing am Arbeitsplatz ausgesetzt, aber nur 3,2 Prozent der Beschäftigten im Alter von 50 bis 59 Jahren. Grundlage war eine repräsentative Befragung von 5.015 Erwerbstätigen in Deutschland, die am Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig durchgeführt wurde.
20 Prozent haben einen Migrationshintergrund
Ebenso zeigt sich, dass 8,1 Prozent der Menschen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status im Vergleich zu 3,6 Prozent der Menschen mit einem hohen sozioökonomischen Status betroffen sind. Zudem haben laut der Studie 20 Prozent der Menschen, die im Beruf unter Mobbing leiden, einen Migrationshintergrund. Bei Personen, die nicht von Mobbing betroffen sind, haben 13,5 Prozent einen Migrationshintergrund.
Yvonne Jäger im Interview
Tipps zum Schutz vor Mobbing
Die Studie verdeutlicht auch die erheblichen gesundheitlichen und arbeitsbezogenen Folgen des Mobbings: Betroffene zeigen eine deutlich geringere Arbeitszufriedenheit und eine schlechtere Selbstbewertung ihres Gesundheitszustands. Die Forschenden empfehlen, dass Präventionsmaßnahmen auf mehreren Ebenen ansetzen sollten. „Es gibt Handlungsbedarf, denn im Arbeitskontext stellt Mobbing eine relevante Belastung dar“, konstatiert Prof. Steffi Riedel-Heller, Direktorin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health.
Auswertung zu den Konsequenzen
„Neben einer verstärkten Sensibilisierung der Beschäftigten sind gezielte Schulungen von Führungskräften und weitere Maßnahmen in den Betrieben erforderlich. Dazu zählen unter anderem anonyme Anlaufstellen und klare Verhaltensrichtlinien, die aktiv vorgelebt werden“, sagt Privatdozentin Dr. Margit Löbner, Leiterin der Studie.
Ergänzend zu der Befragung wurden Interviews mit Betroffenen, Experten und Führungskräften durchgeführt. Die Auswertung verdeutlicht die langwierigen psychischen, sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen von Mobbing. Neben den Belastungen für die direkt Betroffenen können sich auch negative Konsequenzen für unbeteiligte Kollegen, betriebliche Abläufe sowie das private Umfeld ergeben.
Ausführliche Informationen zur Studie finden sich in dem dazugehörigen Forschungsbericht, der jetzt unter dem Titel „Repräsentative Studie zum Thema Mobbing in der Arbeitswelt in der Bundesrepublik Deutschland“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) veröffentlicht wurde. (kaha)