Thüringen
Krankenhausspiegel macht Qualität transparent
Selbst bei planbaren OPs wählen die meisten Patienten in der Regel die Klinik um die Ecke. Wonach sollen sie sich auch richten? Der Krankenhausspiegel bereitet in Thüringen nun Daten der externen Qualitätssicherung auf - ein Wegweiser durch Thüringens Kliniklandschaft.
Veröffentlicht:ERFURT. Ein Krankenhausspiegel hilft Patienten in Thüringen künftig bei der Kliniksuche. Als erstes Flächenbundesland nutzt Thüringen dafür die Daten der externen Qualitätssicherung und stellt sie in verständlicher Sprache und grafisch aufbereitet ins Internet.
Vorbei die Zeiten, als sich interessierte Laien selbst durch die dicken Qualitätsberichte quälen mussten. Zunächst beteiligen sich 18 von 39 Akutkliniken an dem Vorzeigeprojekt der Landeskrankenhausgesellschaft, das bereits online verfügbar ist.
"Das ist unser Beitrag, um Qualität transparent zu machen", sagt die Verbandsvorsitzende Gundula Werner, zugleich Chefin des Klinikums Altenburger Land.
Das Internetportal legt detaillierte Informationen für häufige und anspruchsvolle Operationen offen. Vorerst für 14 Behandlungsgebiete, darunter Brustkrebsoperationen, Einsatz von Herzschrittmachern, Gelenkersatz an Hüfte und Knie oder Bypassoperationen.
Erfasst werden rund 150 Qualitätsmerkmale, etwa Fallzahlen und die Einhaltung fachlicher Kriterien. Beispiel Hüftgelenkoperation, ein Eingriff also, der planbar ist: Im Portal erfährt der Patient, welche Krankenhäuser wie oft im Jahr ein künstliches Hüftgelenk einsetzen, wie häufig Komplikationen auftreten oder wie gut durchschnittlich die Gehfähigkeit bei der Entlassung ist.
Die Ampel steht auf rot oder grün
Auf Fußnoten und Randerklärungen wird zwar nicht vollständig verzichtet, allerdings bekommt der Nutzer mittels einer grünen oder roten Qualitäts-Ampel eine erste Orientierung. Maßstab sind die Durchschnittsresultate auf Landes- und Bundesebene. Verstecken müssen sich die Thüringer Kliniken nicht, betont Werner.
In vielen Bereichen liege man über dem Bundesdurchschnitt - insbesondere bei Brustkrebsoperationen, in der Gynäkologie und in der Geburtshilfe. Auch kleine Häuser könnten da mithalten. Der Krankenhausspiegel soll fortlaufend ausgebaut werden.
"Patienten wollen und sollen heute gut informiert sein", sagte Matthias Wesser, Präsident der Landesärztekammer. Die zusätzliche Nutzung der Qualitätssicherungsdaten sei sinnvoll, könne aber nicht alleiniges Entscheidungskriterium sein.
"Ein Gespräch zwischen Arzt und Patient kann der Krankenhausspiegel natürlich nicht ersetzen", betont der Kardiologe.
Auch als Ranking sei die Glasnost-Initiative in eigener Sache nicht gedacht, sagt Werner. "Es ist nicht das Ziel des Krankenhausspiegels, die besten Kliniken zu ermitteln." Es gehe vielmehr um eine Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit.
"Die Qualität der Krankenversorgung in den einzelnen Kliniken wird vergleichbar. So entsteht ein gesunder Wettbewerb. Die Häuser können voneinander lernen."
Vor allem kommunale Häuser dabei
Bisher haben sich vor allem kommunale Kliniken, die Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft sowie des Deutschen Roten Kreuzes angeschlossen. Vom kleinen Spezialkrankenhaus bis zur Universitätsklinik in Jena ist die Bandbreite groß. Private Häuser - wie etwa das Helios-Klinikum in Erfurt - sind nicht dabei. Es gibt laut Krankenhausgesellschaft jedoch weitere Interessenten.
Das Know-how für das Portal hat sich die Krankenhausgesellschaft aus Hamburg geholt, wo schon seit mehreren Jahren ein Wegweiser durch den Klinikdschungel angeboten wird.
Nur in Bremen und seit 2008 auch in den Krankenhäusern von Hannover und Umgebung ist derzeit eine ähnliche Vergleichsmöglichkeit für Patienten im Internet verfügbar.