Flughafen BER
MVZ startet, Flieger nicht
Wann am geplanten Flughafen BER die ersten Flugzeuge abheben können, steht noch in den Sternen. Abseits der Fliegerei hat sich aber schon eine Menge getan: Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) hat jetzt seinen Betrieb am Terminal aufgenommen.
Veröffentlicht:BERLIN. Es herrscht deutlich mehr Betrieb als erwartet in den Gebäuden am Problem-Flughafen BER. Demnächst dürfte es noch etwas mehr werden.
"Der Flughafen BER ist ein attraktiver Praxisstandort mit großem Potenzial", so Steffen Grebner, Vorsitzender der Geschäftsführung des Klinikums Ernst von Bergmann Potsdam. Die Geschäftsführung ist überzeugt, dass der Flughafen in Betrieb genommen wird.
Doch die Masse der Patienten erwartet sie nicht aus dem Flughafenbetrieb, sondern aus der Umgebung.
Insgesamt rechnet das MVZ im Jahr 2015 mit 3000 Patienten, in den Folgejahren mit bis zu 8000. Der Klinikkonzern geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Patienten aus der Gemeinde Schönefeld kommen werden.
Weitere knapp 40 Prozent der MVZ-Patienten sollen Mitarbeiter des Flughafens und der am Flughafen ansässigen Firmen sein. "Nach Eröffnung des Flughafens sind natürlich auch Reisende eine wichtige Patientengruppe", so Grebner weiter.
Versorgung auf 350 Quadartmetern
Neun Diagnostik- und Therapieräume inklusive eines Röntgenraumes hat die MVZ-Tochter des Bergmann-Klinikums auf 350 Quadratmetern im ersten Stock des Airport Centers in Betrieb genommen. Rund 400.000 Euro hat sie in die Räume am Flughafen BER investiert.
Weitere knapp 200.000 Euro flossen in die Medizintechnik. Neben der Röntgeneinheit gibt es auch Geräte für Ruhe- und Langzeit-EKG, Langzeitblutdruckmessung, Lungenfunktionsprüfung und Ultraschalluntersuchungen. Zwei Räume für ambulante Operationen sind noch im Bau.
Von montags bis freitags bieten nun der Unfallchirurg und Chirurg Dr. Richard Mai und die Allgemeinmedizinerin Dr. Susanne Zix regelmäßige Sprechstunden an. Beide Ärzte sind angestellt. Sie werden unterstützt von zwei Medizinischen Fachangestellten, einer davon ist zugleich Röntgenassistent.
Für die 49-jährige Hausärztin ändert sich mit der neuen Tätigkeit nicht viel. Sie war lange im Berliner Haus der Gesundheit angestellt, bevor sie nach Potsdam und jetzt nach Schönefeld wechselte. "Ich schätze es sehr, mit der Klinik zusammenzuarbeiten", sagte Zix der "Ärzte Zeitung".
Patienten mit komplizierten Krankengeschichten schickt sie auf schnellem Weg direkt zu den Experten im Klinikum. So konnte sie einem jungen Patienten, der seit zwei Jahren Durchfälle hatte, an die gastroenterologische Sprechstunde des Klinikums verweisen.
Doch nicht nur von ihrem neuen Arbeitgeber, auch von ihrem neuen Praxisstandort ist sie überzeugt: "Die Versorgung ist hier nicht sehr gut. Ich denke schon, dass wir hier gebraucht werden", sagt Zix.
Die gebürtige Berlinerin übt die Hausarztmedizin gern angestellt aus. "Wenn man Familie hat, ist es vorteilhaft, wenn man sich im Beruf nicht um alles kümmern muss", sagt sie. Jetzt freut sie sich auf abwechslungsreiche Arbeit am Großflughafen in spe.
Zwei Jahre bis zum Break Even
Die MVZ-Tochter des Bergmannklinikums will die Entwicklung des Schönefelder MVZ zunächst beobachten. Schönefeld ist der dritte Standort nach Potsdam und Kleinmachnow im Süden von Berlin, wo das Klinikum ein MVZ betreibt.
Rund zwei Jahre wird es nach Einschätzung des kaufmännischen Geschäftsführers Thomas Pfeiffer dauern, bis die Flughafen-Praxen so angelaufen sind, dass sie den Break Even erreichen können. Dann ist nicht ausgeschlossen, dass weitere MVZ-Praxen in das Airport Center einziehen.