Kongress für Labormedizin
Laborärzte beklagen zunehmenden Fachkräftemangel
Beim Kongress für Laboratoriumsmedizin adressieren die Laborärzte die weiter drohenden Fachkräfteengpässe in Laboren. Kann mehr Geld vom Staat helfen? Ein runder Tisch soll her, fordern die Ärzte.
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Laboranforderung mit Blutproben: Die Vorgänge im Labor sind zwar weitgehend automatisiert, aber ohne Fachkräfte geht es nicht.
© Henrik Dolle
Mannheim. Das zum Jahreswechsel 2022/2023 in Kraft getretene Gesetz über die Berufe der Medizinischen Technologie (MTBG) hat seine Wirkung noch nicht entfalten können – zumindest nicht für die Betreiber privater Laboratorien. Zu diesem Schluss kam Dr. Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL), am Freitag in Mannheim beim Deutschen Kongress für Laboratoriumsmedizin.
Der BDL sieht einen zunehmenden Personalmangel in medizinischen Laboren, wie auch vom Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) auf der gesundheitspolitischen Bühne schon während der Corona-Pandemie immer wieder adressiert worden ist.
Eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung komme, wie Bobrowski in Mannheim laut einer BDL-Mitteilung hinwies, zu dem Ergebnis, dass fehlendes Personal in den meisten medizinischen Laboratorien die derzeit größte Gefahr für die wohnortnahe Versorgung mit Leistungen der Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie darstelle.
Die Stiftung wies in ihrem 2020 erschienenen Update zur Branchenanalyse Laboranalytik darauf hin, dass sich in den Berufen im medizinisch-technischen Laboratorium die Altersstruktur weiter verschoben habe und mittlerweile in diesem Bereich mehr als ein Viertel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 55 Jahre und älter seien. Daher müssten sich auch die Labore künftig stärker mit der Thematik der Fachkräftegewinnung auseinandersetzen.
Teilzeitwunsch ein Jobverhinderer?
„Die Ausbildungszahlen gehen bereits seit Jahren deutlich zurück, da viele MTA-Schulen geschlossen wurden“, wird der BDL-Vorsitzende weiter zitiert. Zudem sei eine zunehmende Tendenz zur Teilzeitarbeit zu beobachten, so dass viele Stellen in den Laboren trotz der mittels MTBG eigentlich attraktiver gewordenen Ausbildung – unter anderem hat es den Weg freigemacht für eine bessere Ausbildungsvergütung – nicht mehr besetzt werden könnten.
Zudem fehlten in vielen Laboratorien Ausbilder, um die personal- und ressourcenintensive Praxisanleitung umzusetzen. Während die Ausbildung bisher durch die MTA-Schulen erfolgt sei und in den Laboratorien die Praktika absolviert wurden, seien die Schüler jetzt an den Krankenhäusern angestellt und erhielten die theoretische Ausbildung an den Schulen.
„Die Kompensation der Kosten für die Schulausbildung, die notwendige Freistellung und Qualifikation der Praxisanleiter und die Ausbildungsvergütung, die durch Ausbildungszuschläge auf die stationären Fälle erfolgen sollte, sind bei weitem nicht ausreichend“, mahnte der BDL-Vorsitzende in diesem Zusammenhang.
Corona-Booster hat seine Wirkung verloren
Dies gelte sowohl für den stationären als auch für den ambulanten Bereich. Die Folge: Nach dem großen Interesse an Laborjobs während der Corona-Pandemie seien die Bewerberzahlen und die Anzahl der Ausbildungsstellen stark zurückgegangen. „Das wird zu einer weiteren Verschärfung der Versorgungssituation führen“, warnte der BDL-Vorsitzende.
Um diesen Tendenzen entgegenzuwirken, engagierten sich die medizinischen Labore in Deutschland schon jetzt aktiv in der Nachwuchswerbung – sowohl auf Azubi-Messen als auch durch eine starke Präsenz in sozialen Medien. „Diese Maßnahmen reichen jedoch noch nicht aus“, so Bobrowski. Der BDL schlägt daher einen runden Tisch aller Beteiligten vor. So könnten die Finanzierungsprobleme angegangen und die größtenteils am grünen Tisch beschlossenen Ausbildungsbedingungen für den Nachwuchs an die gelebte Versorgungspraxis in den Kliniken und den niedergelassenen Laboratorien angepasst werden, hofften die Standesvertreter der Laborwelt. (eb)