Öffentlicher Beschuss
Mängel-Vorwürfe gegenüber Kliniken Südostbayern
Anonyme kritisieren in einem Brief an Regionalpolitiker, bei einem Klinikbetreiber in Bayern gebe es Versorgungsmängel bei Intensivpatienten. Die Kliniken wehren sich und prüfen rechtliche Schritte.
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Die Augen der Kommunalpolitik richten sich im Moment auf die Kreisklinik Bad Reichenhall.
© Kliniken Südostbayern AG
BAD REICHENHALL. Zu großer wirtschaftlicher Druck, zu geringe Personalausstattung sowie Mängel in der Hygiene – mit diesen Vorwürfen zur Versorgungsqualität sieht sich derzeit die Kliniken Südostbayern AG ausgesetzt, wie die Regionalzeitung "Berchtesgadener Anzeiger" berichtet hat.
Demnach gab es einen anonymen Brief, der der Redaktion nach eigenen Angaben vorliegt, und der schon im März an den Landrat des Landkreises Berchtesgadener Land, Georg Grabner, sowie die Bürgermeister der Städte Bad Reichenhall, Berchtesgaden und Freilassing gesendet worden sei.
Gremium zur Aufklärung gefordert
Ausdrücklich genannt worden sei in dem Brief vor allem der Bereich der Intensivstationen. Knappes Personal, zu wenig Zeit und unzureichende Vorbereitung für wichtige Aufgaben wie die Desinfektion von Geräten seien als konkrete Probleme benannt worden. Insbesondere habe es dadurch schon mehrere Fälle gegeben, in denen sich Intensivpatienten in der Klinik mit Krankenhauskeimen angesteckt hätten.
Die unbekannten Verfasser sollen in dem Schreiben zudem gefordert haben, dass sofort ein Gremium zur Lösung der Probleme einberufen werde. Diesem sollten Vertreter aus Politik, Aufsichtsrat, Klinikleitung, Ärzten, Pflege und Ethikkommission angehören.
Sie sollten umgehend dafür sorgen, dass die benannten Mängel abgestellt würden. Andernfalls werde der Brief im Mai öffentlich gemacht, wie inzwischen geschehen. Zuletzt berichteten mehrere regionale und überregionale Medien.
Klinikvertreter wiederum wiesen die Vorwürfe Berichten zufolge von sich. Es habe infolge des Briefes bereits interne und externe Überprüfungen der Qualität gegeben.
Bisher habe sich dabei aber keine der Vorhaltungen bestätigt. In der nächsten Zeit sollten noch weitere Prüfungen folgen. Zudem hätten die Kritiker bestehende interne Wege nicht beschritten, was nicht nachvollziehbar sei.
Weder Betriebsrat noch Vorstand oder Aufsichtsrat hätten von der Kritik vorab etwas erfahren. Stattdessen hätten sich die Verfasser mit ihren Forderungen direkt an die Politik gewandt.
Dies habe der Klinik geschadet, die nun rechtliche Schritte prüfen wolle. Vertreter der Klinik und Landrat Grabner waren bis Freitag nicht für eine persönliche Stellungnahme zu erreichen.
Niedergelassene loben Kooperation
Dr. Reinhard Reichelt, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Berchtesgadener Land, nannte die Kooperation mit den Kliniken gegenüber der "Ärzte Zeitung" gut.
Die inhaltlichen Vorhaltungen könne er von außerhalb nicht beurteilen, davon habe er nur gehört. Er sehe aber grundsätzliche Schwierigkeiten im Gesamtsystem.
"Ich denke, dass die Personalsituation angespannt ist, das betrifft aber alle Kliniken", so Reichelt. Kostendruck und die nicht zuletzt dadurch bedingte Personalknappheit seien generell eine "katastrophale Entwicklung".