Hamburg

Krebskranke in Klinik falsch bestrahlt?

Zehn Krebspatienten sollen zu geringe Strahlendosen im Asklepios-Klinikum Hamburg-St. Georg erhalten haben. Daneben seien bei Prüfungen weitere Mängel festgestellt worden, heißt es.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Eingangsbereich der Asklepios Klinik St. Georg (Archivbild): Bei der Untersuchung von Geräten sollen Prüfern Mängel aufgefallen sein.

Eingangsbereich der Asklepios Klinik St. Georg (Archivbild): Bei der Untersuchung von Geräten sollen Prüfern Mängel aufgefallen sein.

© Malte Christians / dpa

HAMBURG. Im Asklepios-Klinikum Hamburg-St. Georg sind zehn Krebspatienten mit zu geringen Strahlendosen behandelt worden. Das haben unabhängig voneinander das Klinikum selber und die Ärztekammer Hamburg bei einer Routine-Untersuchung der Geräte festgestellt.

Am Montag hatte die "Hamburger Morgenpost" von den Fällen berichtet: Die Ärztekammer habe im Krankenhaus St. Georg 129 Patientenakten geprüft und neben den Unterdosierungen weitere Mängel festgestellt.

So habe bei 21 Patienten keine Indikation bestanden, seien die Patienten schlecht aufgeklärt worden und die Dokumentation sei fehlerhaft gewesen. Unklar ist bislang, ob dadurch Patienten zu Schaden gekommen sind.

Inzwischen läuft eine parlamentarische Auseinandersetzung in der Hamburger Bürgerschaft zum Thema. Die Grünen und Linken hätten am Montag kleine Anfragen an den Senat gestellt, um den Fall lückenlos aufzuklären, wie es hieß.

Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

Am Dienstag hat sich die Hamburger Staatsanwaltschaft eingeschaltet. "Wir prüfen einen Anfangsverdacht", so Oberstaatsanwältin Nana Frombach zur "Ärzte Zeitung". Im Zweifel könnten fahrlässige Körperverletzung oder fahrlässige Tötung in Betracht kommen.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) drängt, "die erhobenen Vorwürfe genau zu prüfen".

Das Klinikum bestätigt die Fehlbestrahlungen im Zeitraum von 2010 bis 2013. "Die Unterbestrahlung ist auf ein unsicheres Kalkulationsprogramm eines Bestrahlungsgeräts zurückzuführen", so das Klinikum in einer Mitteilung.

"Die Vorwürfe einer Überdosierung, fehlender Indikation, manipulierter oder fehlender Dokumente beziehungsweise mangelnder Aufklärung weisen wir ausdrücklich zurück", so das Klinikum weiter.

"Alle Patienten litten an weit fortgeschrittenen oder wieder aufgetretenen Krebserkrankungen", hieß es. Die Unterdosierungen seien im März 2013 vom Klinikum der Hamburger Gesundheitsbehörde gemeldet worden.

"Dass Menschen durch die Fehlbestrahlung zu Schaden gekommen sind, hat niemand behauptet," hat Mathias Eberenz, Sprecher des Klinikums, der "Ärzte Zeitung" gesagt. Unklar sei auch, wie viele der bestrahlten schwer kranken Patienten heute noch leben.

"Es sind auf jeden Fall mehr als zwei", so Eberenz.

Der Hamburger Gesundheitsbehörde liegt ein Prüfbericht der Ärztekammer Hamburg vor. "Der Bericht der Hamburger Morgenpost ist im Kern richtig", sagt Sandra Wilsdorf, Sprecherin der ÄK Hamburg.

"Etwa alle zwei Jahre prüfen wir die Röntgengeräte und die Geräte der Strahlentherapie- und Nuklearmedizin in Hamburg." Dabei seien die Unregelmäßigkeiten in St. Georg aufgefallen. Näheres wollte Wilsdorf nicht sagen.

"Fehlinterpretation" als Ursache

Die Hamburger Gesundheitsbehörde bestätigte die Mängel bei der Bestrahlung im Krankenhaus St. Georg, "wie beispielsweise fehlende Indikation und Dokumentationsfehler". Die Behörde hatte aufgrund des Berichtes der ÄK Hamburg das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingeschaltet.

"Danach resultierten die fehlerhaften Bestrahlungen (Unterdosierungen) aus einer Fehlinterpretation der Dosisverteilung im Bestrahlungsplan", hieß es. Inzwischen seien die Mitarbeiter geschult und die Gerätesoftware aktualisiert, so das Klinikum.

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