Beispiel Frankfurt
Klinik wirbt multimedial um Ärzte
Arbeitgeber müssen ihre potenziellen Nachwuchskräfte oft erst vom Unternehmen überzeugen. Vor dieser Herausforderung stehen auch Krankenhäuser. Die Frankfurter Rotkreuz-Kliniken zeigen, wie man sich dieser stellen kann.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. "Teamgeist erleben" - unter diesem Motto werben die Frankfurter Rotkreuz-Kliniken über das laufende Jahr hinweg in mehreren Phasen multimedial um Ärzte und andere Fachkräfte, die im Zuge des demografischen Wandels Mangelware zu werden drohen. Das Beispiel der Frankfurter Kliniken zeigt, wie das Employer Branding im Krankenhausbereich aussehen kann.
Denn die Arbeitgebermarkenbildung wird auch für Krankenhausbetreiber im Zuge der Personalbeschaffung zunehmend wichtiger. In einer Marktsituation, in der sich potenzielle Mitarbeiter ihren Arbeitgeber aussuchen können und nicht umgekehrt die Unternehmen bequem aus einer Schwemme von qualifizierten Fachkräften ihre Auswahl treffen können, müssen sich die Kliniken als attraktive Arbeitgeber positionieren.
Mehr als nur Gehalt und Karriere
Employer Branding
Employer Branding als Begriff kennzeichnet nach Angaben des Professors für Betriebswirtschaftslehre Jan Lies den Aufbau und die Pflege von Unternehmen als Arbeitgebermarke. Angesichts des zunehmenden Personal- und Fachkräftemangels sowie Talentwettbewerbs vieler Branchen und Unternehmen, dienen, so Lies, der Aufbau und die Pflege einer Arbeitgebermarke dazu, sich gegenüber Mitarbeitern und möglichen Bewerbern als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, um so einen Beitrag zur Mitarbeitergewinnung und –bindung zu leisten.
Da außerdem die klassischen Karrieremuster in der Klinik peu á peu ausgedient haben werden, müssen sich Krankenhäuser als Arbeitgeber auf Wünsche einstellen, die zum Beispiel kürzere und geregelte Arbeitszeiten sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betreffen. Wenn sie diese glaubwürdig darstellen können, haben sie bessere Chancen, bei arbeitssuchenden oder wechselwilligen Fachkräften auf sich aufmerksam zu machen.
"Wir haben zusammen mit unseren Mitarbeitern in einem längeren Prozess unsere Alleinstellungsmerkmale als Arbeitgeber herausgearbeitet und die Maßnahmen der Personalrekrutierung professionalisiert", erläutert Dr. Marion Friers, die bei den Rotkreuz-Kliniken als Geschäftsführerin für Personal, Pflege & Kommunikation fungiert.
Die Kampagne untergliedere sich in die vier Dimensionen Teamgeist, Zeit (für Patienten), Qualifikation und Wertschätzung - Dimensionen, die für Pflegekräfte maßgeblich seien, wenn sie sich für einen Arbeitgeber entschieden, wie Friers hervorhebt.
Wichtig für die Krankenhausmanagerin war zudem die Authentizität der Employer-Branding-Aktivitäten: "‚Teamgeist erleben‘ - das ist es, was unsere Mitarbeiter als für unser Haus prägend sehen, daher lautet so auch der Claim der Kampagne. Das für uns Schönste aber ist, unsere Mitarbeiter zeigen Gesicht für Ihre Häuser. Alle Pflegekräfte auf unseren Plakaten sind Mitarbeiter."
Neben den drei medizinischen Schwerpunkten Orthopädie, Kardiologie und Gefäß- und Endovaskularchirurgie sei strategisch vor allem die Pflege auf allerhöchstem Niveau wichtig für die optimale Betreuung von Patienten innerhalb des Belegarztsystems der Frankfurter Kliniken.
Die mit 99 Prozent praktisch ausnahmslos examinierten Pflegekräfte sicherten dabei die Qualität und seien die größte Personalgruppe der Kliniken, wie Friers verdeutlicht. "Im ersten Jahr der Kampagne werben wir vor allem um examinierte Pflegekräfte für den Stations- und Funktionsdienst." Ohne Frage spreche die Kampagne, für die die Kliniken positive Rückmeldungen erhalten hätten, auch andere Berufsgruppen an.
Kampganen-Microsite etabliert
Um die potenziellen Bewerber bestmöglich zu erreichen, setzten die Kliniken auf verschiedene moderne Kommunikationskanäle. So sei unter www.teamgeist-erleben.de eigens eine Kampagnen-Microsite eingerichtet worden, die flankiert werde über Image-Videos zur Kampagne im YouTube-Kanal der Kliniken. Eine Besonderheit des Image-Videos sei gewesen, wie Friers betont, dass die Mitarbeiter kein Drehbuch erhalten hätten, sondern alle Ideen direkt aus ihren Reihen gekommen seien.
Nach Angaben des Employer Branding Report 2011 der Jobplattform StepStone setzen zwei Drittel der Unternehmen weniger als 20 Prozent ihres Personalkommunikationsbudgets für das Employer Branding ein.