Chirurgie

Medizinroboter auf dem Vormarsch

Immer mehr medizinische Roboter halten Einzug in die stationäre Versorgung. Sie erlauben laut einer Studie der International Federation of Robotics unter anderem hochspezialisierte Eingriffe in Mikrostrukturen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Die Medizinrobotik hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem der dynamischsten und interdisziplinärsten Felder der modernen Robotik entwickelt.

Sie verfügt über ein starkes kommerzielles Potenzial: Im Zeitraum 2014 bis 2017 werden weltweit wahrscheinlich 7130 Medizinroboter - zum Beispiel für die minimal invasive Chirurgie - verkauft werden.

Davon geht die International Federation of Robotics (IFR) in ihrer Studie "World Robotics: Service Robots 2014" aus.

Der Untersuchung zufolge sei zwar im vergangenen Jahr der Absatz von Medizinrobotern mit 1286 Einheiten um knapp zwei Prozent im Vergleich zu 2012 gesunken, jedoch sei das Potenzial vielversprechend.

Die IFR betont in ihrer Studie explizit die Hochwertigkeit der Medizinroboter im Segment der Serviceroboter. So stellten die 1286 im Jahr 2013 abgesetzten Medizinroboter zwar nur sechs Prozent aller verkauften Serviceroboter dar, sorgten aber gleichzeitig für 41 Prozent des gesamten Umsatzvolumens.

Der Durchschnittspreis eines Medizinroboters habe demnach rund 1,5 Millionen US-Dollar inklusive Zubehör und Services betragen. Daher gingen die Anbieter immer mehr dazu über, Interessenten Leasingverträge anzubieten.

Großes Potenzial in der Chirurgie

Wie die IFR, so rechnet auch das am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) angesiedelte Institut für Robotik und Mechatronik mit weiteren innovativen Lösungen auf dem Feld der medizinischen Robotik.

Laut DLR haben sich Robotik und Mechatronik in den vergangenen Jahrzehnten in zahlreichen medizinischen Anwendungen etabliert. Insbesondere die Chirurgie besitze großes Potenzial für den Einsatz von Robotersystemen.

Dabei sei es aber nicht das Ziel der Medizinrobotik, den Chirurgen zu ersetzen. Stattdessen würden den Ärzten zusätzliche Behandlungsoptionen eröffnet, welche dem Patienten zugutekämen. Obwohl diese Technologie erst am Anfang stehe, werde sie die Chirurgie der Zukunft deutlich verändern, prognostizieren die DLR-Experten.

Wie vielfältig die Einsatzgebiete von Medizinroboterlösungen sein kann, zeigt ein Blick auf vergangene Forschungsaktivitäten des Instituts.

Diese umfassen nach eigenen Angaben unter anderem die Implementierung einer robotergestützten Endoskopführung (1996 - 2008), die Entwicklung des Herzunterstützungssystems (VAD) DLR Herz (2002 - 2004), welches an die Dualis MedTech GmbH lizenziert worden sei, sowie die Entwicklung des vielseitig einsetzbaren Chirurgieroboters DLR KineMedic (2002 - 2007) in Kooperation mit dem IT-Spezialisten Brainlab AG.

Ein wesentlicher Vorteil der Medizinroboter ist aus Sicht der Non-Profit-Organisation IFR, dass sie neuartige Techniken und Therapien erlauben, für die operative Eingriffe in die Mikrostruktur notwendig sind. Als Einsatzgebiete werden die Neurochirurgie und die Zellimplantation genannt.

Als Praxisbeispiel wird ein Hexapod-System angeführt, das mittlerweile bei chirurgischen Eingriffen eine Präzision mit einer Abweichung von weniger als zehn Mikrometern ermögliche.

Mobile Roboterplattform für Op aus der Ferne

Dass die Op-Roboter auch in der breiten Bevölkerung auf eine immer größere Akzeptanz stoßen werden, steht für die IFR außer Frage. Dies sei der Erfahrung und dem Wissen geschuldet, die im Zusammenhang mit den sich bereits in Betrieb befindlichen Systemen hätten gewonnen werden können.

Zudem werde die Anzahl der Op, die den Einsatz fortgeschrittener Technik erfordern, wachsen. Darüber hinaus seien mittlerweile neue Systeme entwickelt worden oder seien in der Prototypphase und warteten auf ihre Marktzulassung durch die zuständigen Behörden.

Mehr als 450.000 Prozeduren mit Medizinrobotern seien nach Schätzung der IFR 2012 weltweit erfolgt. Im Jahr 2000 seien dies erst 1000 Eingriffe gewesen, zehn Jahre später immerhin schon knapp 300.000.

Eine spezielle Entwicklung stellen laut Studie "Remote Healthcare Systems" dar. So gebe es eine mobile Roboterplattform, die es dem operierenden Arzt erlaube, den Eingriff aus der Ferne vorzunehmen.

Der Roboter verfüge über ein Panorama-Visualisierungssystem und intuitive Schnittstellen. Zudem könnte Medizintechnik wie elektronische Stethoskope, Otoskope oder Sonografie angeschlossen werden, die die Daten direkt zu dem behandelnden Arzt übertragen.

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