Selbstzahlerleistung
Krankenkassen sehen Lerneffekt bei Ärzten
Der vor fünf Jahren gestartete IGeL-Monitor zeigt Wirkung im Versorgungsalltag. Ärzte zügeln ihre IGeL-Aktivitäten, frohlocken die Kassen.
Veröffentlicht:BERLIN. Insgesamt 45 Bewertungen und Beschreibungen hat der IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbands (MDS) seit seiner Gründung vor fünf Jahren veröffentlicht. Die Voten fallen überwiegend negativ aus. Die Resonanz auf das Portal zur Bewertung von Selbstzahlerleistungen bei der Ärzteschaft bleibt gespalten.
"Es gibt sehr unterschiedliche Reaktionen aus der Ärzteschaft", sagte MDS-Geschäftsführer Dr. Peter Pick am Donnerstag in Berlin. Er verwies darauf, dass der IGeL-Monitor im Prinzip das Gleiche fordere wie der IGeL-Ratgeber, den Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) 2015 herausgegeben haben: einen seriösen Umgang mit IGeL, ausreichende Information, Bedenkzeit und Rechnungsstellung.
"Wir sehen eine positive Entwicklung bei den Ärzten", sagte Pick. Die Dynamik des Marktes sei nach wie vor da, aber Leistungen, die der IGeL-Monitor negativ oder tendenziell negativ bewertet hat, würden eher weniger angeboten. "Die Bewertungen des IGeL-Monitors werden wahrgenommen und beeinflussen auch Ärzte", so Pick. Rund 2000 Nutzer pro Tag verzeichnet das Bewertungsportal im Durchschnitt.
Von den bisherigen Bewertungen des IGeL-Monitors fielen vier negativ und 17 weitere tendenziell negativ aus. 15 Mal lautete das Urteil zur Nutzen-Schaden-Bilanz "unklar", und nur drei IGeL wurden tendenziell positiv bewertet. Auch die beiden jüngsten Bewertungen lauten wieder: "tendenziell negativ". Dieses Urteil fällte der IGeL-Monitor aktuell für den Lungenfunktionstest (Spirometrie) zur Früherkennung von Asthma und Chronisch Obstruktiver Bronchitis (COPD) und für das EKG zur Früherkennung einer koronaren Herzkrankheit jeweils bei Patienten ohne Symptome.
Der MDS appellierte in diesem Zusammenhang zu einem sorgfältigeren Umgang mit freiwilligen und zusätzlichen Früherkennungsmaßnahmen. "Auch wenn Früherkennungsuntersuchungen meist sehr positiv von Patienten und Ärzten gesehen werden – sie sind nicht per se nützlich. Sie können schaden – durch Übertherapien, Überdiagnosen, Belastung durch Tests oder auch dadurch, dass sie dem Patienten eine falsche Sicherheit vorgaukeln", so Dr. Michaela Eikermann, Leiterin des Bereichs evidenzbasierte Medizin beim MDS.
Die neuen Bewertungen präsentiert der IGeL-Monitor nun auch auf einer neu gestalteten Homepage, die jetzt auch auf mobilen Geräten genutzt werden kann. Die App für den Offline-Betrieb wurde dagegen abgeschafft.