Münsterland
Kooperation soll Kliniken das Leben retten
Das geplante Krankenhausstrukturgesetz wird die Kliniken im Münsterland unter Zugzwang bringen. Die sektorübergreifende Kooperation könnte ein Ausweg aus der Misere sein.
Veröffentlicht:MÜNSTER. Krankenhäuser nehmen im Münsterland als Versorger, Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor eine wichtige Rolle ein. Aber bei vielen Einrichtungen haben Probleme - finanziell, organisatorisch und personell.
In der Summe ist mehr als jedes sechste Krankenhaus in Deutschland (16 Prozent) von der Insolvenz bedroht, so ein Ergebnis des aktuellen Krankenhausrating-Reports des Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), der Stiftung Münch und der Philips GmbH, der auf dem diesjährigen Hauptstadtkongress in Berlin vorgestellt wurde. Der Report beruht auf einer Stichprobe von rund 750 Jahresabschlüssen der Jahre 2012 und 2013.
Tritt das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf den Weg gebrachte Krankenhausstrukturgesetz Anfang kommenden Jahres in Kraft, so stehen die Kliniken unter einem noch höheren Kostendruck, so die Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Es ist Zeit für sie zu handeln.
Unerwünschter Klinikwettbewerb
"Unser Ziel muss es sein, die regionale Gesundheitsversorgung der Bevölkerung gemeinsam optimal zu gestalten", postulierte der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Münster, Professor Norbert Roeder, vor diesem Hintergrund vor Kurzem auf dem "Forum Gesundheitswirtschaft Münsterland".
Bei dem Expertentreffen standen sektorübergreifende Strukturen, Kooperationen und Netzwerke im Fokus, wie die Wirtschaftsförderung Münster (WFM) informiert.
"Krankenhäuser sollen nicht primär im Wettbewerb stehen. Sie sollen sich miteinander vernetzen und über das Leistungsangebot sprechen", ergänzte Roeder. Zur Beschleunigung der Abstimmungsprozesse sei das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland gegründet worden.
"Unsere Stärke liegt in der Vielfalt der Kompetenz- und Handlungsfelder", erläuterte Roeder in seiner Rolle als Vorstandsmitglied des Netzwerks. Zahlreiche Akteure vor Ort versuchten in verschiedenen Kooperationsmodellen, die Versorgung kontinuierlich zu verbessern.
Schützenhilfe aus Heidelberg
Begibt sich die Gesundheitswirtschaft Münsterland mit ihrem Ansinnen nach sektorübergreifender Kooperation auf einen Irrweg? Eher nicht, fand die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, Irmtraut Gürkan, und bestätigte die Bedeutung von Kooperationen.
Die Grundlage der hohen Leistungsfähigkeit ihres Hauses zum Beispiel bildeten Fusionen und Beteiligungen, Kooperationen mit personeller Verzahnung sowie die Besetzung von Chefarztpositionen in Personalunion. Als weitere Erfolgsfaktoren bezeichnete die Krankenhausmanagerin laut WFM die Gestellung von Fachärzten sowie die Erbringung medizinischer Sekundärleistungen für Partner.
Diese Aktivitäten führten unter anderem zur Sicherstellung der Grund- und Regel- sowie der Maximalversorgung. Gewährleistet sei auch die optimale Ressourcenauslastung der Partner durch Selektion der Patienten nach Fallschwere, so Gürkan. Zudem zeige sich der Wert von Kooperationen in Qualitätsverbesserungen, in der Erlössituation und in der Nachwuchsförderung.
"Insgesamt ist es wichtig, ein gemeinsames Ziel, eine klare Strategie und die Stringenz bei der Umsetzung zu haben", betonte Professor Michael Lingenfelder von der Philipps-Universität Marburg mit Blick auf die Erfolgsfaktoren von Clustern, Versorgungsnetzen und Systempartnerschaften in der Medizin.
Basis für die Qualität eines Versorgungsnetzwerks sei unter anderem ein guter Zugang der Patienten zu medizinischen Einrichtungen sowie die Koordination und Kontinuität der Versorgung.