DRG-Reform

Lauterbach: Ohne Fallpauschalen sollen Kliniken raus aus dem Hamsterrad

Die Ampel-Koalition will die Mengenorientierung in Kliniken überwinden. Perspektive ist die vollständige Überwindung des DRG-Systems in der Krankenhausvergütung.

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„Hamsterradeffekte“ infolge des DRG-Systems: Die Ampel will gegensteuern.

„Hamsterradeffekte“ infolge des DRG-Systems: Die Ampelregierung will gegensteuern.

© Michael Kappeler/dpa

Berlin. Das Vergütungssystem in den Krankenhäusern soll in zwei Schritten reformiert werden. Medizinische Aspekte sollen Ökonomisierung und Fallzahloptimierung ablösen. „Es geht darum, dass wir das System der Fallpauschalen systematisch überwinden wollen“, kündigte Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag vor Journalisten in Berlin an.

Das DRG-System habe sich derart verselbstständigt, dass es zur Belastung für die Versorgung werde, warnte Lauterbach. Am Freitag stehen mit der geplanten Verabschiedung des Krankenhauspflege-Entlastungsgesetzes im Bundestag die ersten vier Schritte der DRG-Reform auf der Tagesordnung des Bundestages. Etwa 420 Millionen Euro im Jahr an Mehrkosten müssten dafür eingerechnet werden.

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Reform soll Qualität treiben

Das aktuelle System schaffe Anreize, so viele Fälle wie möglich zu behandeln, und löse „Hamsterradeffekte“ aus, sagte Lauterbach. Es führe dazu, dass auch Patienten stationär aufgenommen würden, die auch ambulant hätten behandelt werden können oder für die möglicherweise gar keine Behandlung notwendig gewesen wäre.

Im Fallpauschalensystem machten diejenigen Verluste, die ihre Leistungen mit hohem Aufwand und Qualität erbrächten. Diejenigen, die in die Menge gingen und weniger Aufwand betrieben, um Fallpauschalen abrechnen zu können, strichen die Gewinne ein.

Die Fallpauschalen lüden dazu ein, am falschen Ende zu sparen. Das beste Beispiel in der Vergangenheit sei das Sparen an der Pflege gewesen. Hier haben bereits frühere Regierungen gegengesteuert: Die Kosten für die patientennahe Pflege sind aus Qualitätssicherungsgründen bereits aus den Fallpauschalen herausgenommen worden.

Start mit der Kinderheilkunde

Wie die DRG angegangen werden können, soll nun zunächst in vier Bereichen erprobt werden. In der Kinderheilkunde soll in einem Korridor von 80 bis 100 Prozent der bislang erbrachten Fälle gar nicht mehr gefragt werden, wie viele Patienten ein Krankenhaus tatsächlich behandelt hat. „Es gibt immer das gleiche Budget“, kündigte der Minister an. Außerdem solle es Zuschläge für die Geburtshilfe geben.

Eine weitere Neuerung sollen die Tagespauschalen werden. Patienten im Krankenhaus könnten dann zu Hause übernachten, mit den Hybrid-DRG würden Leistungen abgerechnet, als ob sie ambulant erbracht worden seien.

In der kommenden Woche wolle er dann gemeinsam mit den Experten der Krankenhauskommission eine „große Krankenhausreform“ vorstellen. Darin werde dann die komplette Überwindung des Fallpauschalensystems entworfen, so Lauterbach. (af)

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Kommentare
Dr. Detlef Bunk 30.11.202212:29 Uhr

Endlich! Die Verantwortlichen sind aufgewacht. Schluss mit den „Hamsterradeffekten“ des DRG-Systems mit Bereicherung privater Kapitalgeber. Das Krankenhaussystem sollte wieder in die öffentlich Hand und die Behandlung nach indizierten medizinischen Erfordernisse zur Gesundung zeit- und leistungsgerecht bezahlt werden, denn laut WHO 1946 ist „Gesundheit ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ Für einen wichtigen Teil davon sind Medizin und klinische Psychologie angetreten.
Dr. Detlef Bunk
psychol. Psychotherapeut

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