Uniklinik in Kiel
Lage stabilisiert sich, aber Mängel sind sichtbar
Am UKSH wurden bis Mittwochabend keine neuen Patienten mehr auf den Erreger Acinetobacter baumannii getestet. Bauliche Mängel erschweren aber wohl die Arbeit in der Klinik.
Veröffentlicht:KIEL. Die Situation am Uniklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) hat sich im Laufe der Woche stabilisiert. Bis Mittwochabend wurden am Kieler Campus keine neuen Patienten positiv auf den Erreger Acinetobacter baumannii getestet.
Damit bleibt es bei 31 Patienten, bei denen der multiresistente Keim nachgewiesen werden konnte. Zwölf dieser Patienten sind gestorben, bei neun von ihnen wurde der Keim als Todesursache ausgeschlossen.
Den Kieler Kollegen war nach eigenen Angaben aus der Türkei mitgeteilt worden, dass keine besorgniserregenden Keime festgestellt worden seien. Ein Isolationszimmer sei zum Zeitpunkt der Verlegung nicht frei gewesen.
Hygienemaßnahmen nicht eingehalten?
In der Hektik einer nächtlichen Not-Op des Patienten sei es dann zu einer Ausbreitung des Keims gekommen, weil offenbar nicht die erforderlichen Hygienemaßnahmen eingehalten wurden, so das UKSH.
In Kiel gibt es 16 Betten auf der internistischen Intensivstation, von denen nur vier in Einzel- und die restlichen in beengten Dreibettzimmern stehen.
Diskutiert wird im Norden, inwieweit die seit Jahren bekannten und von der Klinikleitung wiederholt beklagten baulichen Mängel am UKSH die Situation verschärft haben.
Ein Masterplan sieht wie berichtet einen umfassenden Um- und Neubau vor, der in diesem Jahr beginnen soll und erst 2021 abgeschlossen wird. Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) stellte in Aussicht, dass man nicht bis dahin warten will.
"Wir stellen finanzielle Mittel für Ersatzlösungen bereit. Was notwendig ist, muss getan werden", sagte Alheit in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem UKSH.
Durch den Neubau soll die Zahl der Einzelzimmer von derzeit 16 auf 60 am Kieler Campus erhöht werden. UKSH-Chef Scholz kann sich vorstellen, dass es hierfür Zwischenschritte geben könnte, die schneller Abhilfe schaffen könnten.
Zu den jetzt kritisierten baulichen Mängeln sagte Scholz: "Wir haben nie so getan, als wenn es die Mängel nicht gibt."
Gewerkschaften bemängeln dünne Personaldecke
Scholz und Alheit stehen wegen der Pflegesituation und der Krisenkommunikation in der Kritik von Gewerkschaften und Opposition. Die Gewerkschaft Verdi hatte auf zahlreiche Gefährdungsanzeigen der Mitarbeiter wegen der dünnen Personaldecke hingewiesen.
Laut Scholz hat es 2014 Jahr am UKSH 524 Gefährdungsanzeigen gegeben. Bei insgesamt 61 320 jährlichen Schichten auf den 56 Stationen entspreche dies 0,85 Prozent Gefährdungsanzeigen je Schicht, rechnete Scholz vor.
Zugleich nahm er das Personal in Schutz. "Unsere Mitarbeiter geben alles, damit hier sicher behandelt werden kann."
Das Städtische Krankenhaus stellte aber klar, dass der Vorfall am UKSH trotz aller Sicherheitsmaßnahmen auch andernorts hätte passieren können. Scholz nimmt inzwischen eine "Solidarität" anderer Kliniken wahr.
Über die finanziellen Auswirkungen für seine Einrichtung mochte Scholz derzeit noch nicht spekulieren. Nur so viel: "Es wird eine kleine Delle geben, die wird aber nicht bis 2017 dauern."