Studie

Leitende Ärzte hadern mit Kostendruck und Zielvorgaben

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WIESBADEN. Wachsender Kostendruck und anspruchsvolle Zielvorgaben an einen wirtschaftlichen Klinikbetrieb beeinträchtigen leitende Ärzte.

Das zeigt die Studie "Ärzte-Manager 2013" der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Vorgestellt wurde sie am Dienstag auf dem 120. Internistentag in Wiesbaden.

90 Prozent der Teilnehmer fürchteten negative Effekte der Ökonomisierung des Gesundheitswesens auf das Arzt-Patienten-Verhältnis. Ärzte fühlten sich mit den strikten Sparvorgaben der kaufmännischen Geschäftsleitungen allein gelassen, wie die DGIM mitteilt.

Zudem fürchteten sie, dass harte Umsatzziele im Krankenhaus sich negativ auf das Arzt-Patienten-Verhältnis auswirken.Das Gesundheitswesen sei zunehmend von betriebswirtschaftlichen Denkmustern und Management-Paradigmen durchdrungen.

Die Last, in der Klinik "schwarze Zahlen" zu schreiben, ruhe zunehmend auf den Schultern der Ärzte, meint Professor Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel: "Das verschiebt das ärztliche Berufsbild, da Ärzte immer stärker mit Themen konfrontiert sind, die bisher nicht zu ihren Kernaufgaben gehörten."

Umfrage unter 3435 ärztlichen Führungskräften

Die DGIM hat deshalb nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr das Spannungsfeld von Medizin und Klinikmanagement aus Sicht ärztlicher Führungskräfte internistischer Fachabteilungen (ÄFK) untersucht.

Die DGIM befragte unter ihren Mitgliedern 3435 ärztliche Führungskräfte (ÄFK) der ersten und zweiten Führungsebene - Ordinarien, Chefärzte und Oberärzte.

Fast 75 Prozent der Umfrageteilnehmer unter den ÄFK erfahre ehrgeizige betriebswirtschaftliche Leistungsvorgaben von ihrer kaufmännischen Geschäftsleitung. "Diese sind jedoch immer schwieriger zu erreichen, weil unter anderem die Schere zwischen Kosten und Erlösen sich zunehmend spreizt", kommentiert Fölsch.

Bei 38 Prozent der ärztlichen Führungskräfte stehe im Arbeitsvertrag zudem eine Erfolgsbeteiligung. Rund drei Viertel der Befragten bestätigten auch, dass ihnen im Beruf betriebswirtschaftliche Steuerung abverlangt werde. Zudem fühlten sich über 60 Prozent unzureichend an Entscheidungen der kaufmännischen Geschäftsleitung beteiligt.

Eine sehr problematische Entwicklung liege darin, dass die ärztliche Verpflichtung zum Patientenwohl mit den von Kaufleuten vorgegebenen Zahlen immer weniger in Deckung zu bringen sei, so Fölsch: "Durch die Abrechnungspauschalen drohen Patienten zu mehr oder weniger ‚lukrativen Fällen‘ zu werden".

Es entwickle sich eine Kultur, die Pflege und Medizin nur als veräußerbares Produkt und Handelsware verstehe. (maw)

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