Niels H. verurteilt
Lebenslang für mordenden Pfleger
Der ehemalige Krankenpfleger Niels H. muss wegen Mordes lebenslang in Haft. Er hatte mehrere Patienten eine Überdosis eines Herzmedikaments gespritzt, viele starben daran.
Veröffentlicht:OLDENBURG. Der ehemalige Krankenpfleger Niels H. muss wegen Mordes an Patienten lebenslang in Haft.
Das Landgericht im niedersächsischen Oldenburg verurteilte den Mann am Donnerstag wegen zweifachen Mordes, zweifachen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung an Patienten des Klinikums Delmenhorst.
Außerdem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Im Prozess gestand der Mann sogar, für den Tod von bis zu 30 Patienten verantwortlich zu sein.
Überraschendes Geständnis
Eine Sonderkommission untersucht die mutmaßliche Mordserie, die sich als eine der größten an einem deutschen Krankenhaus entpuppen könnte. Die Ermittler gehen mehr als 200 Verdachtsfällen nach.
Staatsanwaltschaft und Nebenklage hatten eine lebenslange Haftstrafe für den 38-Jährigen gefordert, die Verteidigung war nur von zwei Tötungsdelikten und dreifacher gefährlicher Körperverletzung ausgegangen.
Der Mann hatte lange geschwiegen, dann aber überraschend ein Geständnis abgelegt.
Demnach spritzte er von 2003 bis 2005 insgesamt 90 Patienten eine Überdosis des Herzmedikaments Gilurytmal, das Kreislaufversagen oder andere schwere Komplikationen auslöste.
30 Menschen sollen gestorben sein. Er habe sich unterfordert gefühlt und deshalb die Notfälle provoziert, begründete er die Taten vor Gericht.
In dem Prozess konnten die Richter den Ex-Pfleger nur für die fünf angeklagten Taten verurteilen. Deshalb muss er sich möglicherweise erneut vor Gericht verantworten. Die Ermittlungen der Polizei werden aber noch viele Monate in Anspruch nehmen.
Leichen sollen exhumiert werden
Die Polizei will in den nächsten Wochen acht Leichen exhumieren und auf Spuren des todbringenden Herzmedikaments untersuchen lassen.en.
Für vier weitere Exhumierungen liegen bereits Genehmigungen vor. Die Ermittlungen werden voraussichtlich noch viele Monate in Anspruch nehmen. Am Ende könnte ein neuer Prozess gegen den Ex-Pfleger stehen.
Es gibt aber auch Vorwürfe gegen die Behörden: Die Familien der Opfer werfen der Staatsanwaltschaft schwere Versäumnisse vor.
Das Landgericht hatte den Mann 2008 wegen Mordversuchs an einem Patienten zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Schon damals gab es Hinweise darauf, dass deutlich mehr Taten auf sein Konto gehen könnten.
Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungspannen eingeräumt. Gegen zwei früher zuständige Mitarbeiter besteht der Verdacht der Strafvereitlung im Amt. (dpa)